NASA gab nicht zu, dass die Mondlandung ein Fake war!

Pünktlich zum 53. Jahrestag der Mondlandung taucht eine Verschwörungserzählung wieder auf: Angeblich sei die Mondlandung 1969 ein Fake gewesen, und die NASA habe dies sogar kürzlich zugegeben! Die Quelle jedoch strotzt nur so von Falschinformationen.

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Angeblich hat die NASA „so gut wie zugegeben“, dass die Mondlandung ein Fake war

Unser Fazit

In dem Artikel mit der Behauptung findet sich nur eine Ansammlung von Falschbehauptungen und Halbwahrheiten, die nicht einmal mit viel gutem Willen den Schluss zulassen, dass die NASA zugegeben hätte, dass die Mondlandung gefälscht gewesen sei.

Es gibt seriöse Nachrichtenseiten und Satireseiten. Und dann gibt es da noch Seiten, die scheinbar seriös über etwas berichten, aber so voller Falschbehauptungen strotzen und auch in der Vergangenheit sehr viele Falschnachrichten veröffentlicht haben, dass deren Behauptungen absolut nicht mehr ernst zu nehmen sind.
Eine Seite dieser Art verbreitet nun die Behauptung, die NASA hätte „so gut wie zugegeben“, dass die Mondlandung ein Fake war – doch die genannten Stichpunkte zu den Behauptungen sind nicht haltbar.

Die Behauptung

Auf diversen Plattformen werden von einschlägigen Accounts hauptsächlich die Artikel von „Truth11“ (Slogan: „Armed with the truth, united we stand. The truth will set us free.“) und „NWO Report“ (Slogan: „Conservative News Alternative Nwo News“) geteilt, welche jedoch exakt den selben Wortlaut haben und auf einer einzigen Quelle beruhen: Einem Artikel der Seite „News Punch“.

Während die Überschrift des Artikels und seiner Kopien auf anderen rechtskonservativen und verschwörungserzählenden Seiten noch aussagt, dass die NASA „endlich die Wahrheit über gefälschte Mondlandungen“ enthüllt hat, ist davon im Artikel nichts mehr zu lesen: Dort heißt es plötzlich nur noch, dass sie es „so gut wie zugegeben“ hätten.

Die aufgeführten Argumente in dem Artikel:

  • Kein Mensch sei jemals höher als 1.000 Meilen (ca. 1.609 km) über dem Meeresspiegel gewesen
  • Die Mondlandung hätte gar nicht aufgenommen werden können, weil es noch keine Videorekorder gab
  • Die NASA habe die Technologie verloren, zum Mond zu fliegen, sie sei zerstört worden, die NASA sage aber nicht, von wem oder warum
  • Auch die Originalaufnahmen der Mondlandung seien verschwunden
  • Mehrere andere, bereits bekannte Behauptungen, die wir in Artikeln bereits behandelt haben (siehe HIER und HIER)

Faktencheck zu den einzelnen Behauptungen

  • Kein Mensch sei jemals höher als 1.000 Meilen (ca. 1.609 km) über dem Meeresspiegel gewesen

Es gibt sogar einige Menschen, die höher waren, um entweder den Mond zu betreten oder ihn zu umrunden, dazu zigtausende NASA-Mitarbeiter, die bei den Missionen halfen und sie überwachten – und natürlich die damals in der Raumfahrt konkurrierende Sowjetunion, welche es sofort publik gemacht hätte, wenn die USA in Sachen Mondmissionen betrügen würde.

Also einfach ohne weiteren Beleg zu behaupten, dass nie jemand so hoch flog, ist eine ziemlich ignorante Behauptung, die übersieht, dass tausende Mitarbeiter daran beteiligt waren und auch die Konkurrenz ein Blick darauf warf – denn es wäre für die Sowjetunion ein Heiliger Gral gewesen, wenn sie die USA beim Betrug erwischt hätten.

