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Hochwasser, Dürre, Golfstrom: Warum wird nicht wirklich gehandelt?

Autor: Andre Wolf

Hochwasser, Dürre, Golfstrom: Warum wird nicht wirklich gehandelt?
Hochwasser, Dürre, Golfstrom: Warum wird nicht wirklich gehandelt?

Hochwasser, Dürre, Golfstrom: Warum wird nicht wirklich gehandelt? Die globale Erwärmung schreitet deutlich stärker voran als bislang befürchtet und sie hat dramatische Folgen.

Der Weltklimarat IPCC lässt in seinem jüngsten Bericht keinen Zweifel daran, dass der Klimwandel menschengemacht ist. AFPTV hat in diesem Video die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Es ist ernst, die Lage ist verdammt ernst. Der „nach mir die Sintflut“-Gedanke wird wohl nicht funktionieren, denn die Probleme treten wesentlich früher ein, als dass uns unser natürliches Ableben davor bewahren könnte.

Es ist ernst, es sind nicht nur die jungen Menschen gefragt, sondern auch meine Generation (Gen X), die ihre Zukunft ebenfalls mit Wetterxtremen verbringen wird.

Hochwasser, Dürre, Golfstrom: Zeit zum Handeln?!

Ich habe zusätzlich zu dem obigen Video auch gerade einen Artikel auf der Webseite des Spiegel gelesen. Es war ein erschreckender Artikel, in dem es um den Sachstandsbericht des UNO Weltklimarates geht (siehe HIER). Im Grunde genommen bestätigte dieser Artikel genau das, was ich eh schon befürchtet habe.

Das Klima wird sich wandeln, die Wetterextreme werden zunehmen. ___STEADY_PAYWALL___ Wetterextreme können hierbei in alle Richtungen gehen. Natürlich wird es die prognostizierten Dürren geben, aber auf der anderen Seite werden auch Hochwasserkatastrophen und Überschwemmungen zu nehmen.

Es kann auch sein, dass es in den Wintermonaten deutlich kälter wird. Wir reden also nicht von einer reinen Erwärmung. In den letzten Tagen gab es auch die nicht sehr gut klingende Botschaft, dass der Golfstrom kurz vorm kippen ist. Der Golfstrom ist für Mittel- und Nordwesteuropa ein wichtiger Warmwasserstrom.

Also es ist jetzt nicht so, als wenn er ein warmes Fußbad darstellt. Aber das Wasser, das er transportiert, stammt aus dem Golf von Mexiko. Dort ist es deutlich wärmer als hier. Dieses Wasser strömt quer durch den Atlantik und trifft auch Nordwesteuropa. Der Golfstrom ist dementsprechend auch eine Erklärung für das milde Klima in Großbritannien.

Wenn sich dieses wärmere Wasser dann abkühlt, sinkt es herab. Es fließt dann in Form einer kühleren Tiefenströmung es aus dem Norden entlang Grönland und Kanada wieder in den Süden. Also im Grunde genommen ist es eine Art thermischer Kreislauf, der Sauerstoff und Nährstoffe mit sich trägt.

Wie und warum der Golfstrom funktioniert, hat das Umweltbundesamt 2013 in einem Artikel veröffentlicht. Dieser Artikel ist insofern von Interesse, weil bereits zu diesem Zeitpunkt schon das Problem beschrieben wurde, dass durch eine Erderwärmung der Golfstrom kippen könnte. Es geht dabei um den Salzgehalt des Wassers und die daraus resultierenden Dichteunterschiede in den Wassermassen (hier der Inhalt des Umweltbundesamt).

Probleme bei UNS!

Es wird also nicht unbedingt überall Dürre aufgrund von Hitze geben, sondern wir werden auch mehr mit Wasser zu kämpfen haben. Das wird dann auch an den norddeutschen Küsten so sein.

Also wir müssen uns ganz klar vor Augen führen, dass eine Klimaveränderung nicht irgendwo in Afrika oder Asien stattfindet, sondern auch direkt bei uns. Nicht nur VOr unserer Haustür, sondern IN unseren Häusern. Und wir reden nicht von tropisch sandigen angenehmen Urlauben, die wir in den eigenen Graden aufgrund eines Klimawandels haben. Denn das wird nicht passieren.

Starkregen und Hochwasserkatastrophen sind ein Teil dieser Wetterextreme. Das ist ein allgemeiner wissenschaftlicher Konsens, der nicht durch einzelne lobbygesteuerte Politiker und Politikerinnen verleugnet werden kann. Da helfen auch Facebookkommentare, die davon sprechen, dass es immer schon Hochwasser gab, rein gar nichts. Wir haben es mit Wetterextremen zu tun. Wetterextreme aufgrund eines menschengemachten Klimawandels.

Und da geht es nicht allein nur um CO2. Es gibt wesentlich aggressivere Gase als CO2, nämlich das Methan.

