Sharepic-Faktencheck: „Suchen Sie mal nach den Frauen und Kindern“

Autor: Kathrin Helmreich

Sharepic-Faktencheck: "Suchen Sie mal nach den Frauen und Kindern"
Sharepic-Faktencheck: "Suchen Sie mal nach den Frauen und Kindern"

Aktuell kursiert erneut das Foto einer Flugkabine, in der größtenteils Männer zu sehen sind. Das Foto stammt aus einem Lagebericht der IOM.

Foto eines Lageberichts von IOM abermals missbräuchlich verwendet

Das Bild zeigt eine Flugkabine, die auf den ersten Blick ausschließlich mit Männern besetzt ist.
Die gezeigten Menschen wurden 2016 in ihr Heimatland zurückgeflogen.

Wir erhielten abermals Anfragen zu folgendem Foto, das auf den ersten Blick ausschließlich Männer in einem Flugzeug zeigt:

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

Suchen Sie mal nach den Frauen und Kindern

Der Faktencheck

Dieses Foto wird immer wieder im falschen Kontext verwendet (wir berichteten).

Also, was sehen wir hier eigentlich? Das Foto wurde in einem Lagebericht vom Juni 2016 verwendet, erschien Februar 2017 in einem Artikel auf 20min.ch und in einem Artikel auf der Webseite der IOM (International Organization for Migration). Es zeigt einen Charterflug, der von der IOM organisiert wurde, um gestrandete illegale nigerianische Migranten von Libyen nach Nigeria zurückzuführen. Fast alle Migranten waren auf ihrem Weg nach Europa abgefangen worden.

IOM bietet ihnen die Möglichkeit, freiwillig in ihr jeweiliges Land zurückzukehren und organisiert Reisedokumente bei den Botschaften und auch die nötige medizinische Behandlung vor Abreise, sowie den Rückflug und etwaige Familienzusammenführungen.

Das Programm wird seit 2006 in Libyen durchgeführt.

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Und nun zu „Suchen Sie mal nach den Frauen und Kindern“. Laut IOM handelt es sich um 162 nigerianische Migranten, darunter 28 Frauen und 3 Kinder. Bereits im Jahr 2014 verzeichnete die EU-Grenzschutzagentur Frontex zufolge in Italien fast sieben Mal so viele Männer wie Frauen. Warum ist das so?

Dem Spiegel zufolge ist laut Uno-Flüchtlingswerk UNHCR mindestens jeder zweite Flüchtling weiblich – dazu zählen jedoch auch sogenannte Binnenflüchtlinge, die ihr Heimatland zunächst nicht verlassen. Nach Mitteleuropa kommen jedoch vor allem Männer aus Krisengebieten. Viele beabsichtigen offenbar nach der gefährlichen Flucht und der Bewilligung ihres Asylantrags, ihre Familien nachziehen zu lassen. Zudem fällt die Entscheidung oft auch auf den physisch stärker gebauten Mann, da Frauen auch leicht Opfer von Vergewaltigungen und Menschenhandel werden und die Flucht extrem gefährlich ist:

Ruth Schöffl, Pressesprecherin des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, erklärt, dass eine solche Flucht mit sehr vielen Gefahren verbunden ist. Teilweise gibt es tagelang weder was zu Essen noch was zu Trinken, zig Kilometer durch Ödland werden zu Fuß durchquert, die Nerven liegen blank. Das sind Strapazen, die Männer eher überstehen als Frauen und Kinder. Letztere seien zusätzlich noch von sexueller Gewalt bedroht.

Unterm Strich ist eine Flucht eine Reise ins Unbekannte, möglicherweise ohne Wiedersehen. Viele Asylbewerber in Österreich kommen aus Syrien, man kann nur vermuten, wie viele Menschen es niemals bis nach Europa schafften, sondern deren Leichname nun in der Wüste oder auf dem Meeresgrund liegen.
Sollte es jedoch ein männlicher Asylbewerber schaffen, so hatte er bis zum „Asylstopp“-Erlass die Möglichkeit, auf legalem und sicherem Wege seine Familie nachkommen zu lassen.

Dies allerdings nicht umsonst, für die Kosten musste der Asylbewerber selber aufkommen, so Schöffl vom UNHCR. Dies ist nun allerdings nicht mehr möglich.

Mit freundlicher Genehmigung von Simon Hadler / orf.at,: Eins und eins ist nicht drei

Weitere Informationen zu dem Thema findest du in diesem Artikel.

Fazit:

Das Foto wird immer wieder für Stimmungsmache oder im falschen Kontext verwendet. Es handelt sich um nigerianische Flüchtlinge, die in ihre Heimat zurückgeflogen werden.

Dass sich kaum Frauen und Kinder unter den Flüchtlingen befinden, ist vielen Gründen geschuldet. Darunter auch der Entscheidung, dem wesentlich stärkeren Mann eine derart gefährliche Reise zuzumuten.

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