„Totaler Shutdown ab 12. April“: Sharepic ist ein Fake!

Autor: Andre Wolf

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Obersalzberg: Die Darstellung des Bildes dient zu Erläuterungszwecken.
Obersalzberg: Die Darstellung des Bildes dient zu Erläuterungszwecken.

Wer hätte das gedacht? Über das Osterwochenende hat ein Screenshot von einem Fake – Bericht über einen totalen Shutdown ab dem 12. April für große Unruhe gesorgt.

Was ist da passiert? Auf WhatsApp und auf Facebook wird seit im 4. April einen Screenshot verbreitet. Dieser Screenshot spricht von einem totalen Shutdown ab 12. April für sechs Wochen. Angeblich hätten die Ministerpräsidenten und Angela Merkel in einem Corona Gipfel sich darauf geeinigt.

Spannend: nirgends, aber auch wirklich nirgendwo, findet man diese Meldung in irgendeiner Zeitung. Kein Medium, angefangen von der Süddeutschen, der Welt, der FAZ oder der Bild, aber auch kein Fernsehsender, egal ob ARD, ProSieben oder RTL, berichten darüber.

Die einzigen, die darüber berichten, sind unzählige Menschen auf WhatsApp oder Facebook. Und die wiederum sind häufig überzeugt davon, dass diese Screenshot echt ist.

Wichtige Information: Dieser Artikel wurde am 06.04.2021 verfasst und stellt somit den Stand von diesem Tage dar.

Was ist auf dem Screenshot zu lesen?

Angeblich habe es über Ostern/ kurz vor Ostern / am 4. April einen Corona-Gipfel gegeben. Dort soll entschieden worden sein, dass ab dem 12. April für sechs Wochen Deutschland komplett heruntergefahren wird. Komplett! Also wirklich alles zu, inklusive Verkehrsmittel, der Wirtschaft, Schulen, Universitäten und jeglicher Geschäfte.

Nur der Lebensmittelhandel sei geöffnet. Und für den dürfen die Bürger lediglich einmal pro Woche das Haus verlassen. Angeblich würde in der Zeit auch weder geimpft noch getestet werden. Das ganze soll von Polizei und dem Militär kontrolliert werden.

 

Shutdown: Die Optik

Das Sharepic trägt oben eine Breaking-News-Grafik. Gleichzeitig ist ein Foto zu sehen, auf dem einige Ministerpräsidenten und Angela Merkel abgebildet sind. Überdies trägt das Sharepic das Datum vom Sonntag, den 4. April 2021. Es wirkt, als sei es ein Screenshot von einer Nachrichtenwebseite.

Ist das ein echter Nachrichten-Artikel? Dieser optisch als Nachrichten-Artikel aufgebaute Inhalt ist ein Fake! Ganz klar. Bereits die Suchmaschinensuche zeigt, dass wir keinerlei Ergebnisse finden, die diesen Inhalt verifizieren können. Niemand berichtet darüber. Und damit gehen wir auch direkt schon in die Detailanalyse.

Herkunft?

Der Screenshot verrät nicht, welches Medium über den totalen Shutdown ab 12. April berichtet. Es gibt keinerlei Einsatzmöglichkeiten, um überhaupt eine Herkunft zu bestimmen. Die Suchmaschinensuche nach dem Text bleibt erfolglos. Wir können lediglich anhand der grafischen Elemente schauen, woher diese stammen.

Die grafischen Elemente

Das Breaking-News-Label stammt von der Webseite india.com. Das ist eine Nachrichtenwebseite, die regelmäßig diese Grafik nutzt (siehe hier). Die Person, die dieses Fake Posting gemacht hat, hat bewusst das Breaking-News-Logo manipuliert. Denn im Original steht oben rechts in dem weißen Feld der Name des Mediums india.com. Dementsprechend wurde die Herkunft bewusst herausgeschnitten.

Des Weiteren ist eine Analyse zu dem Foto in der Mitte des Screenshots möglich. Dieses Foto, als Quelle wurde gettyimages angemerkt, stammt nicht vom Osterwochenende 2021. Es wurde bereits im November 2020 aufgenommen.

Auf dem Foto sind Michael Müller von der SPD, Angela Merkel, und Markus Söder zu erkennen. Die FAZ schreibt zu diesem Foto, dass es am 16. November in Berlin aufgenommen worden sein soll. Es handelt sich um ein Foto der dpa (Odd Andersen). Seitdem wird das Foto häufig verwendet, um Entscheidungen zum Thema Coronavirus und Maßnahmen zu symbolisieren.

