Russische Mobilisierung: Foto ist echt

Keine Schauspieler. Keine Fortsetzung der Kultserie M*A*S*H. Einfach nur ein Bild, das das Leben selbst gezeichnet hat.

Autor: Walter Feichtinger

Die Behauptung

Das Foto soll Rekruten der russischen Mobilisierung zeigen. Kann das wirklich echt sein?

Unser Fazit

Ja, das Foto entstand am 29. September 2022 auf dem Gelände der Mikhailovskaya-Artillerieakademie in St. Petersburg und zeigt Rekruten der aktuellen Mobilisierungswelle.

Das Netz amüsiert sich über ein Foto, das Rekruten bei der Mobilisierung in Russland zeigen soll.

Ein Bild, das auch aus einer Militärkomödie der 1980er stammen könnte: Vier Soldaten/Schauspieler/Zivilisten in einer bunten Mischung aus Uniform und Zivilkleidung. Das kann doch nicht echt sein? Doch, das ist es. Wir von Mimikama haben via Instagram Kontakt mit dem Fotografen Mikhail Ognev aufgenommen und folgende Information erhalten:

Hallo Tom, dieses Foto wurde am 29. September 2022 in einer der Militäreinheiten im Gebiet Leningrad aufgenommen, wo russische Bürger, die im Rahmen der Teilmobilisierung einberufen wurden, ausgebildet werden […] Es ist also keine Fälschung

Fotograf Mikhail Ognev per Instagram
Russische Soldaten bei Mobilisierung in St. Petersburg. Foto: Mikhail Ognev / Fontanka.ru
Foto: Mikhail Ognev / Fontanka.ru

Ganz links ist der arrogante Untergebene, der immer versucht, die anderen vor dem Chef schlecht aussehen zu lassen. Der zweite von links ist der freundliche, furchtlose Anführer der Gruppe, den alle mögen und respektieren. Der kräftige Junge ist der liebenswerte Trottel der Gruppe, der nichts zu ernst nimmt, aber loyal und verlässlich ist, wenn es darauf ankommt. Der Typ auf der rechten Seite ist der Hitzkopf, der nicht dabei sein will und anfangs alle hasst, aber nachdem er sich mit dem Chef und dem schwergewichtigen Jungen angefreundet hat, wird er zum besten Soldaten der Gruppe.

Spekulation zum Bild auf reddit

Bilder einer Mobilisierung

Der lustige Schnappschuss entstand bei einer Fotoreportage am 29. September 2022 auf dem Gelände der Mikhailovskaya-Artillerieakademie in St. Petersburg. Am vierten Tag der Ausbildung für die aktuelle Mobilisierungswelle hatten noch immer nicht alle Rekruten ihre vollständige Ausrüstung erhalten, daher die kuriose Mischung aus Zivilkleidung und nagelneuen Uniformteilen. Andere Bilder von Mikhail Ognev zeigen einen Rekruten mit einem viel zu großen Helm, Soldaten bei Gefechtsübungen und einen Militärchor in Paradeuniformen.

Die Reporterin Julia Nikitina führte Interviews mit Rekruten, Offizieren und Ausbildern, die hörte dabei Geschichten, die nicht weniger skurril klingen: Der Kommandeur des gerade zusammengestellten Haubitzenartilleriebataillons, Major Shchigolev war eigentlich schon 20 Jahre in Ruhestand, hat sich aber am ersten Tag der Mobilisierung freiwillig gemeldet.

Seine Abteilung wurde vor drei Tagen gegründet, die Ausbildung ist noch im Gange. Lassen Sie sich nicht entmutigen – es ist erst der vierte Tag. Keiner hat Kampferfahrung. Lassen Sie sich nicht entmutigen – alle haben in der Armee gedient, die Leute sind erwachsen, die Hälfte von ihnen hat sich sogar freiwillig gemeldet. Die materiellen und technischen Güter wurden nicht vollständig ausgegeben. Verzweifeln Sie nicht – es wird alles ausgegeben, und wenn Sponsoren Kopter zur Verfügung stellen, wird es großartig sein.

Auszug aus der Reportage von Julia Nikitina

Schießübungen mit Kalaschnikows und Granatwerfern auf Übungsplätzen und Schießständen. Panzer überrollen Soldaten in Schützengräben, diese werfen Übungsgranaten, feuern Platzpatronen ab.

Als ich mich umdrehe, erstarre ich bei dem, was ich sehe. Zwei von ihnen. Einen dicken und einen dünnen. Der erste ist klein und robust. Er lächelt ununterbrochen, und man kann nicht anders, als zurückzulächeln. Er bittet seinen Freund, seinen Gürtel enger zu schnallen, der wirklich locker sitzt. Dieser trägt einen lächerlich engen Helm und ist sage und schreibe 2,10 m groß. Während er seinen Gürtel strafft, beugt er sich wie über ein Kind und richtet gleichzeitig mit fast mütterlicher Sorge die schiefe Weste.

Irgendwann reicht es auch den Reportern Julia Nikitina und Mikhail Ognev. Genug der sarkastischen Worte, die dennoch kaum ausreichen, um die eben gesehene Realsatire in Worte zu fassen.

Als wir gingen, hatte das Gesangs- und Tanzensemble „Katjuscha“ bereits beendet und begann, „Smugljanka“ zu singen. Wir kehrten schweigend nach Hause zurück, entlang der gleichen Kiewer Autobahn, auf der wir angekommen waren.

Quellen:

https://www.fontanka.ru/2022/09/30/71697356 (Reportage von Julia Nikitina, Fotos von Mikhail Ognev)
https://www.instagram.com/p/CjHqroxomQF (Das lustige Bild auf dem Instragramkanal von Mikhail Ognev)
https://www.reddit.com/r/Damnthatsinteresting/comments/xs4mqn/what_the_russian_armys_soldiers_really_look_like

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