Pfizer: Die „schockierende“ Aussage, die nicht schockiert

Diverse Seiten plärren geradezu, dass die Übertragung des COVID-19 Virus durch Geimpfte nicht getestet wurde, was eine Pfizer-Sprecherin selbst „zugegeben“ hat. Doch sie war wohl eher über die Frage verwirrt, denn das war nie Teil des klinischen Trials, was auch offen kommuniziert wurde.

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Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Eine Pfizer-Sprecherin soll „zugegeben“ haben, dass die Übertragung des COVID-19 Virus durch Geimpfte vor der Zulassung nicht getestet wurde, weshalb der Impfpass und alle Maßnahmen auf einer „großen Lüge“ basieren würden.

Unser Fazit

Die klinischen Trials der Pfizer-Impfstoffe waren nie darauf ausgelegt, die Übertragbarkeit durch Geimpfte zu überprüfen, dies hätte die Trials auch um Monate verlängert. Deswegen ist die Aussage der Pfizer-Sprecherin auch nicht schockierend und enthüllt auch keinen großen Skandal – es war von Anfang an bekannt.


UPDATE und ERGÄNZUNG DIREKT HIER IM FAZIT! Ergänzung 24.10.: Es geht in dem Artikel um die Möglichkeit einer Übertragung von COVID-19 durch Geimpfte, welche nicht Teil des Trials war, nicht um die Möglichkeit einer Ansteckung von Geimpften. Dieser Unterschied wird anscheinend von manchen Leuten nicht verstanden.

Da wittern einige Seiten einen Skandal, wo es gar keinen gibt: Die Aussage einer Pfizer-Vertreterin während einer Anhörung im Europäischen Parlament soll im Schluss der Beweis sein, dass die Impfkampagne gegen COVID-19 und alle darauffolgenden Maßnahmen wie beispielsweise Impfpässe oder beschränkte Zugänge auf einer großen Lüge basieren würden.
Tatsächlich zeugte aber die Frage an die Vertreterin von einem holländischen Politiker nur von großer Unwissenheit seinerseits.

Ergänzung 24.10.: Es geht in dem Artikel um die Möglichkeit einer Übertragung von COVID-19 durch Geimpfte, welche nicht Teil des Trials war, nicht um die Möglichkeit einer Ansteckung von Geimpften. Dieser Unterschied wird anscheinend von manchen Leuten nicht verstanden.

Die Behauptungen

Diverse Seiten (archiviert HIER, HIER und HIER) behaupten, eine Pfizer-Sprecherin habe im EU-Parlament zugegeben, dass der Impfpass auf einer großen Lüge basiere, es keine Daten gebe, dass die Impfung schützen würde und der Covid-Impfstoff nicht auf die Übertragbarkeit des Virus getestet wurde. Auch der britische Schauspieler Russell Brand verbreitete die Behauptungen auf Instagram.

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Die Schlagzeilen einschlägiger Seiten

Die Grundlage der Behauptungen

Der niederländische Politiker Rob Roos, der bereits im November 2021 in die Schlagzeilen geriet, weil er sich vehement gegen eine Impfpass-Pflicht für EU-Politiker wehrte, da dies einem Impfzwang gleich käme, veröffentlichte auf Twitter ein Video, in dem er sich darüber empört, dass die Impfstoffe nie darauf getestet worden seien, ob sie auch eine Übertragung verhindern.

Zudem sei dann auch die Aussage des niederländischen Premierministers und des Gesundheitsministers falsch gewesen, dass man mit Impfungen andere schütze.

In dem Video wird auch ein Ausschnitt aus der Sitzung mit folgendem Dialog zwischen Roos und Janine Small, Präsidentin der internationalen entwickelten Märkte beim Pharmariesen Pfizer, gezeigt:

  • Roos:Wurde der COVID-Impfstoff von Pfizer vor seiner Markteinführung darauf getestet, ob er die Übertragung des Virus stoppt?
  • Small:Was die Frage angeht, ob wir von der Unterbrechung der Übertragung wussten, bevor [die Impfung] auf den Markt kam … nein, haha. Wir mussten uns wirklich mit der „Geschwindigkeit der Wissenschaft“ bewegen, um wirklich zu verstehen, was auf dem Markt vor sich geht, und von diesem Standpunkt aus mussten wir alles auf Risiko tun. Ich glaube, Dr. [Albert] Bourla – auch wenn er nicht hier ist – würde sich umdrehen und Ihnen selbst sagen: Wenn nicht wir, wer dann?

(Hinweis: Im Video sagt Small „Immunisierung“, meint aber „Übertragung“, die Antwort ergäbe ansonsten keinen Sinn)

Tatsächlich also sagt sie in dem kurzen Ausschnitt, dass vor der Markteinführung der COVID-Impfstoff nicht darauf getestet wurde, ob er auch die Übertragung verhindert. Sie betont das „Nein“ sogar und lacht kurz – und das hat einen guten Grund: Das war auch gar nicht Teil des Trials.

