WhatsApp: Vermehrt sensible Inhalte in Klassenchats aufgetaucht.

Autor: Mimikama

WhatsApp Probleme
WhatsApp Probleme

Schülerinnen und Schülern haben ein Problem mit grenzwertigen Stickern in WhatsApp- Gruppen und Klassenchats. Teilweise werden sogar strafbare Bilder geteilt, auch in den jüngeren Jahrgansstufen.

Das berichtete der Smiley e.V., ein Verein der die Medienkompetenz fördert und viel mit Schulen zusammenarbeitet. Der Verein gibt regelmäßig Workshops um die Medienkompetenzen zu fördern. Diese Workshops sind nicht nur für Schülerinnen und Schüler, sondern auch für deren Eltern. In den Schüler Workshops des Vereins kam es jetzt vermehrt vor, dass sich Schülerinnen und Schüler über, für sie, unangenehme Sticker beklagten, die u. a. in den Klassenchats auf WhatsApp verschickt werden.

Zu Beginn der Workshops trauen sich viele nicht auszusprechen, was genau sie eigentlich stört. Mit Aussagen wie „mich nerven ekelhafte Sticker“ wird dann von den Jugendlichen erst einmal ausgewichen. Fragt man weiter nach, bekommt man später auch konkretere Aussagen. Von „das was XYZ immer verschickt, finde ich pervers“ über „ich will eigentlich keine Porno-Sticker auf meinem Handy“ bis hin zu „auch die Sticker mit Hitler will ich nicht haben!“ sprudelt dann einiges aus den Jugendlichen heraus. Das geht teilweise sogar soweit das Elternteile mit dem Gedanken spielen die Klassenkameraden anzuzeigen, weil Hakenkreuze versendet werden.

In Gesprächen mit Klassen wird schnell klar, dass sich zwar viele Schülerinnen und Schüler von derartigen Nachrichten gestört fühlen, sich aber nur wenige trauen, das auch genauso zu kommunizieren. Man wolle sich mit niemanden anlegen, heißt es von den Schülern und Schülerinnen. Doch genau das ist eigentlich der falsche Weg, denn somit kann die Motivation steigen solche Sticker zu Posten.

In vielen Klassen sind diese Nachrichten momentan Thema, einige Schulen werden von Eltern informiert, manchmal wenden sich auch die Schülerinnen und Schüler selbst an die Lehrkräfte. In Zusammenarbeit mit der Polizei werden in manchen Fällen sogar Strafanzeigen gestellt, weil Symbole versendet werden, die nach §86 StGB in Deutschland verboten sind. So wie zum Beispiel Hakenkreuze oder rechtsextremistische Symbole, die zusätzlich zu Stickern mit pornografischen Inhalten verwendet werden.

Was sind eigentlich Sticker auf WhatsApp?

Seit Herbst 2018 gibt’s es Sticker bei WhatsApp. Durchaus ein netter Zusatz zur Kommunikation innerhalb des Messengers. Normalerwiese sind es auch völlig harmlose Tierchen, Herzchen, Symbole, die gerne auch in Kombination versendet werden. Zunächst nichts, was auf den ersten Blick bedenklich erscheint. Stickersammlungen können heruntergeladen und dann ganz einfach mit wenige Klicks direkt über den Messanger versendet werden. Natürlich konnte man auch vorher schon Bilder verschicken, indem man sie als Foto über die eigene Galerie auswählt und verschickt. Sticker hingegen werden nach dem herunterrunterladen direkt in den Messanger integriert und sind somit viel schneller aufrufbar als die normalen Bilder. Dementsprechend ist die Hemmschwelle einen anstößigen Sticker zu versenden deutlich geringer.

Nicht immer ist sind die Kinder und Jugendlichen dabei die Zielgruppe, beispielsweiße bei pornografischen Stickern. Viele sind auch nicht grundsätzlich verboten, nicht jeder Sticker mit grenzwertigem Humor und einem Bild von Hitler ist eine Straftat. Erwachsene können das meist einordnen und verstehen die Ironie oder den Humor hinter solchen Bildchen. Diese Fähigkeit ist bei den Kindern und Jugendlichen meist aber noch nicht in Gänze Vorhanden. So landen solche Sticker leider oft auch in Gruppen mit Kindern und Jugendlichen, ohne dass sich die Erwachsenen darüber große Gedanken machen. In einigen Fällen wird die jüngere Generation sogar absichtlich mit solchen Inhalten konfrontiert. Etwa dann, wenn mit politischen Aussagen die Verbreitung an Jugendliche durchaus gewünscht ist. Außerdem ist es auch relativ leicht, solche Sticker selbst zu erstellen.

Kinder und Jugendliche wissen teilweise noch nicht viel über die NS-Zeit

Laut Smiley e.V. fehlt vielen Kinder und Jugendlichen schlichtweg das Hintergrundwissen, um Inhalte mit rechtsradikalem Hintergrund zu erkennen. Laut einer Studie der Körber Stiftung aus dem Jahr 2017 wissen nur ca. 47 % der 14- bis 16-Jährigen, dass Auschwitz ein Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis im Zweiten Weltkrieg war. Je jünger die Kinder sind, desto geringer wird der Anzahl der „Wissenden“ geschätzt. Heutzutage werden im Geschichtsunterricht der Zweite Weltkrieg und der Holocaust erst ab der 9. Klasse behandelt. Auch wenn einige Kinder durchaus mit ihren Eltern über diese Themen sprechen, so wissen viele eben nicht so genau, wer Hitler eigentlich war. Da wundert es nicht, dass beispielsweise ein Sticker mit der Überschrift „Grand Theft Auschwitz“ (eine Anspielung auf das sehr beleibte Computerspiel „Grand Theft Auto“) und einer Collage u.a. mit Fotos von Anne Frank und Adolf Hitler von den meisten Kindern überhaupt nicht als problematisch erkannt wird, da vielen z. B. Anne Frank völlig unbekannt ist.

Kinder, die mit Ihren Eltern offen über diese Themen sprechen, werden solche Inhalte wohl nicht unbedacht teilen. In vielen Schulen wird sogar unabhängig des Lehrplans mit den Kindern und Jugendlichen über diese Problemfelder gesprochen. Meistens in einer Art Intervention, wenn es rechtsextremistische Vorkommnisse gegeben hat. Oft sind das Hakenkreuze auf den Türen der Toiletten oder Ähnliches. Von den Lehrern werden diese Themen sehr ernst genommen. Selbst wenn das Ganze nur ein Scherz gewesen sein sollte, wird das Thema aufgriffen, denn es geht nicht darum, ob ein solcher Sticker lustig sein sollte, sondern darum, welche Wirkung er nach sich zieht.

Eltern sollten daher darauf achten und mit ihren Kindern darüber zu sprechen, welche Inhalte problematisch sind und vor allem auch erklären, warum das so ist. Denn hier kann nur ein offenes Gespräch und Aufklärung den Kindern dabei zu helfen, richtig einzuschätzen, welche Sticker eigentlich nicht geteilt werden sollten.

via

smiley-ev.de

Autorin: Nicole Reimuth

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