Was richtet eine Flasche Cola mit meinem Körper an?

Autor: Andre Wolf

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Es ist mal wieder so weit, eine heftige Überschrift ereilte per Anfrage das Mimikama-Büro: “Tagtäglich trinken viele Menschen dieses Getränk. Doch sie wissen nicht, was sie sich damit antun.” Irgendwie … ja irgendwie kommt uns diese Schlagzeile bekannt vor.

Zumindest die Schlagzeile, denn das Video haben wir vorher noch nicht gesehen. Es geht um Cola – und um das, was Cola mit dem menschlichen Körper alles so anrichte.

Zu finden ist diese Meldung auf der Unterhaltungsplattform “Gut für Dich”, dort gibt es unter dem Titel “Dieses Gift zerstört deine Knochen. Doch jeder trinkt es, manche täglich!” [1] auch den entsprechenden Artikel dazu. “Gut für Dich” gehört zu Heftig.co.

Harte Worte – wo kommen sie her?

Die Frage ist nun, woher die Unterhaltungsplattform “Gut für Dich” diese steilen Thesen nimmt. “Gut für Dich” gibt zwei verschiedene Quellen an, die beide nicht der Ursprung des Inhaltes sind. Unter dem Artikel wird die QuellePulptastic” genannt, im Text wird auf den Blog von einem Dr. West Conner verwiesen. Nun, die Verlinkung zu dem letzten Blog ist zwar korrekt, nur woher die Benennung zu einem “Dr. West Conner” genommen wurde, ist fraglich, denn der Blog wird nicht von einem Dr. West Conner betrieben, sondern von Niraj Naik, einem ehemaligen Apotheker, der nun unter anderem den Blog “The Renegade Pharmacist” betreibt.

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(Screenshot: RenegadePharmacist)

In diesem Artikel gibt es nun ein Schaubild und eine Sammlung von verschiedenen Auswirkungen, welche Cola auf den Körper hat (haben kann). Die Webseite Renegade Pharmacist sagt über sich selber, dass sie eigentlich zur Unterhaltung gedacht ist, weniger zu Informationen über Heilung, Vorbeuge oder Behandlung von Krankheiten ( This website is for information and entertainment purposes only. It is not intended to cure, prevent or treat any disease. ).

Dies ist jedoch immer noch nicht die Quelle!

Denn auch der Blogger bezieht seine Informationen von anderer Stelle, und zwar aus einem Artikel von Blistree des Autors Wade Meredith aus dem Jahre 2010. Dieses Original aus dem Jahr 2010 und hat keinerlei Quellen oder wissenschaftliche Angaben angegeben, welche diese angegebenen Thesen untermalen. Null. Nichts. Es gibt lediglich 7 Thesen, welche darstellen, was dem Körper innerhalb von 60 Minuten nach dem Trinken einer Dose Cola grauenvolles widerfahre. Ein interessanter Fakt ist, dass dieser Originalartikel nun ganz nebenbei über Koffein folgendes aussagt:

It is now assured that you’ll evacuate the bonded calcium, magnesium, and zinc that was headed to your bones as well as sodium, electrolytes, and water. […]

But not before infusing it with valuable nutrients your body could have used for things like hydrating your system, or building strong bones and teeth.

Deutsches Ärzteblatt 2006

Drehen wir die Zeit noch ein wenig weiter zurück: das Deutsche Ärzteblatt beschrieb im Jahr 2006 [2] in dem Artikel “Osteoporose: Cola-Getränke als Knochenräuber?” bereits, dass es keinen nennenswerten Zusammenhänge gebe, eine Studie der Tufts Universität in Boston zeigte, dass wenn überhaupt (!) dann Cola-trinkende Frauen über 50 Jahre eine 5,4 prozentig geringere Knochendichte am Wardschen Dreieck (Skelettbereich nahe des Oberschenkelhalses) aufweisen als nicht-Cola-trinkende Frauen. Bei Männern fand man gar keine Unterschiede.

Das Ärzteblatt verlinkt hierbei auch auf das Originalergebnis: “Consuming cola may up osteoporosis risk for older women” [3]. Hier liest man sogar noch deutlicher: es gibt keinen konkreten Beweis dafür, dass Cola die Knochen angreift.

„there is no concrete evidence that an occasional cola will harm the bones,“

Keine zerstörten Knochen

Hier steht also nichts davon, das Cola Gift sei oder Knochen zerstört werden. Natürlich sollte jedem Menschen bewusst sein, das Cola nicht gerade das gesündeste Getränk ist (Autorenanmerkung: ich selbst verzichte bereits seit langem komplett auf Cola). Selbst der Autor des ursprünglichen Artikels distanziert sich am Ende seiner 7 Thesen ein wenig indem er zu einem moderaten Genuss von Limonaden aller Art aufruft:

Coke itself isn’t the enemy here. It’s the dynamic combo of massive sugar doses combined with caffeine and phosphoric acid, which are found in almost all sodas. Moderation, people!

(Quelle: Blistree)

Ebenso wird der Originalartikel bereits in den Kommentaren zerrissen und widerlegt, größtenteils aufgrund der unbelegten Aussagen und teilweise auch von Fehldarstellungen. Natürlich ist es das Ziel des Autors darauf hinzuweisen, dass man Limonaden und Colas in moderatem Umfang genießen soll, jedoch die zugrunde gelegten Fakten haben teilweise keine Grundlage.

Drama, Baby!

Und nun hat die Unterhaltungsplattform “Gut für Dich” aus Cola abermals ein knochenfressendes Gift gemacht hat. Das ist natürlich völlig überzogen, auch wenn das Video optissch nett anzuschauen ist.

Aber es ist Drama, es ist heiß, das ist wie Brüste und Katzenbilder auf einen Streich! Aber Heftig.co wäre ja nicht Heftig.co, wenn genau das nicht gewollt wäre. Drama. Wie sehr nun diese “Gesundheitsinformationen” von Heftig.co, bzw. dem Unterhaltungsplattform “Gut für Dich” ernst zu nehmen sind, sagen die Betreiber der Seite ja letztendlich selber aus:

2.2 Der Inhalt unseres Portals darf nicht für die Erstellung, Auswahl oder Anwendung eigenständiger Diagnosen oder Behandlungsmethoden verwendet werden. Für darauf beruhende Schäden übernehmen wir keine Haftung; jedenfalls gilt Ziff. 3 dieser Nutzungsbedingungen.

2.3 Unser Portal ist weder dazu gedacht noch geeignet, professionelle Beratungen, Untersuchungen, Behandlungen, Diagnosen, etc. durch Ärzte, Apotheker, Psychotherapeuten, Heilpraktiker und/oder andere medizinische Fachleute zu ersetzen, zu ergänzen oder zu widerlegen. Wir bitten alle Nutzer mit Gesundheitsbeschwerden, gleich welcher Art, im Bedarfsfall immer professionelle medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, anstatt Behandlungen eigenständig oder auf Grund dieses Portals zu beginnen, zu verändern oder abzusetzen.

2.4 Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass insbesondere Nutzer, auf die eine oder mehrere der nachfolgend beschriebenen Eigenschaften zutrifft, die Informationen unseres Portals nicht, bzw. nicht ohne Rücksprache mit medizinischen Fachleuten und/oder dem behandelnden Arzt, anwenden sollen:

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  • Schwangere;
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  • Menschen mit sonstigen gesundheitlichen Schäden und/oder Erkrankungen;
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  • Menschen mit Suchterkrankungen und Menschen, die unter dem Einfluss
  • berauschender Mittel stehen;
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