Problematisch: Infektionsschutzgesetz als Ermächtigungsgesetz?

Autor: Charlotte Bastam

Wir brauchen deine Hilfe – Unterstütze uns!
In einer Welt, die zunehmend von Fehlinformationen und Fake News überflutet wird, setzen wir bei Mimikama uns jeden Tag dafür ein, dir verlässliche und geprüfte Informationen zu bieten. Unser Engagement im Kampf gegen Desinformation bedeutet, dass wir ständig aufklären und informieren müssen, was natürlich auch Kosten verursacht.

Deine Unterstützung ist jetzt wichtiger denn je.
Wenn du den Wert unserer Arbeit erkennst und die Bedeutung einer gut informierten Gesellschaft für die Demokratie schätzt, bitten wir dich, über eine finanzielle Unterstützung nachzudenken.

Schon kleine Beiträge können einen großen Unterschied machen und helfen uns, unsere Unabhängigkeit zu bewahren und unsere Mission fortzusetzen.
So kannst du helfen!
PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady: für regelmäßige Unterstützung.

Kein neues Ermächtigungsgesetz auf dem Weg
Kein neues Ermächtigungsgesetz auf dem Weg

Auf Social Media wird das Ende der Demokratie in Deutschland angeprangert. Doch ist die Angst vor einem Ermächtigungsgesetz 2.0 wirklich begründet?

Als Anfang November die Meldung die Runde machte, dass der Bundestag zügig Neuerungen zum seit Mai bestehenden Infektionsschutzgesetz beschließen will, folgte ein Aufschrei so mancher Maßnahmen-Gegner*Innen im Internet. Dabei ging es auch um die Angst vor einem neuen Ermächtigungsgesetz.

Laut dpa sind die jetzigen Corona-Maßnahmen demokratisch legitimiert. Das Infektionsschutzgesetz, das im Mai das Seuchengesetz ablöste, sorgte bisher für diese Legitimierung. Auf dessen Grundlage darf der Staat zum Schutz vor Infektion in die Grundrechte eingreifen, solange die Maßnahmen verhältnismäßig sind. Für die Umsetzung sind die Länder zuständig.

Im Paragraf 28 des Infektionsschutzgesetzes heißt es demnach: „die notwendigen Schutzmaßnahmen ergreifen, „soweit und solange es zur Verhinderung der Verbreitung übertragbarer Krankheiten erforderlich ist.“

Nun sollen Formulierungen nach Plänen der Union und SPD daraus nun präzisiert werden. Dazu gehört auch eine Aufzählung von konkreten Maßnahmen, wie z.B. die pandemiebegründete zeitweise Schließung der Gastronomie. Diese präziseren Formulierungen sollen auch der rechtlichen Absicherung der Maßnahmen dienen.

[mk_ad]

Beim Wort Ermächtigungsgesetz muss man stark auf die Formulierung achten

Manche Corona-Gegner*Innen scheint es nun auf die Barrikaden zu treiben. In einem auf Social Media verbreiteten Artikel heißt es, die Neuerungen im Infektionsschutzgesetz kämen einem „Ermächtigungsgesetz 2.0“ gleich und der Weg damit in eine „offene Diktatur besiegelt“.

Hier wird es schwierig, denn „Ermächtigungsgesetz 2.0“ deutet auf eine Neuauflage hin, was eine starke Assoziation zum Ermächtigungsgesetz von 1933 hervorrufen kann. Ein solcher Vergleich ist jedoch irreführend und geschichtsverzerrend, da unzulässige Verknüpfungen zum Dritten Reich hergestellt werden.

Unabhängig davon kritisiert die Juristin Anika Klafki in der WELT die Bezeichnung Ermächtigungsgesetz in diesem Fall: „Wir Juristen sprechen zwar von Ermächtigungsgrundlage, wenn die Legislative der Exekutive Befugnisse einräumt. Das ist aber kein Ermächtigungsgesetz, mit dem die Demokratie ausgehebelt wird.“

Dennoch gibt es Kritik aus der juristischen Ecke was die Abwägung von Grundrechten betrifft

In einem Bericht des Bundestages vom 12. November über den Entwurf wird die Juristin Dr. Andrea Kießling von der Ruhr Universität Bochum erwähnt. Sie weist daraufhin, dass der Paragraf 28a den Vorgaben von Parlamentsvorbehalt und Bestimmtheitsgrundsatz nicht genüge.

„Die Vorschrift lasse keinerlei Abwägung der grundrechtlich betroffenen Interessen erkennen. Gerichte würden die Vorschrift höchstwahrscheinlich nicht als Rechtsgrundlage akzeptieren.“

Auch Klafki kritisiert in der WELT: „Ich hätte mir gewünscht, dass die grundrechtseinschränkenden Maßnahmen genauer geregelt werden.“ Dennoch gibt es auch Dinge, die Jursit*Innen am erneuerten Infektionsschutzgesetz begrüßen. So wird für die Regierung eine Begründungs- und Berichtspflicht über die „Entwicklung der epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ eingeführt.

Laut dpa ist der Beschluss für die aktuelle Kalenderwoche ab dem 16. November angedacht. Die Corona-Gegner*Innen, die vor jenem vermeintlichen „Ermächtigungsgesetz“ warnen rüsten, sich für den 18.11 als Stichtag. Auf Social Media gibt es bereits Aufrufe für eine Protestversammlung, die an jenem Tag um 9 Uhr vor dem Bundestag stattfinden soll.

Nachtrag:

In diesem Text wurden ein paar Stellen geändert oder hinzugefügt, da uns einige kritische Nachrichten erreichten, dass es sich hierbei doch um ein Ermächtigungsgesetz handele. Deswegen nun die juristischen Begründung von Anika Klafki als Ergänzung sowie die stärkere Herausarbeitung einer möglichen irreführenden Assoziation mit „Ermächtigungsgesetzes 2.0“ und dem Dritten Reich.

[mk_ad]

Auch interessant:

Künstliche Intelligenz gegen Betrug

Projekt „SINBAD“ soll Fake-Shops automatisch erkennen! Mehr Hier.

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.