Die 6. Januar Anhörung: Trump plante den Angriff auf das Kapitol – Anklage ist wahrscheinlich

Die aktuelle Anhörung des Komitees zur Aufklärung der Ereignisse am 6. Januar ’21 vor dem Kapitol vom 12. Juli wird Trump schwer im Magen liegen: Beweise zeigen Kontakte zu rechtsextremen Organisationen und provozierter Lynchjustiz.

Autor: Ralf Nowotny

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Die 6. Januar-Anhörung Trump
Artikelbild: Pixabay

Zwei Wochen nach der kurzfristig angesetzten Anhörung von Cassidy Hutchinson, die damalige hochrangige Beraterin von Stabschef Mark Meadows (wir berichteten), trat das Komitee zur Aufklärung der Ereignisse am 6. Januar ’21 vor dem Kapitol erneut zusammen, um diesmal sich auf die Rolle extremistischer Gruppen bei der Planung der Belagerung zu konzentrieren.
Dabei kam unter anderem heraus, dass Trump den Sturm auf das Kapitol bewusst provozierte und das Weiße Haus direkten Kontakt zu rechtsextremen Organisationen pflegte.

Der Auftakt

Die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses, Liz Cheney, betonte zu Beginn, dass die bisherigen Erkenntnisse des Ausschusses anscheinend Wirkung zeigen: Offenbar sollen die Trump-Verteidiger mittlerweile erkannt haben, dass der Ausschuss handfeste Fakten vorlegt.

Bisher habe sich die Argumentation des Trump-Teams auf die Behauptung verlagert, dass der Ex-Präsident im Vorfeld des 6. Januar einfach nur von Beratern wie den Anwälten Rudy Giuliani und Sidney Powell schlecht beraten worden sei und „Recht und Unrecht nicht unterscheiden konnte“, doch es wurde mittlerweile immer klarer, dass Trump selbst sehr genau wusste, was er tat.

Präsident Trump ist ein 76 Jahre alter Mann. Er ist kein beeinflussbares Kind„, so Cheney, und betonte, dass „kein vernünftiger Mensch“ die Pläne für den 6. Januar fortfahren würde, obwohl ihm wiederholt deutlich gemacht wurde, dass es keinerlei Beweise für einen Wahlbetrug gibt.

Beunruhigung bei Twitter

In der Twitter-Zentrale wurden die Ereignisse seit Dezember bereits mit wachsender Beunruhigung beobachtet. Ein anonymisierter Twitter-Mitarbeiter sagte aus, dass Trumps Tweet vom 19. Dezember, in dem er zu einer Kundgebung in Washington, D.C. am 6. Januar 2021 aufrief, bedrohliche Reaktionen hervorrief, die sich anfühlten, „als ob ein Mob organisiert würde“.

Der Mitarbeiter war schockiert über die Reaktionen, die der Tweet hervorrief und die Trump anscheinend gefiel: „Seid da, es wird wild!“ schrieb er in einer Antwort. Es wurde zumindest auf Twitter dann aber noch wilder, denn kurz darauf rief auch der rechtsextreme Verschwörungstheoretiker Alex Jones die Trump-Anhänger auf, am 6. Januar zu erscheinen.

Bereits am 29. September, als Trump bei seiner Debatte mit Joe Biden sagte, dass die rechtsextremen Proud Boys „sich zurückhalten und sich bereithalten“ sollen, wurde überlegt, seinen Twitter-Account zu sperren, da er erstmals „direkt mit extremistischen Organisationen sprach“. Doch die Freude, dass Twitter der „bevorzugte und am meisten genutzte Dienst“ Trumps war, überwog.

Es ging aber natürlich weit über Twitter hinaus: Jody Williams, Betreiber einer rechtsextremen Website, erzählte in einer Videoaussage, dass „alle anderen Pläne zur Seite geschoben wurden“, in seinem und anderen rechtsextremen und rassistischen Foren drehte sich alles um geplante Gewalt gegen die Polizisten, die das Kapitol bewachten.

Rechtsextreme Organisationen im direkten Kontakt zum Weißen Haus

Als Zeuge der Anhörung sagte Jason Van Tatenhove, ehemaliger Sprecher von Oath Keepers aus, einer rechtsextremem, staatsfeindlichen Miliz in den Vereinigten Staaten. Van Tatenhove warnte, dass die Gefahr noch nicht vorbei sei.

Demnach sah der Gründer Oath Keepers, Stewart Rhodes, diese als eine Möglichkeit, eine paramilitärische Organisation zu schaffen. Der Angriff auf das Kapitol hätte der Funke gewesen sein können, der einen Bürgerkrieg auslöse – mit den Oath Keepers an Trumps Seite.

