Spritzen, Nadeln und Bananen – am besten noch mit HIV infiziert!

Autor: Kathrin Helmreich

Und wieder erhielten wir Anfragen zur HIV-kontaminierten Spritze in der Zapfpistole!

Es gibt immer wieder Phasen, in denen gewisse Themen richtige Höhepunkte feiern.

Seit Wochen erhalten wir immer wieder Anfragen zu der Spritze in der Zapfpistole und es geht dabei stets um denselben Beitrag:

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Bild im Klartext:

TEILEN!! Achtung das ist die neue Masche an den Tankstellen Sie tun mit HIV infizierten Spritzen in die Handpumpe. Passen Sie auf und teilen Sie!

Teilen kann Leben retten!

Auch wenn diese Geschichte bereits im Jahre 2017 passierte und sie in der Zwischenzeit mutierte, wird sie geteilt, geteilt und wieder geteilt.

Hier also nochmals die Geschichte, wie sich ein realer Sachverhalt zu einem Hoax entwickeln konnte:

Das Foto ist echt. Es stammt aus den USA, genauer gesagt, wurde es an einer Tankstelle am Alessandro Boulevard in Moreno Valley aufgenommen. Es war Jose Medina, der auf dem Weg zur Arbeit am 22. Mai 2017 sein Fahrzeug betanken wollte, jedoch dabei von dieser Nadel verletzt wurde. Medina fuhr daraufhin direkt ins Krankenhaus, um sich auf Infektionen untersuchen zu lassen. Ebenso wurde die Polizei informiert und der Vorfall auch auf Fox11 thematisiert. Seine Tochter Jacqueline Medina veröffentlichte anfangs dieses Foto, um zur Vorsicht zu mahnen. Was sie zu dieser Zeit nicht ahnen konnte: Das Bild sollte eine Eigendynamik bekommen und durch Dritte dramatisiert werden, indem die Geschichte an anderen Stellen veröffentlicht und dort um die HIV-Komponente erweitert wurde.

Dieser Hoax drang nach einiger Zeit auch zu Jacqueline Medina, die daraufhin irritiert war und sich an Snopes (US-amerikanische Faktenchecker) wandte und die Geschichte dort meldete, damit Snopes sie aufklären konnte. Mittlerweile sind das Bild und der Hoax bereits quer durch die USA gereist und wurden auch in Florida als Warnung veröffentlicht, mit dem Hinweis, dass in der Gegend um Jacksonville (Florida) diese Nadel gefunden worden wäre. Nach Angaben von Snopes handelt es sich um einen Kettenbrief, in dem ein (augenscheinlich nicht existierender) Captain Abraham Sands der Polizei von Jacksonville, Florida vor zahlreichen infizierten Nadeln in mehreren Staaten warne:

My name is Captain Abraham Sands of the Jacksonville, Florida Police Department. I have been asked by state and local authorities to write this email in order to get the word out to car drivers of a very dangerous prank that is occurring in numerous states. Some person or persons have been affixing hypodermic needles to the underside of gas pump handles. These needles appear to be infected with HIV positive blood. In the Jacksonville area alone there have been 17 cases of people being stuck by these needles over the past five months. We have verified reports of at least 12 others in various states around the country.

Also nochmals zum Mitschreiben: Es gibt keine HIV infizierten Nadeln in Zapfpistolen!

Offizielle Beweise fehlen bei solchen Statusbeiträgen zumeist zur Gänze. Oft werden durch den Stille-Post-Effekt Inhalte verändert, mutieren, werden dazugedichtet. Dass Bilder in neuem Kontext hochgeladen werden, ist keine Seltenheit.

Das ewige Thema der HIV-kontaminierten Spritzen, Bananen, Nadeln und Co.

Denn die Spritze in der Zapfpistole stellt natürlich keinen Einzelfall dar. Das Thema des “verseuchten Gegenstands” begleitet uns schon seit vielen Jahren in den verschiedensten Ausführungen.

Das wohl berühmteste Beispiel ist die mit HIV infizierte Banane. Doch auch die angebliche Warnung der in die Droge Scopalamin getränkten Nadeln in Handschuhen werden jedes Jahr zu Weihnachten wieder aus der tiefsten Internetschublade hervorgekramt.

Beliebt sind auch:

Die Spritzen zwischen den Sitzen in der Bahn

Die Nadel im Überraschungsei

HIV-Infektion im Kino / in der Disco und andernorts

Ergebnis:

Bei den meisten dieser „Warnungen“ handelt es sich bereits um mutierte Kettenbriefe. Durch unreflektiertes Weiterteilen, kann es passieren, dass wir uns auch im Jahre 2018 noch immer vor einer (zumeist nicht existenten) Spritze aus dem Jahre 2016 „fürchten“.

Eine kleine Recherche an offiziellen Stellen wie zum Beispiel der Polizei, hilft nicht nur dir, sondern vielen anderen ebenfalls, das Teilen von Unwahrheiten auf sozialen Netzwerken einzudämmen.

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