Problem Methan

Methan ist ebenfalls ein sogenanntes Treibhausgas. Methan sorgt also auch für eine Treibhauswirkung wie das CO2. Es reicht daher also nicht, wenn wir nur auf das CO2 schauen, sondern auch auf andere Treibhausgase. Dennoch gibt es einen Unterschied zwischen CO2 und Methan. Methan ist recht kurzlebig. Das bedeutet, dass Methan nach einer Verweildauer von rund 12 Jahren zerfällt. Es baut sich also in der Atmosphäre selber ab, was CO2 wiederum nicht so macht (vergleiche hier).

Leider ist Methan in dieser kurzen Phase 80-mal so klimawirksam wie CO2. Und da kommen wir nun zu unserem Problem: Derzeit setzen wir wesentlich mehr Methan frei, als es sich selber wieder abbauen kann. Das bedeutet, wir müssen auch ganz deutlich auch auf die Quellen von Methan schauen.

Im Jahr 2017 wurden 600 Millionen Tonnen Methan ausgestoßen. Mit der Zahl an sich können viele vielleicht jetzt nichts anfangen. Aber bringen wir das einfach mal in Relation: 600 Millionen Tonnen Methan sind 50 Millionen Tonnen mehr als im Jahre 2000! Und eigentlich sollte der Methanausstoß verringert werden. Doch das Gegenteil ist der Fall!

Woher das ganze Methan stammt, da gibt es viele Ursprünge. Ein beachtenswerter Anteil Methan entwicht bei sogenannten Methanschlupfs.

Bei Biogasanlagen können nennenswerte Mengen von Methan (dem Hauptbestandteil des Biogases) entweichen, und zwar nicht nur durch Leckagen, sondern durch den Methanschlupf gewisser Anlagenkomponenten. Dies gilt für Anlagen zur Reinigung des Rohbiogases wie auch für Gasmotoren, mit denen das Biogas verstromt wird. Das Problem besteht nicht nur in einem Verlust an nutzbarer Energie, sondern vor allem darin, dass Methan in der Atmosphäre eine sehr starke Treibhausgaswirkung hat […] – Quelle: Energie-Lexikon

Doch auch Leckagen sind eine Quelle für die Freisetzung von Methan, speziell in Bezug auf die Förderung und den Transport von Erdgas. Aber auch Moore und der Reisanbau sind nicht zu unterschätzen.

Spannend wird es, wenn wir beim Methanausstoss auf das Thema Rinder schauen. Hier zeigt sich in den veröffentlichten Inhalten zu dem Thema ein Lobbykampf, in dem um den „Schuldfaktor“ der Rinder zum Klimawandel gestritten wird. Hier gibt es sogar in sich widersprechende Aussagen. Sicherlich steht fest, dass Rinder Methan ausstoßen. Das ist ein Fakt. Spannend ist jedoch, wenn wir uns Veröffentlichungen zu diesem Thema anschauen. Beim Bayerischen Rundfunk finden wir beispielsweise eine Veröffentlichung vom 7. Mai 2021 mit dem Titel „Klimakiller Kuh – Mit jedem Pups Treibhausgase„. Ebenso hat der Bayerische Rundfunk im Oktober 2019 einen Beitrag mit dem Titel „Klimakiller und Methanausstoß: Sündenbock? Die Ehrenrettung der Kuh“ veröffentlicht. Ebenso deutlich ist zu beobachten, dass Inhalte, die pro Fleischwirtschaft sind, eher den Methanausstoss von Rindern relativieren (vergleiche Beispiel HIER oder HIER). Das Problem ist jedoch, wenn die Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten weiter wächst.

Zeit zum Handeln: Warum handeln wir nicht?

Dürreperioden, Feuerkatastrophen, Überflutungen. Wir sehen die Probleme, wir HABEN die Probleme. Doch spüren wir diese Probleme? Eine wirkliche Änderung gab es bisher nicht. Der Golfstrom und das Problem seines Ausbleibens mag weit weg sein, aber die Hochwasserkatastrophe in den letzten Wochen war deutlich. Dennoch: Eigentlich müsste doch jetzt die Zeit eines jeden Klimaschützers und Klimaschützerin angebrochen sein. Doch irgendwie passiert da nichts. Warum?

Es funktioniert ja bisher alles. Und wir dürfen auch eine Lobbyarbeit nicht unterschätzen. Natürlich gibt es Industriezweige, die derzeit absolut gar kein Interesse daran haben, sich radikal zu verändern oder vielleicht am Ende alle auch als Verlierer dazustehen. Wer möchte das denn auch schon?

Als ob eine Automobilindustrie von heute auf morgen sagt, dass sie alle keine Verbrennungsmotoren mehr bauen. Oder wer von uns ist bereit, von jetzt auf sofort auf überflüssigen Individualverkehr zu verzichten? Denn natürlich es ist überflüssiger Individualverkehr, wenn ich mich am Sonntag dazu entscheide, mit dem Auto in die Berge zu fahren. Und womöglich sitze ich auch noch alleine im Auto und mache nur eine Lustfahrt der kurvigen Strecken wegen.

