Sabotage der Nord-Stream-Pipelines: Norwegen in Alarmbereitschaft

Drohnen sollen in die Flugsicherheitszonen der Öl-Plattformen eingedrungen sein. Die Herkunft ist noch unbekannt.

Autor: Tom Wannenmacher

Sabotage der Nord-Stream-Pipelines: Norwegen in Alarmbereitschaft (Artikelbild: Glomex)
Sabotage der Nord-Stream-Pipelines: Norwegen in Alarmbereitschaft (Artikelbild: Glomex)

Während Schwedens Küstenwache das vierte Leck an Nord-Stream 2 Pipelines meldet, informiert der norwegische Ölplattform-Betreiber Equinor das dritte Mal in diesem Monat die Polizei aufgrund von Drohnenaktivitäten an mindestens 3 seiner Bohrinseln, so berichtete das norwegische Online-Magazin Aldri Mer.

Wer steckt dahinter und mit welchem Ziel?

Mehrere Drohnen in Sicherheitszonen: In jüngster Zeit sollen mehrere Drohnen oder andere Flugobjekte in Sicherheitszonen verschiedene Ölplattform gesichtet worden sein. Deshalb hat die norwegische Aufsichtsbehörde für die Ölförderung, Petroleumstilsynet (PTIL) am Mittwoch (28.09.2022) eine offizielle Warnung vor diesen Flugobjekten ausgesprochen. Die Polizei bestätigt laut einer Mitteilung (Beobachtungen von nicht identifizierten Drohnen/Flugzeugen vor der Küste) die Sichtungen und ermittelt nun gegen die Verstöße. Es wird allerdings nichts darüber gesagt, wie genau der Fall weiterverfolgt wird.

Was ist eine Sicherheitszone?

Eine Sicherheitszone ist ein geografisch abgegrenzter Bereich mit Verboten oder Einschränkungen in Bezug auf den Aufenthalt, die Durchfahrt oder den Betrieb von nicht genehmigten Schiffen, einschließlich Flugzeugen.

Für die Bohrinseln auf dem norwegischen Festlandssockel existieren Sicherheitszonen von 500 Meter über, rundherum und im Wasser. Wer sich hier unberechtigt aufhält, begeht eine Straftat; nur Flug oder Fahrzeuge mit spezieller Erlaubnis dürfen in die Nähe der Bohrinseln gelangen.

Meldung ist nicht die Erste

Der norwegische Ölplattform Betreiber Equinor hatte bereits Mitte September einige Drohnen gesichtet und diese Aktivität an die Polizei weitergegeben, welche die Vorfälle jetzt untersuchen will. Auch später noch seien Flüge von unbekannten Objekten beobachtet worden. Dies unter anderem an den Ölfeldern Johan Sverdrup, Gullfaks C und Snorre A, wie Heise online berichtet.

Noch keine Zwischenfälle – Flüge trotzdem als gefährlich eingestuft

Zu ernsthaften Zwischenfällen ist es offenbar noch nicht gekommen. Trotzdem nimmt man in Norwegen die Situation sehr ernst und will nach den Nord-Stream-Lecks soweit möglich den Schutz der Öl- und Gasinfrastruktur verstärken: „Obwohl es keine konkrete Bedrohung gibt, haben wir die Sicherheit jetzt besonders im Blick“, sagte Regierungschef Jonas Gahr Støre am Mittwoch in Oslo. „In Norwegen sind wir uns unserer besonderen Verantwortung als Europas größter Gaslieferant bewusst.“ Unternehmen und Behörden arbeiten eng zusammen, um die Sicherheit zu stärken.

Drohnen in der Sicherheitszone stellen ein großes Risiko dar

Drohnen in der Sicherheitszone vor den Bohrinseln stellen ein großes Risiko für dort fliegende Hubschrauber dar, mit denen sie eventuell kollidieren könnten. Genauso könnte es im schlimmsten Fall zu einer Explosion kommen, wenn eine Drohne die Bohrinsel selbst touchiert oder mit ihr zusammenstößt. 

Ob bei den Vorfällen einen Zusammenhang zu den vermeintlichen Anschlägen und der offensichtlichen Aufklärung einer unbekannten Partei besteht, konnte aktuell noch nicht bestätigt werden, so „Der Standard“.

Spekulation um Motive: Sabotage in Betracht gezogen

Nicht zuletzt aufgrund einiger Vorfälle rund um die Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 spekulieren norwegische Medien schon über die Motive der Drohnenflüge. Die Vermutungen umfassen sowohl mögliche Spionageaktivitäten als auch Sabotageaktionen. Möglicherweise dienten die Flugaktionen dazu, Informationen zu sammeln.

Dem entgegen wendet sich der norwegische Militärexperte Lars Peder Haga mit der Aussage, solche Erkundungsflüge bei Tageslicht nahe den Bohrinseln weisen eher auf Amateure hin: „Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, dass jemand Informationen sammelt und auf den Plattformen nach Details sucht, aber es scheint amateurhaft zu sein, dies bei Tageslicht in der fraglichen Höhe zu tun, wo man mit ziemlicher Sicherheit gesehen wird (…)“.

Laut dem Standard gibt auch der Regierungschef in einer Pressekonferenz ein Statement ab und feuert damit die Spekulationen an: „Die Hinweise darauf, dass es sich um eine bewusste Tat handelt, verdichten sich, und wir befinden uns in einer sehr ernsten Situation. Es ist entscheidend, dass Europa und die Nato jetzt zusammenstehen.“

Steckt Russland dahinter?

Obwohl es zu diesem Zeitpunkt nicht klar ist, wer für die Drohnenflüge verantwortlich ist, wird laut Aldri Mer befürchtet, dass es Russland ist, das hinter der Aktivität steckt. „Die Befürchtung ist, dass die Kartierungsaktivitäten, an denen die Drohnen offensichtlich beteiligt sind, darauf abzielen könnten, sich auf militärische Aktionen in der Nordsee vorzubereiten.“

Experte zu Gaslecks: Russland wahrscheinlich verantwortlich – Das sind die möglichen Gründe

Quellen:

Aldri Mer
Petroleumstilsynet
Heise online
Der Standard
Militärexperte Lars Peder Haga

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Autor: Nick L.

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