Wenn veraltete Suchmeldungen bedenkenlos geteilt werden

Autor: Tom Wannenmacher

Eine junge Frau, dessen Leben sich vor zwei Jahren schlagartig verändert hat. Wie geht es ihr heute? Wie geht es ihrer Familie?

Jeder Internetnutzer kennt den Satz “Das Internet vergisst nie”. Dieses Sprichwort soll daran erinnern, dass alles, was einmal online war, immer online ist.

Schuld ist aber nicht das Internet, sondern die Menschen, die Zugang ins Netz haben. So werden zum Beispiel immer wieder Bilder aus dem Kontext gerissen und bedenkenlos geteilt.

Warum die Facebook-Seite “*****” dieses Bild geteilt hat, ist mir unklar

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Statusmeldung im Wortlaut (sic):

‼EILMELDUNG – TEILEN‼
Bitte teilt dieses Foto, damit es viele erreichen und sie hoffentlich schnell gefunden wird!
Gesucht wird Ivana xxxxx . Bitte helft mit, Ihre Eltern machen sich große Sorgen. Wenn ihr Hinweise habt, meldet Euch bitte auf meiner ****Seite.

Zuerst denken, dann klicken…

Eine 5-minütige Recherche hätte ausgereicht, um rauszufinden, dass Ivana K. bereits seit 2014 vermisst wird. Mittlerweile weiß man auch bis zu einem gewissen Grad, was mit ihr geschehen ist.  Aber darauf komme ich später erneut zurück.

“Wenn ihr Hinweise habt, meldet Euch bitte auf meiner ****Seite.”

Jedes Mal wenn dieser Statusbeitrag geteilt wird, nimmt der Nutzer automatisch den Statusbeitrag mit. Das bedeutet, der Nutzer sorgt dafür, dass die Seite eine hohe Reichweite erreicht.

Neugier ist uns Menschen angeboren. Wir sehen das Bild, möchten eigentlich nur helfen, teilen das Bild und jene, die die Seite nicht geliked haben, machen es spätestens jetzt.

Immerhin denkt man sich, dass die Seite Kontakt zu Angehörigen hat. Denn warum sonst sollen wir uns beim Admin melden, wenn wir Hinweise haben?

Zurück zu Ivana

Ivana K., damals 18 Jahre alt, war Jurastudentin. Im Jahre 2014 lebte sie noch mit ihren Eltern in Syrien (Al-Hasaka) bis sie in die Türkei verschleppt worden ist.

Sie wurde von einer Freundin zu ihrer alten Universität gebeten, obwohl sie zu dem Zeitpunkt an einer neuen Universität war. Die Freundin wolle was mit ihr besprechen.

Ivana gibt ihren Eltern Bescheid und fragt noch, was sie zu Abend essen würden.

Als sie auch nach Stunden nicht zurück ist, rufen die Eltern jene Freundin an, die Ivana gebeten hat zu kommen. Die Eltern merken an der Sprache der Freundin, dass sie unter Druck steht. Immer wieder wiederspricht sie sich selbst und kann nicht sagen, wo sich Ivana befindet.

Ivanas Eltern alarmieren die Polizei und die Suche beginnt.

Drei Tage lang fehlt eine Spur, die zu Ivana führt

Als die Suchaktion gestartet war und Ivanas Foto geteilt wurde, erkennt sie ein Grenzpolizist wieder: Er habe sie an der Grenze in die Türkei gesehen.

Seinen Angaben nach soll Ivana während dem Grenzübergang ziemlich emotions- und regungslos gewesen sein.

Die Bilder eines Überwachungsvideos zeigen, dass Ivana teilweise von ihrem Entführer über die Schulter getragen wird. Auch der Busfahrer, der die beiden in die Türkei gefahren hat, sagt aus, dass sie nicht ausgestiegen ist, bis sie von einem Mann mitgezerrt wurde.

Nun geht die Polizei davon aus, dass sie unter Drogen gesetzt wurde, damit sie sich nicht verteidigt.

Der Entführer ist ein Bekannter der Familie K.

Seine Familie war anfangs an der Seite von Ivanas Eltern und war ebenso traurig über das Verschwinden der jungen Frau. Allerdings nur so lange, bis die Polizei bestätigt, dass ihr Junge der Entführer ist.

Danach tauchten der Junge und seine Schwester unter. Seine Familie bestreitet jegliche Verwicklung in die Entführung.

Bis dato keine neuen Hinweise

Das ist die letzte Information, die wir über Ivana K. im Netz finden. In einem Blog steht, dass sie Familienangehörige in Deutschland hat. Diese reist sofort in die Türkei, um gemeinsam mit der Polizei nach Ivana zu suchen.

Eine Kooperation zwischen den Familienangehörigen in Deutschland und dem Seitenbetreiber schließen wir aus. Denn jede Frage danach, inwieweit er mit der Familie in Kontakt steht, hat er entfernt.

MIMIKAMA

Wird Ivanas Bild also doch missbraucht?

Auch wenn ich diese Frage nicht zu 100 % beantworten kann, da sich der Seitenbetreiber nicht dazu äußert, habe ich, gerade deswegen, das Gefühl, dass es ihm hierbei um seine Reichweite geht.

Auf der einen Seite haben wir eine Familie, die seit 2014 auf der Suche nach ihrer Tochter ist.

Auf der anderen Seite haben wir eine Seite, die versucht ihre Like-Geilheit zu befriedigen.

UPDATE

Dem Seitenbetreiber war anscheinend der Druck seitens der Nutzer zu groß, so dass er mittlerweile den kompletten Beitrag entfernt hat.

Quelle: ezidipress.com

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