  • Die Mondlandung hätte gar nicht aufgenommen werden können, weil es noch keine Videorekorder gab

Der wahre Siegeszug der Videorekorder begann zwar erst in den 1980ern, die Technologie existiert jedoch bereits seit den 1960ern, und 1969, als die erste Mondlandung stattfand, gab es auch schon preisgünstige Videorekorder von Sony; die Technik wurde auch von der NASA genutzt.

In einer von der NASA auf YouTube veröffentlichten Pressekonferenz vom 2. Juli 2019 beschrieb der NASA-Ingenieur Dick Nafzger die technischen Herausforderungen bei der Fernsehübertragung der Mondlandung von Apollo 11.

  • Die NASA habe die Technologie verloren, zum Mond zu fliegen, sie sei zerstört worden, die NASA sage aber nicht, von wem oder warum

Die Behauptung, dass die Technologie „verloren gegangen“ wäre, kursiert sehr häufig und klingt, als ob sie halt aus Versehen im Mülleimer gelandet wäre. Doch es verhält sich ein wenig anders, wie Robert Frost, Ausbilder und Fluglotse bei der NASA, sehr ausführlich erklärte:

Warum dauert es drei Jahre, ein neues Auto zu entwickeln, wenn es 90 % seiner „DNA“ mit dem Vorgängermodell teilt? Warum dauert es sechs Jahre, ein neues Flugzeug zu entwickeln, wenn es 90 % seiner „DNA“ mit dem Vorgängermodell gemeinsam hat?

Die Antwort ist, dass es sich um komplexe Geräte handelt. Eine Trägerrakete und ein Raumfahrzeug, die zum Mond fliegen sollen, sind viel komplexer und bewegen sich am Rande des Machbaren, wo es wenig Toleranz für Ungenauigkeiten und Fehler gibt.

Wenn man am Rande des Machbaren operiert, werden Tausende von Stunden für Tests und Optimierungen aufgewendet. Die Entwicklungs- und Betriebsteams eignen sich Fachwissen an, über das sonst niemand auf der Welt verfügt. Ohne dieses Fachwissen kann das Fahrzeug weder gebaut noch betrieben werden.

Der Betrieb einer Weltraummission erfordert Unmengen von Papier in Form von Flugregeln und Betriebsverfahren. Diese Regeln und Verfahren wurden in Tausenden von Test- und Simulationsstunden ausgearbeitet. Eine Änderung des Fahrzeugs kann sich wie ein roter Faden durch diese Dokumente ziehen.

Die Saturn-V-Rakete bestand aus über drei Millionen Teilen. Die Kommando- und Servicemodule sowie die Mondlandefähre bestanden aus weiteren Millionen von Teilen. Ein einzelner Mensch kann sich nicht vorstellen, wie viele Details für den Zusammenbau und den Betrieb dieser Fahrzeuge erforderlich sind.

Als das Apollo-Programm endete, wurden die Fabriken, in denen diese Fahrzeuge zusammengebaut wurden, neu eingeteilt oder stillgelegt. Die Vorrichtungen wurden demontiert. Die Gussformen wurden zerstört. Die Techniker, Ingenieure, Wissenschaftler und Fluglotsen wechselten zu anderen Aufgaben. Mit der Zeit wurden einige der verwendeten Materialien überflüssig.

Wenn wir heute sagen würden: „Lasst uns eine weitere Saturn V-Rakete und ein Apollo CSM/LEM bauen und zum Mond fliegen“, könnten wir nicht einfach die Baupläne herauszuholen und Metall biegen und schneiden.


Wir haben weder die Fabriken noch die Werkzeuge. Wir haben nicht die Materialien. Wir haben nicht das Fachwissen, um zu verstehen, wie sich das echte Fahrzeug von den Zeichnungen unterscheidet. Wir haben nicht das Fachwissen, um das Fahrzeug zu bedienen.

Wir müssten moderne Materialien ersetzen. Das verändert das Fahrzeug. Es verändert die Masse, es verändert die Spannungen und Belastungen, es verändert die Wechselwirkungen. Es verändert die möglichen Fehlfunktionen. Es verändert die Fähigkeiten des Fahrzeugs.