Jetzt stellt sich die große Frage, warum sollte ich darauf verzichten? Verzicht ist schon ein gewisser Faktor hier in dem Spiel. Zum Thema Verzicht hat der von mir hochgeschätzte Florian Aigner vor kurzer Zeit auch ein sehr interessantes Posting veröffentlicht. Dieses Posting ging auf die sehr merkwürdige Aussage des österreichischen Kanzlers Kurz zurück, der gemäß Medienberichten die Bekämpfung des Klimawandels ohne Verzicht für möglich hält. Aigner schreibt dazu:

„Klimaschutz darf nicht Verzicht bedeuten!“ – Das ist ein furchtbares politisches Framing, dem gleich mehrere Fehler gleichzeitig zugrunde liegen. Wer so etwas sagt, kann in der Klimadiskussion nicht mehr ernst genommen werden.
Zunächst: Tatsächlich wäre es naiv zu glauben, wir könnten das Klima retten, indem wir einfach ein bisschen verzichten. Genau wie man soziale Ungleichheit nicht mit Almosen für Bettler beseitigt, entkommen wir der Klimakrise nicht durch braven Verzicht. Es geht um Systemwechsel.
Angenommen, wir würden unser System weiterlaufen lassen, aber auf ein Drittel unseres Konsums verzichten. Das wäre eine radikale Einschränkung, die unsere Lebensqualität massiv verringern würde. Es wäre die schlimmste Wirtschaftskatastrophe, die es jemals gab. Doch was wäre damit erreicht? Nicht viel. Wir würden dann größenordnungsmäßig ein Drittel der CO2-Emissionen einsparen. Das ist zu wenig. Wir brauchen nicht eine Reduktion auf zwei Drittel, sondern auf null. Das ist nicht durch Verzicht zu erreichen, nur durch radikale Innovation. […]

Und damit zeigt Aigner einen wichtigen Aspekt: Es gibt und reicht nicht nur EINE Lösung. Es reicht nicht, wenn wir zu Hause im Kreise der Familie ein Whitewashing-Verzicht betreiben. Wenn sich der Papi entscheidet, bei gutem Wetter auch mal auf den SUV zu verzichten und die Brötchen vom Bäcker mit dem Fahrrad holt, dann ist das kein Verzicht im wirklichen Sinne. Da ist der Gedankenfehler schon vorher gewesen. Denn warum musste der Weg bisher oder in vielen Fällen bereits motorisiert zurückgelegt werden?

Natürlich müssen wir aufpassen, dass wir hier nicht in eine Großstadt-Bubble hereinfallen, denn die Infrastruktur auf dem Land ist teilweise verheerend, das weiß ich aus der eigenen Erfahrung. Wer dort mit 18 keinen eigenen PKW besitzt, schließt sich quasi selbst vom gesellschaftlichen Leben aus. Vom Berufsleben oder der schulischen Fortbildung ganz zu schweigen.

Verzicht ist also schön und gut und sicherlich auch in gewisser Weise richtig. Ein Verzicht kann uns auch erden und uns sensibel für Probleme machen. Aber es ist noch keine radikale Umstellung, mit der wir uns auf Dauer schützen können.

Verzicht und Innovation müssen sich nicht widersprechen, können und sollten am besten Hand in Hand gehen. Und vor allem ein Bewusstsein erschaffen! Und dann sind wir bei einem weiteren Problem angekommen. Bisher wird mit dem Klimaschutz häufig das Narrativ vermittelt, dass wir uns dadurch gesellschaftlich zurückentwickeln. Zurück in die Steinzeit lautet es häufig. Oder zurück in die 50er. Doch muss das so sein?

Wer behauptet, wenn wir nicht ständig mit Verbrennungsmotoren durch die Gegend düsen, würden wir einen Rückschritt erfahren? Dabei handelt es sich vielmehr um ein geschicktes Framing, das bewusst die Entwicklung und Innovation neuer Technologien und anderer Industriezweige auslässt . Wer auf alten, zerstörerischen Industrien sitzen bleibt und diese für überlebenswichtig propagiert, lässt bewusst aus, dass es auf einem anderen Sektor Entwicklungen geben wird. Auch wirtschaftliche Entwicklungen.

Ich zumindest für meinen Teil kann mir die Frage, warum wir nicht handeln, nach diesen Gedanken ein wenig beantworten: Wir handeln nicht, weil wir Angst haben, wie es uns in Zukunft dann gehen wird. Augenscheinlich können wir besser mit einem zerstörerischen Szenario Leben. Hochwasser, Dürre, kippender Golfstrom. Diese Szenarien kennen wir konkret und wissen, dass sie uns Probleme bereiten. Die anderen Szenarien kennen wir nicht oder haben Angst, uns auf sie einzulassen.

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