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Autor: Jens | ZDDK | MIMIKAMA

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Da saß ich nun am Kopfende meines Tisches und wollte eigentlich nichts weiter machen als die Neujahrsnacht Revue passieren lassen, genussvoll einen Kakao trinken und so ganz gemütlich starten, während draußen im grau-braun-grün des Gartens, wer jetzt irgendeine lauschige Winterweltbeschreibung erwartet hat muss leider enttäuscht werden, die kommt vielleicht noch aber nicht jetzt, weshalb auf meiner to do Liste des großen Lottogewinns auch der käufliche Erwerb einer Schneekanone durchaus eine Platzierung erlangt hat – dann habe wenigstens ICH immer weiße Weihnachten, also während da draußen mutig ein paar Sonnenstrahlen versuchten Licht auf die traurige Landschaft zu werfen.

So kam es dann auch, dass ich nachschauen wollte, wie denn meine weiter entfernt wohnenden Freunde und Bekannten den Jahreswechsel hinter sich gebracht haben, nicht dass ich Schreckensnachrichten erwartete, viel mehr die üblichen sich überschneidenden Grüßorgien, Zitate wie „Was ein tolles Fest, ich habe schon so lange nicht mehr so viel getanzt“ oder auch „Vielen Dank an unsere spontanen Gastgeber, eure vergoldete Toilettenschüssel ist der Hammer“ und knapp darunter eine Meldung der örtlichen Polizei „In Tuba gemacht, Unbekannter Täter gesucht“, während ich noch darüber nachdachte, die beiden miteinander bekannt zu machen, fiel mein Blick auf eine andere Überschrift und da ist er, mein erster Facepalm des Jahres.

„Das ZDF entschuldigt sich“

Das mutet ja zunächst nach einer guten Sache an, Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung, wer jetzt aber sich, wenn auch nur kurzfristig, der vagen Hoffnung hingab, das ZDF hätte einen Anfall eben jener Selbsterkenntnis gehabt und würde sich im Rahmen einer großangelegten Selbstkritik für diverse Dinge entschuldigen, nun der irrt. Dabei fallen einem ja spontan einige tolle Dinge zum Entschuldigen ein, die Rundfunkgebühren, gut die macht nicht das ZDF, die kommen über den Rundfunkstaatsvertrag, aber immerhin haben sie dem Mist zugestimmt, was natürlich immer wieder Blüten treibt, wenn vermeintlich tolle Tipps zum Umgehen des Beitrages durchs Netz kursieren, aber das sei an dieser Stelle nur eine Randbemerkung.

Sie könnten sich ja auch, wenn sie schon am Rundfunkbeitrag nichts ändern wollen oder können, sich dafür entschuldigen, dass sie von dem Geld, das sie durch die Bundespaytvverordnung bekommen, einen gewaltig aufgeblasenen Verwaltungsapparat beschäftigen und die Qualität des Senders versteckt auf den Sparten Kanälen lauft, der Zuschauer aber Samstagsabends meist in den Nebel tappt und mit Volksmusik zugedröhnt wird. Nichts gegen Volksmusik, sie hat wie jede andere Musikrichtung ihre Daseinsberechtigung, aber doch nicht jeden Samstag, wie will man denn da die jüngeren Zuschauer einfangen. Die hauseigenen Serien sind auch mehr und mehr dem Prekariats TV nachempfunden. Aber nein, auch dafür wollten sie sich nicht entschuldigen.

„Bei einem Interview mit Wolfgang Schäuble“ ‚Ah, ok lasst mich raten‘ dachte ich mir, ‚es wurden wieder strunzdumme Fragen gestellt, die euch im Nachgang echt peinlich sind.‘ Natürlich sollte man sich für ein Interview schon einigermaßen vorbereiten, aber die eine oder andere seltsame Frage kommt ja immer mal vor, „trug ein Kameramann ein provokantes T-Shirt, das in einem Zwischenschnitt in der Nachrichtenberichterstattung kurz zu sehen war“ BITTE WAS? Habt ihr sonst keine Hobbys? Gut, es war nur die Nachrichtenberichterstattung und somit war der tatsächliche politische Inhalt eher marginal, aber sich dann an einem Shirt aufzuschaukeln, es gar mit Hilfe von Screenshots aufzunehmen, anschließend zu vergrößern, zeugt von zu viel Freizeit und zu wenig echtem politischen Interesse. Obwohl, aus Mimikamaner Sicht kann ich nur sagen, Screenshot, vergrößern und suchen ist schon eine tolle Sache, machen wir auch schon mal.

Jetzt ist so eine Nachrichtenberichterstattung nichts weiter als irgendein Teaser, ein Schwenk über das Set des Interviews, wer weiß ob der Kameramann während des Interviews eben jenes T-Shirt auch noch getragen hat, oder ob er da dann die vorgegebene dunkle Bekleidung trug? War es eine Aufnahme während der Licht- und Stellprobe oder während der endgültigen Aufnahme?

Wäre es vor der eigentlichen Aufnahme, ist es ein eindeutiger Fall von „Who cares“, wäre es während der endgültigen Aufnahme ein Fall von „ok was soll das“, aber da er als Kameramann eigentlich nicht vor der Kamera rumturnt eher einer von „shit happens“.