Wir müssten einige Jahre damit verbringen, das Know-how neu zu entwickeln. Wir müssten neue Tests und Simulationen durchführen. Wir müssten neue Flugregeln und -verfahren ausarbeiten. Wir müssten neue Fluglotsen und Besatzungen zertifizieren.

Wir würden im Grunde ein neues Fahrzeug bauen.

Es ist also eine Zeit- und Kostenfrage. Die Belegschaft der NASA ist ein Zehntel von dem, was sie einmal war, und die Mittel sind begrenzt. Die letzten 50 Jahre wurden für den Bau von Space Shuttles und der Internationalen Raumstation verwendet, weshalb die Technologie, um Menschen zurück zum Mond zu bringen, erst einmal wieder neu entwickelt werden müsste, und das unter erschwerten Bedingungen: Weniger Personal, geringere Geldmittel.

  • Auch die Originalaufnahmen der Mondlandung seien verschwunden

Tatsächlich sind die originalen Apollo-11-Datenbänder („original“ in dem Sinne, dass sie direkt die vom Mond übertragenen Daten aufzeichneten) nicht mehr auffindbar. Laut der NASA ist das wahrscheinlichste Szenario, dass die Programmmanager feststellten, dass die Bänder nicht mehr benötigt wurden – da alle Videos und Daten anderswo aufgezeichnet wurden.

Dies ist zwar ein ärgerlicher Verlust, aber kein besonders schlimmer, da nur die Telemetrie-Bänder nicht mehr auffindbar sind, wobei in diesem Fall die niedrig aufgelöste Fernsehübertragung gemeint sind, welche ja durchaus vorhanden ist, nämlich von sehr vielen TV-Sendern aufgezeichnet, nur nicht mehr die originalen „Slow Scan Daten“.

Diese „Slow-Scan-Daten“ (10 Bilder pro Sekunde) wurden durch den Weltraum vom Mond zurück zur Erde, nach Kalifornien und Australien übertragen und dann in ein Format für das Live-Fernsehen (30 Bilder pro Sekunde) umgewandelt. Leider verursachten die zur Umwandlung des Signals verwendeten Geräte einige unvermeidliche Verluste der Bildqualität, doch die NASA besitzt immer noch wenigstens die ersten Videoaufzeichnungen sowie die technisch wichtigen Bänder mit beispielsweise den Sprach- und biomedizinischen Aufzeichnungen.

Die Quelle der Behauptung

Zum Schluss möchten wir noch auf die Seite „News Punch“ eingehen, die die Behauptung veröffentlichte und kein unbeschriebenes Blatt ist. Bis 2018 hieß die Seite nämlich „Your News Wire“ und war ein Füllhorn selbst fabrizierter Fake News, bis sie durch Filter bei Facebook und Google sehr viel weniger Verbreitung bekam.

Doch auch unter dem neuen Namen werden fleißig weiterhin Falschnachrichten produziert, von neurologischen Schäden bei Feuerwehrleuten durch 5G bis zu Bill Gates, der sich angeblich weigerte, seine Kinder impfen zu lassen – jedes Thema ist recht, solange sich gewisse Kreise darüber aufregen können.

Fazit

Die Seite „News Punch“ wählte den Zeitpunkt der Veröffentlichung ihres Artikels mit den Falschbehauptungen sehr bewusst:
Er erschien vier Tage vor dem 53. Jahrestag der Mondlandung, sodass er rechtzeitig in den Google-Suchergebnissen auftaucht, wenn nach der Mondlandung gegoogelt wird – und somit sicherlich mehr Klicks bekommt.

Allerdings ist „News Punch“ und die Vorgängerseite „Your News Wire“ sehr bekannt dafür, bewusst Falschmeldungen für einschlägige Kreise zu produzieren, und auch die Behauptungen in deren Artikel über die Mondlandung sind alles andere als akkurat und somit als Fake einzustufen.

Artikelbild: Unsplash / History in HD
Weitere Quelle: Lead Stories

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