Wenn man Wasserwerfer gegen eine Pride Parade einsetzt ….

Autor: Andre Wolf

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Wasserwerfer-Einsatz
Wasserwerfer-Einsatz

Immer wieder taucht ein Meme auf, welches einen Wasserwerfer-Einsatz gegen Menschen auf der Gay-Pride Parade in Istanbul zeigen soll.

Zumindest auf dem oberen Teil des Memes sieht man den Wasserwerfer-Einsatz. Der untere Teil zeigt eine Windows-Systemmeldung, die aber für den Faktencheck nicht weiter von Belang ist.

Die Frage hierzu ist: Hat der gewaltsame Einsatz gegen die Teilnehmer der Parade unfreiwillig dazu geführt, dass ein Regenbogen über der Parade erschienen und somit eine ganz spezielle Symbolik entstanden ist?

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Es handelt sich bei dem Meme mit dem Wasserwerfer um das folgende Bild, welches auch teils unterschiedlich beschriftet auftritt, jedoch häufig diese Zweiteilung besitzt:

Screenshot Facebook
Screenshot Facebook

Herkunft des Bildes

Das Foto ohne Meme tauchte bereits vor mehreren Jahren auf. Tatsächlich stammt das Foto aus dem Juni 2015 und wurde am 29. Juni 2015 beispielsweise von der Türkischen Zeitung Ekspres Haber auf Twitter veröffentlich.

In dem Tweet wird beschrieben, dass die Polizei auf dem Taksim-Platz Wasserwerfer einsetzte und damit einen Regenbogen erschuf. Der Ort lässst sich sehr leicht verifizieren, es handelt sich tatsächlich um den Taksim-Platz, was ein Vergleich mithilfe von Google-Streetview bestätigt (hier).

Der Anlass

Am Sonntag, den 28.06.2015, fand in Istanbul die Gay-Pride Parade statt. Diese findet im Grunde jährlich statt, doch 2015 wurde sie gewaltsam aufgelöst. Die Polizei setzte unter anderem Wasserwerfer gegen die Teilnehmer ein.

Der Regenbogen auf dem Bild könnte entsprechend ebenso echt sein. Physikalisch spricht nichts dagegen, einen Regenbogen kann man mit dem Einsatz von Wasser problemlos selber erzeugen (so wie in diesem Video). Mehrere seriöse Medien schreiben über dieses Bild. Am 30.06.2015 veröffentlichte der Tagesspiegel ebenso einen Artikel zu dem Thema (hier). Dort liest man:

Unfreiwillige Unterstützung der Schwulen- und Lesbenbewegung in Istanbul: Als die Polizei die Gay Pride am Sonntag gewaltsam auflöste, hinterließen die Wasserwerfer Regenbögen – und diese werden in den Sozialen Netzwerken wohl immer bleiben.

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Der Tagesspiegel bezieht sich auf den Britischen Independent (hier), der wiederum nutzt den oben dargestellten Tweet als Aufhänger. Aber der Independent merkt auch an, dass sie nichteindeutig klären können, ob das Bild echt ist:

We couldn’t verify the image, which it is possible has been Photoshopped, but it is being widely shared in Turkey nonetheless (being viewed over 1.5 million times worldwide), reflecting the colours of Pride amid the chaos.

Es gibt jedoch nicht nur dieses eine Bild von einem Regenbogen, der durch einen Wasserwerfer-Einsatz entstanden sein soll. Auf dem Account von Jeffrey Guterman auf Twitter wurde ein weiteres Bild veröffentlicht:

Ein Fazit an dieser Stelle:

Auch wenn das Bild nicht komplett verifiziert ist, so ist es zumindest möglich, dass ein Regenbogen durch den Einsatz eines Wasserwerfers entstehen kann. Der Tagesspiegel gibt die (nicht weiter verifizierte) Aussage einer Augenzeugin wider:

Eine Autorin merkt an, sie sei in Istanbul gewesen, es sei schrecklich gewesen – einzige Ausnahme: eben jener Regenbogen.

Und damit kommen wir zu einem abschließenden wichtigen Punkt:

Der Einsatz war gewaltsam!

So romantisch die Symbolik erscheinen mag, die dieses Bild trägt, der Einsatz der Polizei gegenüber den Teilnehmern der Parade war alles andere als einem Regenbogen-Narrativ entsprechend.

Die Polizei rückte mit Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen an. Die Teilnehmer wurden in die Enge getrieben und mussten flüchten. Dementsprechend gibt es auch weitere Bilder von der Parade, welche die Brutalität widerspiegeln (siehe hier).

Nach Aussagen der FAZ wurden auch Journalisten attackiert, welche über die Parade berichteten:

Journalisten, die über die Kundgebung berichten wollten, wurden von einer Gruppe Zivilisten angegriffen, die sich in der Nähe der Fußgängerzone versammelt hatten. Eine AFP-Fotografin wurde von den offenbar nationalistischen und islamistischen Angreifern leicht verletzt. Die Polizei schritt nicht ein. Die Beamten attackierten eine Videoreporterin von AFP, als diese die Polizeigewalt filmen wollte.

Siehe hierzu auch:

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