Das komplette Video mit der sehr viel ausführlicheren Antwort von Janine Small könnt ihr HIER sehen. Die Frage von Roos ist ab Position 15.22:48, die Antwort von Small kommt ab Position 15:31:45. Das Video bietet die Möglichkeit, den Ton der deutschen Übersetzerin anzuschalten.

Im weiteren Verlauf der Antwort betont Small beispielsweise, dass es natürlich ein Risiko war, den Impfstoff auf den Markt zubringen, ohne die Übertragung durch Geimpfte zu testen, sie aber deshalb 2 Milliarden des eigenen Kapitals investierten, da eine noch längere Verzögerung mehr Menschenleben gekostet hätte, da der Impfschutz ja sehr wohl getestet wurde und sich als wirksam erwies.

Klinische Trials testeten nicht die Übertragbarkeit – und das war bekannt!

Bereits im März 2021 klärte die Association of American Medical Colleges (AAMC) über Impfmythen rund um die COVID-19 Impfungen auf. Mythos 2 lautet „Die Impfstoffe funktionieren nicht wirklich gut – sie reduzieren die Virusübertragung nicht“, worauf die AAMC erklärt:

„Die klinischen Studien waren nicht darauf ausgelegt, zu prüfen, ob sich ein Studienteilnehmer mit COVID-19 angesteckt hat, obwohl er [durch die Impfung] keine Symptome zeigte.“

Monica Gandhi, MD, MPH, Professorin für Medizin und stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung für HIV, Infektionskrankheiten und globale Medizin an der Universität von Kalifornien in San Francisco im Zuckerberg San Francisco General Hospital and Trauma Center, erklärte zudem:

„Impfstoffe haben die Übertragung immer verringert. Was sie sagen sollten, ist, dass die klinischen Studien nicht darauf ausgelegt waren, auf asymptomatische Infektionen zu testen, aber es gibt alle biologischen Gründe der Welt, um zu glauben, dass sie die asymptomatische Übertragung reduzieren werden.“

Bereits im November 2020, als die klinischen Tests liefen, betonte Dr. Saad B. Omer, Direktor des Yale Institute for Global Health, gegenüber der New York Times, dass bei einer so begrenzten Verfügbarkeit der Impfstoffe das erste Ziel nicht darin bestehe, die Übertragung der Krankheit zu stoppen, sondern zu verhindern, dass die Menschen extrem krank werden.

Zudem gab es bereits während der präklinischen Tests an Makaken Hinweise darauf, dass die Impfungen auch die Möglichkeit einer Übertragung zumindest verringern kann.

Es war also nie Teil des Trials, zu überprüfen, ob Geimpfte ansteckend sind, weswegen bereits die Frage von Rob Roos für die Pfizer-Sprecherin merkwürdig klingt. Es wurde aber auf eigenes Risiko davon ausgegangen, dass die Impfung zumindest die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung durch Geimpfte stark vermindert.

Und verhindern Impfungen denn nun die Übertragung?

Dies war im Mai 2021 tatsächlich auch noch so. Dr. Anthony Fauci, der damalige leitende medizinische Berater von US-Präsident Biden, erklärte damals, dass die Wahrscheinlichkeit, dass geimpfte Personen das Virus auf andere übertragen, gering sei.

Dies änderte sich allerdings zwei Monate später, im Juli 2021. Mit dem vermehrten Auftreten der Delta-Variante erhöhte sich auch die Übertragung durch Geimpfte, welche Impfungen bekamen, die auf die Alpha-Variante zugeschnitten war, weshalb damals auch Geimpften geraten wurde, Schutzmasken zu tragen.

Und nun haben wir die hochansteckende Omikron-Variante. Der Impfstoff gegen diese Variante ist erst seit September erhältlich, doch wenn sich genug Menschen damit impfen lassen, wird auch die Übertragungsrate wieder niedriger werden, da in den Körpern von mehr Menschen das Virus direkt bekämpft wird und gar nicht erst übertragen werden kann, sich aber zumindest die Wahrscheinlichkeit stark verringert.

Fassen wir zusammen

Die klinischen Trials (als PDF HIER einsehbar) der Pfizer-Impfstoffe waren nie darauf ausgelegt, die Übertragbarkeit durch Geimpfte zu überprüfen, dies hätte die Trials auch um Monate verlängert. Deswegen ist die Aussage der Pfizer-Sprecherin auch nicht schockierend und enthüllt auch keinen großen Skandal – es war von Anfang an bekannt.

Der holländische Politiker jedoch, und mit ihm einschlägige Seiten, versuchen daraus einen Skandal zu machen, den es gar nicht gibt. Die Verringerung der Übertragungsrate durch Geimpfte wurde ja schließlich auch, wenn auch im Nachhinein, bestätigt, somit beruhen die diversen Maßnahmen und der Covid-Impfpass auch nicht auf einer „großen Lüge“.

Der angebliche Skandal, der damit enthüllt wurde, existiert also gar nicht.

Artikelbild: European Parliament Mulimedia Centre

Weitere Quellen:

PolitFact, LeadStories, NU
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