Die gleichen Särge in Lampedusa und Bergamo? Fake!
Man nehme ein altes Foto, datiere es neu, „gilbt“ das alte Foto und behaupte, das „neue“ Foto sei ein Fake der Presse. Fertig ist der Verschwörungsmythos.
Wieder einmal wird ein Sharepic geteilt, welches zweimal dasselbe Bild zeigt, jedoch soll es angeblich zwei verschiedene Ereignisse zeigen: Tote in Lampedusa 2013 und Corona-Tote in Bergamo 2020.
Der Facebook-Nutzer kommentiert dazu:
„Interessant, daß in Lampedusa und Bergamo alles aufs Haar gleich ist :Särge, Umherstehende (inklusive ihrer Körperhaltungen! Und Bekleidung!), Tische,….
SO funktionieren unsere Medien liebe Leute. Vielleicht taucht dasselbe Bild auch noch mal aus New York auf?“
Es wird also behauptet, dass ein altes Bild noch einmal neu verwendet wird, um Corona-Tote in Bergamo zu zeigen, was auf dem Verschwörungsmythos fußt, dass es nicht so viele oder gar keine Corona-Toten in Italien gegeben hätte.
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Das Foto zeigt Lampedusa 2013
Man sieht tatsächlich auf dem Foto die Särge von Flüchtlingen, die im Oktober 2013 bei Lampedusa ums Leben kamen.
Interessant: Das Originalfoto wurde auf dem Sharepic „gegilbt“, anscheinend um zu verdeutlichen, dass es ein älteres Foto sei. Doch seit wann vergilben digitale Aufnahmen?
Verwendung 2020: Fehlanzeige!
Spannend wird es jedoch, wenn man danach sucht, ob dieses Bild 2020 wirklich verwendet wurde. Es gab bereits Vorwürfe, dass die ARD dieses Bild verwendet hätte, doch dazu gibt es keinerlei Beweise. In der Tagesschau wurde ein anderes Bild genutzt (vergleiche).
Für diesen Vorwurf, den sowohl das „Correctiv“ als auch der „ARD-Faktenfinder“ nachgingen, konnte generell nirgends eine Quelle gefunden werden.
Blinder Glaube durch Wiederholung
Bereits im März, April und Mai wurden die beiden Fotos mit der Behauptung geteilt, es werde fälschlicherweise in der Presse als aktuelles Foto ausgegeben, doch ein Beweis dafür findet sich nirgends – es wird einfach behauptet und blind geglaubt.
Da es aber immer wieder wiederholt wird, glauben es auch immer mehr Leute, auch wenn sich absolut kein Beweis findet, dass es von irgendeinem Medium als aktuell ausgegeben wurd. „Man liest das doch überall im Internet“, also wird da schon was dran sein.
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Fazit
„Dann beweist doch, dass es nicht in der Presse gezeigt wurde, sonst glaube ich euch nicht!“, hören wir schon die Zweifler fragen.
So läuft das aber nicht! Die Beweislastumkehr ist ein beliebtes Mittel von Verschwörungsmythikern, ist aber falsch. Wer etwas behauptet („Das Foto wird als aktuell ausgegeben!“), muss dies auch beweisen können. Nicht umgekehrt.
Hinweis: Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.