Der Inhalt zum Shutdown

Wenn wir uns den Text des Fake-Artikels durchlesen, sehen wir knallharte Maßnahmen. Das sind Maßnahmen, die an autoritäre Regime erinnern. Also komplette Ausgangssperren, komplettes herunterfahren und ein Militär, dass die Situation überwacht.

Wenn wir die aktuellen Maßnahmen Deutschland betrachten oder selbst die harten Ideen zu den Maßnahmen betrachten, sind diese nicht so hart, wie in dem Artikel geschildert. Wir sehen eine völlig übertriebene Darstellung, die an der Realität vorbeigeht.

Ferner spricht der Text davon, dass es angeblich am heutigen Dienstag eine Pressekonferenz zu diesen Aussagen geben soll. Diese Pressekonferenz findet natürlich nicht statt bzw. hat nicht stattgefunden.

Statements

Wir haben direkt Kontakt zum Bundesgesundheitsministerium und zum Bundespressediensz aufgenommen. Auch von dort gab es keinerlei Bestätigungen für die Echtheit des abgebildeten Artikels. Dieser Zeitungsartikel hat in dieser Form nie existiert und transportiert auch keinen realen Inhalt. Das Bundesgesundheitsministerium schreibt uns:

Lieber Herr Wolf,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage. Ein solches Treffen ist dem BMG in der Tat nicht bekannt. Ich würde Sie bitten, sich hierzu an das Bundespresseamt zu wenden, da die Federführung für die MPK mit der Kanzlerin beim Bundeskanzleramt liegt.

Bleiben Sie gesund!

Mit besten Grüßen

Referat Presse, Internet, Soziale Netzwerke
Bundesministerium für Gesundheit

Dementsprechend haben wir auch mit dem Bundespresseamt gesprochen. Dieser Fake-Artikel konnte dort ebenfalls nicht verifiziert werden. Eine Regierungssprecherin teilt uns mit:

Es gab die angeführte Besprechung am Ostersonntag nicht.
Es gibt heute keine Pressekonferenz der Bundeskanzlerin.
Das Zitat ist frei erfunden.
Sämtliche Maßnahmen (z.B. Industrieproduktions-Stopp, Impfstopp, Teststopp, Einsatz der Armee) sind ebenfalls frei erfunden.

Die Länder haben das ganze Instrumentarium zur Verfügung und wir beobachten, dass in vielen Ländern jetzt auch zusätzliche Maßnahmen umgesetzt werden. Parallel dazu wird überlegt, ob und wie der Bund einheitliche Vorgaben machen soll, falls das Vorgehen der Länder nicht ausreicht, um die dritte Welle zu stoppen.

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Shutdown …. aber Laschet hat doch…

Ja, es gibt Ideen, die in diese Richtung gehen. Beispielsweise hat Ministerpräsident Laschet von einem sogenannten Brückenlockdown gesprochen, der zwei bis drei Wochen andauern soll (siehe HIER). Darin sind dann lediglich Ausgangsbeschränkungen für die Nacht und den Abend beschrieben. Wenn jedoch dieser Fake-Artikel das gemeint hätte, dann hätte er es auch so geschrieben.

Der Fake-Artikel spricht jedoch von einer absoluten Einigung der Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin. Und er spricht davon, dass sechs Wochen lang alles heruntergefahren wird. Insofern ist nicht die Idee von Laschet gemeint.

Ebenso die Aussage von Angela Merkel, dass sie einen harten Lockdown befürwortet (siehe hier), hat nichts mit diesem Fake Artikel zu tun. Der Fake schreibt davon, dass alles bereits beschlossen sein. Dies ist jedoch nicht der Fall.

Aber Mimikama, es könnte ja so sein …

Natürlich kann niemand von uns in die Zukunft schauen, auch wir nicht. Dennoch muss man deutlich sehen, dass der Fake-Artikel im Indikativ Präsens geschrieben ist. Er behauptet, dass dies alles schon so entschieden worden sei. Das stimmt schlichtweg nicht.

Zu dem Zeitpunkt, als der Fake-Artikel der erschienen ist, gab es keine Entscheidung in diese Richtung. Was danach erst passiert, was vielleicht morgen alles möglich ist, das weiß niemand von uns. Ob dieser Fake-Artikel eine Art self-fulfilling-Prophecy ist, kann auch niemand genau wissen.

Auch wenn davon auszugehen ist, dass die Maßnahmen, so wie dort beschrieben, in dieser Härte nicht eintreten werden.

Um es deutlich zu sagen: Das Sharepic an sich zeigt einen nicht-existenten Nachrichtenartikel. Dieser berichtet über Maßnahmen, die angeblich bereits entschieden sind. Das stimmt schlichtweg nicht.

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