Russland, tote Hunde und ein falsches Bild

Autor: Andre Wolf

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„Was ein Skandal” murmelt Frank. Er fragt mich, ob ich das schon gesehen hätte.

Die ganze Welt schaue zu, wie in Russland Hunde getötet werden. Frank reicht mir sein Handy, ich schaue auf dieses kleine Bild, welches eine schlechte Auflösung hat. Man kann kaum Details erkennen, jedoch sieht man recht deutlich, wie ein Mann mit einem Gewehr auf einen Hund zielt. Als Statusmeldung zu diesem Bild lese ich dort:

In ein paar Wochen beginnt die WM und die ganze Welt schaut zu. Wohin bitte schaut die Welt bei diesen Bildern?

Ich reiche Frank sein Smartphone zurück. Er ist sauer und und hinterlässt ein böse blickendes Emoji unter der Statusmeldung, bevor er jedoch die Meldung teilen kann, frage ich ihn, ob er sich sicher ist, dass dieses Foto auch wirklich aus Russland stammt und mit der kommenden WM etwas zu tun hat.

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Frank blickt mich fragend an. Fragend und auch ein wenig komisch. Ich kenne diesen Blick, er trägt dieses abwehrhafte „hältst du mich für blöd?” in sich. Vorausschauend sage ich ihm, dass ich einfach dieses Gefühl habe, dass ich dieses Foto schon mal gesehen hätte. Ist natürlich eine Lüge, ich pokere lediglich.

Bildersuche

Ich hole mein Notebook, um eine Bildersuche durchzuführen. Zugegeben, eine Bildersuche am Handy hab ich jetzt auch noch nie gemacht, vielleicht sollte ich hier eine Beschreibung erstellen, wie man das auch halbwegs bequem am Handy schafft. Kurz nochmals die Wiederholung, wie man zur Bildersuche gelangt:

Die Bildersuche auf Google öffnet man entweder direkt über die Adresse https://www.google.at/imghp oder alternativ über die Startseite der Suchmaschine, indem man oben rechts auf den Begriff „Bilder” klickt. darauf öffnet sich (in beiden Fällen) eine leicht veränderte Eingabefläche. Man findet den Hinweis „Google Bilder” vor, sowie auch in dem Eingabefeld ein kleines Symbol in Form einer Kamera erscheint.

Ich für meinen Teil hab es besonders einfach, denn im Browser Google Chrome, sowie dessen Verwandte, ist die Bildersuche direkt über einen Auswahlpunkt verfügbar. Man klickt einfach mit der rechten Maustaste auf das gesuchte Bild und wählt in dem geöffneten Dialogfenster den Punkt  “In Google nach diesem Bild suchen” aus. Dass ist tatsächlich der einfachste Weg, wird jedoch nicht von jedem Browser unterstützt.

Das Ergebnis

Nicht Russland. Nicht WM. Das Bild wurde vor 8 Jahren recht häufig genutzt. Was fest steht: es stammt aus dem Irak, ein Artikel aus der österreichischen Zeitung Die Presse zeigt dieses Foto in einer wesentlich höheren Auflösung. In diesem Artikel vom 10. Juli 2010 lautet es:

In der irakischen Hauptstadt gehen bis zu 20 Teams aus Polizisten und Tierärzten täglich gegen Straßenhunde vor. Die Tötungen werden mit einem Anstieg tödlicher Hundeangriffe begründet.

Ich zeige Frank das Ergebnis. Es ärgert ihn ein wenig, da er innerlich schon in den Empörmodus gefahren ist. „Aber es könnte ja sein, das wäre ja nicht das erste Mal, dass vor einer WM Hunde getötet werden!” Ich weiß, was Frank meint, ich verstehe auch seine Argumentation. Whataboutism nennt sich das. Er versucht etwas Falsches damit zu rechtfertigen, weil ein anderer (ähnlich gelagerter) Fall ja gestimmt hat.

Und diese Meldungen, auf die sich Frank da bezieht, stimmen natürlich. Die WM in Russland ist nicht das erste Sportereignis, in dessen Vorfeld Straßenhunde getötet wurden und der für Kritik gesorgt hat. Beispielsweise im Vorfeld der EM 2012 konnte man folgendes lesen (Zitatquelle: Welt, 09.11.2011):

Sie werden vergiftet, erschossen oder verbrannt: Die Massentötung von Straßenhunden in der Ukraine im Vorfeld der EM hat die Uefa auf den Plan gerufen.

Auch bezüglich der kommenden WM in Russland gibt es viele Meldungen aus serösen Quellen über Hundetötungen im Netz zu finden. In der Frankfurter Rundschau vom 23.03.2018 lautet es unter der Schlagzeile „Hundekrieg in Russland”:

In Russland herrscht Hundekrieg. Ausgerechnet vor der Fußball-WM, die im Juni startet, häufen sich Meldungen über einen Vernichtungsfeldzug gegen streunende Vierbeiner.

Conclusio

Frank schaut mich fragend an. Was nun, was nun? Natürlich ist es sein gutes Recht, wenn er seiner Empörung ein wenig Luft machen möchte, aber doch nicht mit Bildern, die mit der Situation nichts zu tun haben. Damit schadet man am Ende der Diskussion und sie trägt diesen faden „Fake” Beigeschmack.

Letztendlich hat Frank natürlich noch etwas zu dem Thema gepostet, jedoch nicht dieses Bild, was nichts mit Russland zu tun hat, sondern er hat den Artikel aus der Frankfurter Rundschau verlinkt und seine Meinung zu dem Thema geschrieben. Damit dürfte er auf der sicheren Seite stehen.

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