Versicherungssache Sturmschaden: Die Geschichte des tapferen, kleinen Zauns

Ein klassischer Mimikama-Faktencheck ist das hier keiner, doch der Text ist einfach zu gut, dass wir ihm hier nochmals eine Bühne geben möchten.
Auf Facebook tummelt sich dieser Text unzählige Male. Einer der meistgeteilten Beiträge dazu ist dieser hier aus dem Jahr 2013:

„MUSS man lesen (lange nicht mehr so gelacht ) !

Diesen Text schrieb eine Versicherungsnehmerin an ihre Versicherung.
Sie wurde aufgefordert, zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ein Sturmschaden an ihrem Gartenzaun entstanden ist…
(der Text er sorgte bei der Versicherung für große Heiterkeit).

Sehr geehrte Damen und Herren!
Sie fordern eine Begründung, wie es dazu kam, dass mein Zaun von einem Sturm zerstört worden ist. Nach anfänglicher Ratlosigkeit, was man da wohl schreiben soll, ich dennoch gezwungen bin zu antworten, um meine Pflichten als anständiger Versicherungsnehmerin nachzukommen, trage ich nun ordnungsgemäß vor:

„Die Sonne wärmt die Luft weltweit unterschiedlich. Wo sie senkrecht auf die Erde trifft (am Äquator), wärmt sie stärker als da, wo sie schräg auftrifft (Nord- und Südpol). Und über Land wärmt sie stärker als über dem Meer. Aufgewärmte Luft dehnt sich aus, der Luftdruck wird an diesen Stellen höher (man nennt das „Hochs“). An kühleren Stellen bleibt der Luftdruck niedrig („Tiefs“). Die Luft versucht, diese Druckunterschiede wieder auszugleichen: Sie strömt von Gebieten mit hohem Luftdruck in Gebiete mit niedrigem Luftdruck- je größer die Druckunterschiede sind, um so schneller bewegt sich die Luft.

Mit 6 Km/h, nennt man das Wind. Ab 75 Km/h nennt man diese Bewegung Sturm, ab 118 Km/h Orkan. So schnell ist die Luft aber nur bei extremen Druckunterschieden. Ein solcher Druckunterschied lag am Schadenstag über Deutschland vor. Zur Unglückszeit passierte schnelle Luft den Großraum Hessen, wobei sie auch durch Asterode und an meinem Haus vorbeikam.

Da mein Haus der schnellen Luft im Wege stand, sollte es weggepustet werden. Das jedoch ließ mein treuer Zaun nicht zu. Um das Haus zu schützen, hat sich mein armer Zaun mit aller Kraft gegen die schnelle Luft gestemmt. Es gelang ihm zunächst, sich und das Haus erfolgreich zu verteidigen, so dass die schnelle Luft gezwungen war, den Weg durch das Nachbarhaus zu nehmen. Als das große Dach des Nachbarhauses in einem Stück vorbeigeflogen kam, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt, muss mein Zaun erschrocken oder zumindest kurz abgelenkt gewesen sein. Die schnelle Luft hat ihre Chance sofort genutzt und meinen treuen Zaun heimtückisch niedergedrückt. Der Held brach zusammen und starb noch am Boden liegend vor dem Haus, welches er jedoch immerhin erfolgreich beschützt hatte.“

Das ist meiner Ansicht nach der Vorgang, so wie er sich real zugetragen hat. Es könnte jedoch auch weniger dramatisch gewesen sein und der Fall ist als ganz gewöhnlicher Sturmschaden zu behandeln, dem nichts hinzuzufügen ist, außer dass an dem Tag in Asterode – wie in ganz Deutschland – Sturm war.
Sollte weiterer Vortrag notwendig sein, Zeugenaussagen begehrt oder Ihrer Ansicht nach eine Obduktion des Zaunes erforderlich sein, stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen“

Facebook Beitrag (sic!)

Schilderung des Sturmschadens: Urheber unbekannt

Natürlich machten wir uns auf die Suche nach der Urheberin dieses Textes. Der älteste Fund dazu stammt wohl von 2008 aus dem Forum „Suppornet“, geschrieben von einer „Kati“. Hier ist zwar beim Thread direkt kein Datum angegeben, aber anhand des Links „supportnet.de/fresh/2008/9/id2154855.asp“ vermuten wir eine Datumszuordnung von 2008/9: September 2008.

Dahinter reiht sich ein Eintrag von keywelt-board.com vom 5. Februar 2009 und Bauweltenforum vom 19. Februar 2009. – Doch auch hier erfährt man nichts über die Verfasserin.

Der Text begeistert allgemein sämtliche Internet-Nutzer. Auch offline sorgt er für Lacher: David Nathan und Simon Jäger haben den Text bei der Primavista Lesung am 22.8.2013 in Berlin vorgetragen und damit für gute Laune gesorgt.

Der Ort des Geschehens

Im Text wird Hessen, Asterode, angeführt. – Zumindest bezogen auf den meistgeteilten Text.
Mittlerweile gibt es jedoch bereits Variationen, in denen die Ortsangaben verändert wurden, wie beispielsweise HIER (Niedersachsen, Braunschweig) oder HIER (Bad Aussee, Österreich).

Konzentrieren wir uns allerdings auf Hessen und gehen wir weiter vom Jahr 2008 aus, gab es hier beispielsweise „Emma“. Das Orkantief fegte im Frühjahr mit Windspitzen bis zu 150 km/h über Deutschland. Die Unwetterzentrale bezeichnete Emma als den „schwersten, flächendeckenden Sturm seit Kyrill“.
„Landesweit wurden Dächer abgedeckt, Bäume entwurzelt, Autos beschädigt, Bauzäune und Schilder aus der Verankerung gerissen und der Straßen- und Bahnverkehr gestört“, wird in der Sturmdoku 2008 der Deutschen Rückversicherung AG geschrieben.
Kurz darauf folgte das nächste Sturmtief: „Kirsten“

„Emma“ oder „Kirsten“ werden im Text allerdings nicht explizit erwähnt, ausschließen können wir es als verursachende Möglichkeiten jedoch nicht.

Auch, wenn wir hier bezüglich der Ursache eher spekulieren, und auch, wenn wir die Urheberin nicht mit Sicherheit feststellen konnten: Der Text ist einfach zu schön, als dass wir dazu bei unserem Faktencheck nicht einmal ein Auge zudrücken können. 😉

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