Faktencheck zu „Tut uns leid, Murmansk ist nicht Köln!“

Autor: Andre Wolf

Artikelbild (Symbolfoto) von Dusan Petkovic / Shutterstock.com
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Keine Auseinandersetzung in Murmansk! Seit einigen Tagen ist ein alter Artikel wieder häufiger zu sehen.

Es handelt sich dabei um einen Artikel, welcher ursprünglich aus dem Juli 2016 stammte und teilweise die Silvestervorfälle aus Köln, aber auch einen vermeintlichen Vorfall aus Murmansk thematisiert.

Besonders auffällig an diesem Artikel ist die Wortwahl, welche ein ganz bestimmtes Mindsetting bedient. Es werden tendenziöse Begriffe wie „Gang-Bang-Asylanten“ genutzt oder von „illealen Asylforderern“ (sic!) gesprochen.

Böses Erwachen für 51 Gang-Bang-Asylanten in Russland: Statt mit Sex, endet Ficki-Ficki-Diskotour mit Krankenhaus und Gefängnis!

Wie russische Seite „FlashNord“ berichtet, war die Erwartung von 51 illealen Asylforderern aus Afghanistan und dem Nahen Osten an die russische Willkommenskultur wohl etwas zu hoch angesetzt.

Wir werden an dieser Stelle auf die Fundstellen zu dem Artikel hinweisen, anhand deren man erkennen kann, dass dieser Artikel, warum auch immer, wieder neu verteilt wird. Zu den entsprechenden Suchergebnissen auf Google geht es hier.

Inhaltlich geht es um den vermeintlichen Kontrast zwischen den Reaktionen von Deutschen und Russen auf Asylbewerber, die Frauen belästigen, bzw. nötigen. Dabei wird deutlich herausgestellt, dass in dem „Pendant“ Murmansk die Einheimischen deutliche Gewalt (die im Artikel durchaus glorifiziert wird) angewendet haben.

Die Quelle

Dem Text liegt eine Berichterstattung der Webeseite FlashNord zugrunde, welche auch in dem Text verlinkt wird. Dieser Artikel stammt vom 30.01.2016. Der Artikel von FlashNord (siehe hier, Tipp: Übersetzung aktivieren) sprach tatsächlich zunächst von einer Schlägerei zwischen Einheimischen und Arabern in einer Disco, jedoch gab es unterdessen ein Update. Am Ende des Artikels lautet es nun:

Ранее источник FlashNord в правоохранительных органах Мурманской области сообщил о драке между местными жителями и беженцами в ночном клубе «Гандвик» города Полярные Зори. По его словам, причиной конфликта, произошедшего в ночь на субботу, послужило вызывающее поведение беженцев к местным девушкам. Позднее эту информацию опровергли в пресс-службе регионального управления МВД.

Inhaltlich steht also nun dort, dass die zugrundeliegende Quelle von FlashNord zunächst den Strafverfolgungsbehörden der Region Murmansk von einem Kampf zwischen Anwohnern und Flüchtlingen im Nachtclub Gandvik in der Stadt Polarnye Zori berichtete. Die Ursache des Konflikts sei das trotzige Verhalten von Flüchtlingen gegenüber einheimischen Mädchen gewesen. Diese Informationen wurden später vom Pressedienst der Regionalabteilung des Innenministeriums widerlegt.

Das sagt der Artikel also selbst. In einem späteren Artikel auf FlashNord (siehe hier) wird sogar die gesamte Geschichte revidiert. Noch am selben Tag, also ebenfalls am 30.01.2016 erschien eine Meldung auf FlashNord mit dem Titel „В МУРМАНСКОЙ ПОЛИЦИИ ЗАВЕРЯЮТ, ЧТО ДРАКИ С БЕЖЕНЦАМИ НЕ БЫЛО“, zu Deutsch also „DIE POLIZEI VON MURMANSK VERSICHERT, DASS ES KEINE AUSEINANDERSETZUNGEN MIT FLÜCHTLINGEN GEGEBEN HABE“.

Ebenso berichtete auch die Komsomolskaja Prawda (KP.ru) über diesen – nicht existierenden – Vorfall (siehe hier). Und schreibt das auch ganz deutlich: Man spricht in diesem Artikel von einem Witz, einem falschen Anruf bei der Polizei. Es gab keine Verletzten, es gab an diesem Abend (nach Angaben des Discobesitzers, der Überwachungskameras und auch der anwesenden Frauen) nicht einmal Araber in der Disco.

KP.ru schreibt ebenfalls, dass die Fotos, welche als Social Media Netzwerken als vermeintliche Beweisfotos genutzt wurden, aus einem nochmals drei Jahre älteren Video aus Chakassien stammten.

Quellen:

Unser Tipp: automatische Übersetzung aktivieren

Artikelbild (Symbolfoto) von Dusan Petkovic / Shutterstock.com

 

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