Zudem wurden Beweise vorgelegt, dass Mitglieder der Oath Keepers und der Proud Boys in Kontakt mit Roger Stone, einem informellen Berater Trumps, und Michael Flynn, der kurzzeitig als nationaler Sicherheitsberater tätig war, standen.

Trump-Mitarbeiter fühlt sich schuldig

Weitere Beweise sind veröffentlichte Nachrichten der damaligen Mitarbeiter. Am Abend des 6. Januar schickte Brad Parscale, der 2020 Trumps Wahlkampfmanager und 2016 Berater war, Texte an Katrina Pierson, die an der Planung der Kundgebung in der Ellipse beteiligt war.

  • Brad Parscale:Hier geht es darum, dass Trump die Unsicherheit in unserem Land vorantreibt. Ein amtierender Präsident, der zum Bürgerkrieg aufruft. Diese Woche fühle ich mich schuldig, ihm zum Sieg verholfen zu haben.“
  • Katrina Pierson:Sie haben getan, was Sie zu dem Zeitpunkt für richtig hielten, und deshalb war es richtig.“
  • Brad Parscale:Ja, aber eine Frau ist tot.“
  • Katrina Pierson:Ihnen war klar, dass so etwas passieren würde.“
  • Brad Parscale:Ja, wenn ich Trump wäre und wüsste, dass meine Rhetorik jemanden umbringt.“
  • Katrina Pierson:Es war nicht die Rhetorik.“
  • Brad Parscale:Katrina. Doch, das war es.

Trump wollte eine Lynchjustiz provozieren

Trumps Rede am 6. Januar enthielt ursprünglich keine Hinweise auf Vizepräsident Mike Pence, den er unter Druck setzte, die Auszählung der Wahlstimmen abzulehnen – doch dies änderte sich sehr spontan.

Pence teilte Trump mit, dass er die Auszählung der Stimmen nicht blockieren werde, da er dazu auch gar nicht befugt sei, worauf Trump ihn mit Beleidigungen quasi überschüttete und verlangte, Verweise auf Pence wieder in die Rede einzufügen. Es wurde nur ein Verweis eingefügt. Doch Trump erwähnte ihn ganze sechsmal.

Und dies anscheinend sehr kalkuliert, denn Trump ging in seiner Rede nicht zimperlich mit Pence um, bis schließlich die Anhänger vor dem Kapitol „Hängt Pence!“ riefen – was Trump bewusst provozierte und gemäß den Aussagen der letzten Anhörung sogar gutheißen würde.

Verräterischer Tweet-Entwurf: Der Marsch auf das Kapitol war geplant

Die bisherige Erkenntnis war, dass Trumps Aufruf an seine Anhänger, zum Kapitol zu marschieren, eine spontane Aktion gewesen sei, doch der Entwurf eines Tweets, der aus den Nationalarchiven beschafft wurde, zeigt das Gegenteil auf.

In dem Tweet, der mit den Worten „Präsident hat gesehen“ gekennzeichnet war, ruft Trump seine Anhänger dazu auf, zu seiner Rede an der Ellipse zu kommen und danach zum Kapitol zu marschieren, gefolgt von den abschließenden Worten „Stoppt den Diebstahl!!!“. Ursprünglich wollte Trump selbst ebenfalls zum Kapitol gehen, was der Secret Service aber verhinderte.

Nun handfeste Anklagegründe gegen Trump?

John Dean, ein wichtiger Zeuge in der Watergate-Untersuchung, sagte, dass der ehemalige Präsident Donald Trump und andere wahrscheinlich rechtliche Konsequenzen aus den Beweisen ziehen werden, die bei der Anhörung des Ausschusses vorgelegt wurden.

Dean argumentierte in einem Interview mit CNN, dass die Aussage des ehemaligen Sprechers des Oath Keepers und einem anderen Beteiligten beweisen, in welchem Ausmaß die Randalierer glaubten, von Trump geschickt worden zu sein, was von Staatsanwälten genutzt werden könnte, wenn sie Anklage gegen den ehemaligen Präsidenten erheben.

Ein Zeuge, Stephen Ayres, sagte vor dem Ausschuss, er habe geglaubt, mit dem Angriff auf das Kapitol den Wünschen Trumps zu folgen, und sagte, er sei gegangen, nachdem Trump sie in einem Tweet dazu aufgefordert habe.

Dabei ist fast nebensächlich, dass Trump letzte Woche versuchte, einen Zeugen anzurufen, der vor dem Ausschuss noch nicht aussagte, dieser nahm aber die Anrufe nicht an.

Artikelbild: Pixabay
Quellen: Business Insider, Deadline

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