Verkaufe Hund für Festivaltickets – Ein Höreranruf, der die Gemüter erregt

Autor: Tom Wannenmacher

„Every publicity is good publicity“, so sagt man. Mit anderen Worten: Aufmerksamkeit ist immer gut. Es gibt aber auch fragwürdige Mittel, um Aufmerksamkeit zu erzeugen, wie jüngst ein Radiosender auf Facebook bewies.

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Quelle: Facebook, öffentlicher Status

Waaaaas? Das meint sie nicht ernst, oder?
„Für zwei Taubertal Festival-Tickets verkaufe ich meinen Hund.“

…so besagt jene Statusmeldung von „bigFM“. Darunter ein Link zu Soundcloud, wo man den mitgeschnittenen Anruf einer Hörerin lauschen kann.

Worum geht es konkret?

Im Rahmen ihrer Aktion „Festival-Summer“ fordert der Jugendsender seine Hörer auf, etwas Verrücktes zu tun, um Festivalkarten geschenkt zu bekommen.

Eine „Melanie“ bietet in diesem Soundclip an, ihren 15 Jahre alten Labrador zu verkaufen, um diese Karten zu bekommen, da er „durch die Tierarztkosten eh zu teuer wäre und es in einer anderen Familie sicher besser hätte“.

Die beiden Moderatoren sind natürlich nicht besonders begeistert über den Vorschlag, einer von ihnen, Till, verlässt auch entsetzt kurzzeitig den Platz. Die Tickets bekam die junge Dame natürlich nicht.

Shitstorm auf Bestellung

Man hätte das Ganze nun auf sich beruhen lassen können. Hätte, hätte, Fahrradkette.

Der Sender beschloss stattdessen, den Anruf mitzuschneiden und auf Facebook zu veröffentlichen… sicher nur, damit auch alle anderen, die nicht der Sendung lauschten, in den Genuss kommen zu lassen.

Was daraufhin folgen würde, war den Betreibern der Facebook-Seite sicher klar: Ein Shitstorm erster Kajüte:

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Kein Einzelfall

Wer nun glaubt, dass dies ein einmaliger Verstolperer des Jugendsenders bigFM war, der täuscht sich, denn dahinter steckt System. Nur wenige Tage vorher posteten sie schon einmal einen Anruf, in dem für Festivaltickets eine junge Frau live ihren Freund anruft und vorlügt, sie hätte ihn mit seinem besten Freund betrogen.

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Jener Anruf sorgte nicht für soviel Aufmerksamkeit, wie man an den Likes- und Teilzahlen sieht, sorgte allerdings ebenfalls für einigen Unmut, wie die Stuttgarter Nachrichten berichtete:

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Likes um jeden Preis?

Wir können natürlich nicht sagen, ob diese Anrufe echt oder gefaket sind. Was wir aber sagen können, ist, dass sich jener veröffentliche Anruf gestern für bigFM sehr lohnte, wie man an deren Seitenstatistik sehen kann.

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Die Promi-News von bigFM dümpeln meist so im Rahmen von 4-25 Likes rum.

Da braucht es schon manchmal einen Aufreger, denn der Markt der Online-Radios ist groß. Da braucht es Aufmerksamkeit, da braucht es Aufreger, da muss man für Diskussionen sorgen.

Und da veröffentlicht man halt auch mal einen solchen Mitschnitt, damit man die Reichweite erhöht. Wie sich jene Melanie nun fühlen muss, die sicherlich von ihren Freunden und Bekannten in diesem Ausschnitt erkannt wird, vermag man sich überhaupt gar nicht vorzustellen.

Damit möchten wir ihren Vorschlag auf keinen Fall gut heißen, jedoch macht bigFM quasi durch ihren sehr unbedachten Vorschlag im Radio nun kräftig Quote und sammelt Likes.

Auch andere User sind bereits der Meinung, dass es sich vielleicht gar um einen PR-Gag handeln könnte:

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Fazit:

Ein Anruf bei einem Radiosender, eine unkluge Idee, nur um an Festivaltickets zu bekommen, zwei aufgeregte Moderatoren… und nun auch ein pöbelnder Facebook-Mob.

Das ist dem Sender aber anscheinend relativ egal, drohende Kommentare bleiben unzensiert stehen, es wird nicht mal der Versuch gemacht, zu intervenieren. Wozu auch, wenn die Quote stimmt?

Liebes bigFM. Ihr seid ein ein Jugendsender.

Ihr solltet wissen, dass Jugendliche und junge Erwachsene jetzt nicht unbedingt immer die klügsten Sachen von sich geben.

Ihr solltet wissen, wie man mit solchen Anrufern umgeht. Ihr solltet zumindest mal einen Grundkurs in Pädagogik machen.

Aber ihr solltet nicht eure Hörer der geifernden Facebook-Meute vorwerfen, wenn sie dümmliche Aussagen auf euren Sender machen.
Sonst heißt es bald nicht mehr „bigFM – Deutschlands biggste Beats“, sondern „bigFM – Wir machen uns gerne über euch lustig“.

Autor: Ralf, mimikama.org

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