Warum also „habt ihr sonst keine Hobbys?“

Nun, weil es während eines Schwenks kurz zu sehen war, in einem Bericht, der wesentlich mehr zu bieten hatte als dieses dumme T-Shirt, auch wenn es nur ein Teaser war, so ging es in dem Interview um politisch relevante und durchaus interessantere Dinge als eben dieses T-Shirt. Man hätte sich also durchaus von dem Teaser triggern lassen können, in die ZDF Mediathek gehen und sich das Interview in voller Länge anschauen, sind nur gut 18 Minuten, sollte man mit der mittleren im Internet vertretenen Aufmerksamkeitsspanne auch wirklich hinbekommen. Stattdessen arbeitet man sich an der Kleidung eines der Mitarbeiter ab.

Da findet also ein Interview mit dem Bundestagspräsidenten statt und statt sich dieses anzuschauen und zuzuhören, gibt man sich einem kurzen visuellen Effekt hin. Was sagt dies über Teile der deutschen Bevölkerung aus? Nichts Gutes, wie ich finde, Politikverdrossenheit hin oder her, egal was man von Schäuble halten mag, man kann sich doch erst wirklich eine Meinung bilden, wenn man mal zuhört. Da hält man sich an einem Shirt auf, übrigens mit ähnlichen Argumenten auf allen Seiten „ja, wenn es ein solches Shirt gewesen wäre DANN wäre der Aufschrei aus dem anderen Lager aber weitaus größer gewesen.“ Herzlichen Glückwunsch ihr Mentalakrobaten, habt ihr euch vielleicht einmal überlegt, dass dann die Reaktion ebenso gleichgültig relativierend ausgefallen wäre wie sie jetzt im vorliegenden Fall auf „der anderen Seite“ ausfällt. Ich will damit das Shirt an sich gar nicht verteidigen, ich finde nur, die Welle, die geschoben wird, übertrieben, denn während der Ausstrahlung des Interviews war es nicht zu sehen, nur in der Nachrichtenberichterstattung, ja es ist unglücklich, aber mindestens genauso unglücklich ist es, irgendwie davon dermaßen erschreckt zu werden, dass man sich die Mühe macht, den Screenshot zu machen und zu vergrößern. Das macht durchaus den Eindruck als hätte man mit Kraft nach einem Aufreger gesucht, da kann man dann nur gratulieren, das ist gelungen, tausende von deutschen Internetnutzern machen jetzt gemeinsam aus abermillionen von Mücken Elefanten, so arg, dass der Sender sich genötigt fühlt, sich zu entschuldigen.

Ich kann aber denen nur zustimmen, die diese Entschuldigung für halbherzig halten.

Im ersten Moment dachte ich auch, warum entschuldigen die sich, müssen die sich derart rechtfertigen, wo kommen wir da hin. Aber je mehr ich darüber nachdachte umso mehr kam ich zu dem Schluss, ja verdammt noch mal es ist wirklich eine Entschuldigung des ZDF von Nöten, allerdings haben sie mit der veröffentlichten Entschuldigung weit am Ziel vorbei geschossen. Sie müssen sich nicht dafür entschuldigen, dass das Shirt bei der Vorbereitung der Nachrichtenberichterstattung übersehen wurde, diese Entschuldigung öffnet, wie man sieht Anfeindungen Tür und Tor.

Nein, sie sollten sich vielmehr, ebenfalls bei allen Zwangskunden des gesetzlich geregelten Pay TV, dafür entschuldigen, dass sie trotz der Finanzierung durch den Rundfunkbeitrag

1. nicht in der Lage sind ihre Mitarbeiter mit adäquater Dienstkleidung auszustatten

2. nicht in der Lage sind ihren Mitarbeitern durch deren Arbeitsverträge aufzuerlegen, diese Dienstkleidung bei Dienstantritt anzulegen.

Stattdessen argumentieren sie sich in eine Ecke „wir halten unsere Mitarbeiter dazu an dunkle Dienstkleidung zu tragen“ ach echt? Ok, kleiner Hinweis an den damals diensthabenden Supervisor, helle Streifen an den Ärmeln sind, oh Wunder, nicht dunkel, weiße Aufdrucke auf dem Rücken, sind ebenfalls nicht dunkel – die Wunder nehmen kein Ende – und bevor es zu Fehlvermutungen kommt, auch auf der Vorderseite sind helle Aufdrucke nicht dunkel…

Ein „überwiegend“ dunkles Shirt mit Aufdrucken ist nicht dunkel, da ist es ganz egal, ob es ein Aufdruck von Slime, Slade, Slayer oder den Tourdaten der 2023 Heino – Stadiontournee ist – es ist nicht dunkel, wenn ich aber meine Mitarbeiter dazu anhalte entsprechend dunkle Kleidung zu tragen, ausgewählt aus dem heimischen Kleiderschrank, weil mir Millioneneinnahmen aus den Rundfunkbeiträgen es nicht ermöglichen meine Mitarbeiter entsprechend auszustatten, dann liegt der Fehler gewiss nicht im Schneideraum, sondern bei den Vögeln, die beim Dreh das sagen hatten, diese hätten den Mitarbeiter auf die Kleiderordnung hinweisen müssen.

Aber, und dabei bleibe ich, soweit sind wir mittlerweile gekommen, es geht nicht mehr um Inhalte, sondern nur noch um noch so kurze visuelle Eindrücke und das ist verdammt schade.

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