YouTube-Alterskontrolle mit Personalausweis – Ist das legal?

Autor: Ralf Nowotny

Artikelbild: Shutterstock / Von Michael Vi
Artikelbild: Shutterstock / Von Michael Vi

Da willst du einfach nur ein Video auf YouTube sehen, doch plötzlich zweifelt die Plattform an deiner Volljährigkeit und will einen Altersnachweis.

Bereits letztes Jahr wurde angekündigt, dass YouTube eine Alterskontrolle einführen wird, welche nun bei immer mehr Nutzern auch auftaucht. Dabei scheint YouTube sehr strikt zu sein, welche Videos nur noch mit einer Altersverifikation gesehen werden können.

Ohne große Ankündigung kann dann plötzlich ein PopUp wie dieses auftauchen:

Das PopUp für den Altersnachweis
Das PopUp für den Altersnachweis

In dem obigen Fall erschien das PopUp bei einem Video über „Public Service Announcements“ (öffentliche Mitteilungen) bezüglich der Gefahren von AIDS. Andere Nutzer berichten in diversen Foren, dass sie das PopUp sahen, als sie das Musikvideo „Sonne“ von Rammstein oder ein Info-Video über Pfeifentabak sehen wollten.

Umgehen lässt sich das nicht: Tippt man auf „Not now“ oder „Nicht jetzt“, kann man das Video einfach nicht sehen. Geht man aber darauf ein, wird der YouTube-Betreiber Google neugierig!

Im ersten Schritt muss man nur das Geburtsdatum bestätigen, doch im nächsten Schritt möchte Google die Kreditkartennummer (dabei warnen wir immer davor, diese im Internet anzugeben!) oder ein Foto eines amtlichen Dokumentes, beispielsweise dem Personalausweis.

Der Personalausweis wird verlangt
Der Personalausweis wird verlangt

Zwar gibt Google an, dass das Foto des Personalausweises in den Teilen unkenntlich gemacht werden darf, die nicht zur Bestätigung der Identität erforderlich sind, doch sind wir ehrlich:
Wie viele Menschen wissen, wie man Fotos derart auf dem Smartphone bearbeitet?

Heikel zudem, dass zusätzlich zugestimmt werden muss, die Datenschutzgrundrechtsverordnung (DSGVO) außen vorzulassen – man muss der Verarbeitung der Identifikationsnummern und der Ausweisdokumente zustimmen.

Darf Google das?

Rechtlich macht Google nichts falsch, so erlauben sie, dass das Personalausweis-Foto geschwärzt werden darf, auch geben sie an, dass jene Kopie gelöscht wird, sobald das Geburtsdatum erfolgreich überprüft wurde.

Bis 2017 war es komplett verboten, Ausweise zu scannen und elektronisch abzuspeichern, doch die Vorschriften wurden seitdem geändert. Nun gelten folgende Regeln für das Ablichten eines Ausweisdokumentes:

  • Ablichtung nur vom Ausweisinhaber oder von anderer Person mit Zustimmung des Ausweisinhabers
  • Ablichtung muss eindeutig und dauerhaft als Kopie erkennbar sein
  • Ausweisinhaber muss ausreichend über die Datenerhebung und -verarbeitung informiert werden und dieser aktiv zustimmen
  • Daten, die der Ausweisinhaber nicht preisgeben möchte, dürfen geschwärzt haben

Gemäß der DSGVO dürfen beispielsweise Finanzdienstleister oder Telekommunikationsanbieter die Kopie des Ausweises verlangen. Auch zum Zweck des Jugendschutzes ist dies legitim, aber hier wird es heikel, denn gemäß § 2 Jugendschutzgesetz dürfen zwar Veranstalter und Gewerbetreibende einen Altersnachweis verlangen, sind aber nicht berechtigt, eine Ausweiskopie zu verlangen.

Und da hakt es, denn Google verlangt, jene Regelung der DSGVO zu missachten und trotzdem ein Foto des Personalausweises zu fertigen. Die Alternative ist leider, viele Videos auf YouTube nicht mehr sehen zu können.

Wie verändere ich ein Foto auf dem Smartphone?

Dafür gibt es viele Apps für Smartphones, beispielsweise „Wasserzeichen auf Fotos hinzufügen“ im Google Playstore (siehe HIER), die sich recht einfach bedienen lassen.

Um Teile des Fotos unkenntlich zu machen, kann man beispielsweise „Point Blur“ aus dem Google Playstore (siehe HIER) verwenden oder eine der vielen anderen Apps zur Bearbeitung von Fotos.

Fazit

Wirklich rechtens ist es nicht, dass Google das Foto des Personalausweises verlangt, jedoch weisen sie immerhin darauf hin, dass Teile des Fotos unkenntlich gemacht werden dürfen.

So bleibt nur zu hoffen, dass sich Google auch an die eigenen Vorgaben hält und die Fotos gleich wieder löscht – denn wir möchten nur sehr ungern irgendwann über ein Datenleck berichten, durch dass Millionen Fotos von Personalausweisen im Internet kursieren.

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