„Der Tourismus erhöht den Druck aufs Mittelmeer. Die kommunale Abfallentsorgung kann mit dem saisonal steigenden Müllaufkommen nicht mithalten. Während der Urlaubszeit mit bis zu 200 Millionen Reisenden steigt die Abfallbelastung der Küstenregionen um bis zu 40 Prozent“, sagt Axel Hein, Meeresbiologe des WWF Österreich.
Mehr als die Hälfte des im Mittelmeerraum produzierten Kunststoffs landet innerhalb von einem Jahr in der Mülltonne. Der Großteil endet auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen, nur ein Bruchteil wird wieder genutzt oder recycelt.
Wenig Recycling, Müllimporte binden Kapazität
Abfallentsorgung und Recyclinganlagen sind rund um das Mittelmeer unterschiedlich gut ausgebaut. Offene Mülldeponien sind vielerorts verbreitet, wodurch Müll über die Flüsse ins Meer geschwemmt wird. Von 24 Millionen Tonnen der jährlich in den Mittelmeerländern anfallenden Plastikabfälle werden 6,6 Millionen Tonnen unkontrolliert beseitigt – also entweder gar nicht erst eingesammelt oder auf illegalen Deponien oder in der offenen Landschaft entsorgt. Die drei Anrainerstaaten Ägypten, Türkei und Italien sind verantwortlich für zwei Drittel der Kunststoffabfälle, die in die Umwelt gelangen.
Zudem führte der chinesische Importstopp für Plastikmüll zu Verschiebungen im globalen Handel mit Kunststoffabfällen. Seit 2018 gehört die Türkei zu den zehn größten Plastikmüll-Importländern der Welt und nimmt steigende Müllmengen aus Großbritannien, Belgien und Deutschland auf.
„Ein Großteil der Recyclingkapazität in der Türkei wird für importierten Plastikmüll eingesetzt“, so Hein. Diese Abfälle sind besser sortiert als der lokal anfallende Müll, der nicht wiederverwertet wird oder im schlimmsten Fall unkontrolliert in die Umwelt gelangt. „Statt die Recyclinganlagen schwach entwickelter Länder mit westeuropäischem Müll zu verstopfen, sollten wir diese dabei unterstützen, bessere Sammel-, Sortier- und Mehrwegsysteme zu etablieren“, appelliert Hein.
„Wir brauchen eine gemeinsame globale Antwort gegen die Plastikflut. Sonst verkommt nicht nur das Mittelmeer zur Deponie“, schließt Hein.
Quelle: WWF
Artikelbild: Shutterstock / Romolo Tavani
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