Fotos sollen beweisen, dass Stonehenge erst im 20. Jahrhundert aufgebaut wurde

Autor: Kathrin Helmreich

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Verschwörungen, Falschnachrichten, Halbwahrheiten und und und… das Internet bietet allem eine Bühne. Manches davon hat einen wahren Kern, manches davon ist einfach nur erfunden.

So erhielten wir Anfragen zu einem Artikel, in dem behauptet wird, dass Stonehenge erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts erbaut worden sein soll.
In dem Artikel geht es also darum, dass Stonehenge nicht das wäre, was es zu sein vorgibt:

Stonehenge ist, zumindest schulwissenschaftöichen Aussagen zufolge, eine art frühantiker Kalender. [sic!]

Weiter unten:

Das mit dem Kalender kann also schlichtweg nicht stimmen.

Um mit dieser Frage abzuschließen:

Bleibt die Frage, warum dann viele antiken Monumente wie Stonehenge tatsächlich wie ein Kalender funktionieren. Die eigentliche Frage sollte allerdings sein, ob sie dies immer schon getan haben.

Begleitet wird der Artikel mit einer Fülle an Fotos, die eben beweisen sollen, dass Stonehenge erst viel später gebaut wurde, als man “es in der Schule halt so lernt”.

Stimmt es also, dass es Stonehenge in der Form nie gab und es tatsächlich erst im 20. Jahrhundert erbaut wurde?

Offiziellen Angaben zufolge ist Stonehenge ein in der Jungsteinzeit errichtetes Bauwerk in der Nähe von Amesbury in Wiltshire, England. Dabei zieht sich die Errichtung des Gesamtkomplexes über Jahrtausende hinweg und wird mittlerweile, je nach Klassifizierung in 3 beziehungsweise 5 verschiedene Phasen unterteilt, in denen jeweils Teile der Anlage erschaffen oder modifiziert wurden.

Es besteht aus einer Grabenanlage, die von einer aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildeten Megalithstruktur umgeben ist. Die beiden auffälligsten Steinkreise sind der äußere Kreis aus von Decksteinen überbrückten Pfeilersteinen sowie die innere hufeisenförmige Struktur aus ursprünglich fünf Trilithen (je zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden). Dazwischen befinden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen sowie Löchern im Boden. Weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe.

Jedoch ist man sich über den Zweck dieses Bauwerks eigentlich nicht einig. So ist nicht eindeutig klar, wofür Stonehenge früher wirklich genutzt wurde.
Die gängigsten Theorien wären:

  • ein Kult- und Versammlungsplatz
  • eine religiöse Tempelanlage
  • eine Begräbnisstätte
  • ein astronomisches Observatorium

Dass es sich um “eine Art frühantiker Kalender” handelt, ist demnach auch schulwissenschaftlich nicht eindeutig bestätigt. Fakt ist, dass einige Linien nach der Sommersonnenwende ausgerichtet sind.
Lange Zeit schon wird Stonehenge erforscht. Es wird bisher angenommen, dass Teile der Steinformation bereits 3000 – 2000 v. Chr. erbaut wurden.
Diese Daten wurden durch die Radiokarbonmethode erhoben, die in der Archäologie eine gängige Methode zur Altersbestimmung von organischen Materialien darstellt.

Fotos von 1940-1960

Wie kann es also sein, dass Fotos existieren, die Bauarbeiter mit Kränen und allem drum und dran zeigen, wie sie offenbar Stonehenge erbauen?
Laut Hoax or Fact kursieren diese Bilder seit mindestens Oktober 2012 im Internet.
108 Fotos enthält die Galerie, der Autor ist unbekannt, doch die Frage stellte sich schon damals: Handelt es sich hier um einen Fake oder um die Wahrheit?

Hoax or Fact liefert jedoch eine recht einfache Lösung für diese Frage:

Stonehenge wurde mehrfach restauriert und erneuert.

Durch das Alter der Anlage, die Wetterbedingungen, Ausgrabungen und schlussendlich die Abnutzung durch Touristen hat das Bauwerk natürlich über die Jahre sehr gelitten.
Dass Stonehenge mehrfach restauriert wurde, wird allerdings nicht sonderlich an die große Glocke gehängt.
Meist wird dies nur in einem Satz am Rande erwähnt:

The most accurate early plan of Stonehenge was that made by Bath architect John Wood in 1740.[70] His original annotated survey has recently been computer redrawn and published.[71] Importantly Wood’s plan was made before the collapse of the southwest trilithon, which fell in 1797 and was restored in 1958.

Hier kann man sich eine gute Zusammenfassung durchlesen, die besagt, dass Stonehenge in der Vergangenheit einige “Make-Overs” erhielt.
Gegen die doch recht abstruse Behauptung, die Anlage sei erst in jüngerer Zeit errichtet worden, sprechen außerdem noch die Erwähnungen und Beschreibungen früherer Zeitgenossen. So beschreibt der Historiker Henry of Huntingdon um 1130 in seiner „Historia Anglorum“ die Steinformation, und der Geschichtsschreiber Gruffudd ap Arthur (Geoffrey of Monmouth) befasst sich um 1135 in seiner „Historia Regnum Britanniae“ sogar eingehender mit der Anlage. Auch in den folgenden Jahrhunderten finden sich unzählige Erwähnungen, Zeichnungen und Theorien über die Anlage und ihre Geschichte.

Ergebnis:

Hier handelt es sich um einen “FAKE”.

Gänsefüßchen deshalb, weil sich dieser Artikel realen Bildmaterials bedient, aber diese umdeutet und für eine Fake-Meldung nutzt.
Die Fotos stammen von einer Restaurierung. Dies wiederlegt jedoch nicht den Fakt, dass Radiokarbondaten die Erbauung von Stonehenge auf 3000 – 2000 v. Chr. datieren.
Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.