Letzte Nachricht eines russischen Soldaten an seine Mutter

Auf Twitter und Facebook wird ein angeblicher Chatverlauf verbreitet, in dem ein russischer Soldat seiner Mutter schreibt „Mom, I’m in Ukraine. There is real war raging here. I am afraid. We are bombing all of the cities, together. Even targeting civilians.” Es wird weiter behauptet, dass der junge Mann kurz danach durch eine Bombe getötet worden ist.

Autor: Nicole Mühl

Chatverlauf des russischen Soldaten mit seiner Mutter / Screenshot
Chatverlauf des russischen Soldaten mit seiner Mutter / Screenshot

Der Thread zeigt ein Foto, auf dem ein Handy mit zersplittertem Display zu sehen ist. Der Text des Chats ist auf Russisch. Daneben ist die englische Übersetzung zu lesen. Der Thread stammt vom verifizierten Twitter Account von Vera Bergengruen, einer investigativen Korrespondentin vom TIME Magazine.

Vera Bergengruen führt in ihrem Thread an, dass es sich dabei um die letzte Textnachricht eines russischen Soldaten an seine Mutter handelt.

Chatverlauf zwischen russischem Soldaten und seiner Mutter

Why has it been so long since you responded? Are you really in training exercises?

Mom, I am no longer in Crimea. I am not in training sessions.

Where are you then? Papa is asking whether I can send you a parcel.

What kind of a parcel Mama can you send me? I just want to hang myself now.

What are you talking about? What happened?

Mom, I’m in Ukraine. There is real war raging here. I am afraid. We are bombing all of the cities, together. Even targeting civilians. We were told that they would welcome us and they are falling under our armored vehicles, throwing themselves under the wheels and not allowing us to pass. They call us fascists. Mama, this is so hard.

Übersetzung:

Warum hast du so lange nicht geantwortet? Bist du wirklich bei Trainingsübungen?

Mama, ich bin nicht mehr auf der Krim. Ich bin nicht in Trainingseinheiten.

Wo bist du dann? Papa fragt, ob ich dir ein Paket schicken kann

Was für ein Paket kannst du mir schicken, Mama? Ich will mich jetzt einfach aufhängen.

Wovon redest du? Was ist passiert?

Mama, ich bin in der Ukraine. Hier tobt ein echter Krieg. Ich habe Angst. Wir bombardieren alle Städte. Sogar gegen Zivilisten. Uns wurde gesagt, dass sie uns willkommen heißen würden, und sie fallen unter unsere gepanzerten Fahrzeuge, werfen sich unter die Räder und lassen uns nicht passieren. Sie nennen uns Faschisten. Mama, das ist so hart.

Chatverlauf wurde auch beim UNO-Sicherheitsrat vorgelesen

In einem weiteren Thread veröffentlicht Vera Bergengruen einen Ausschnitt der Rede von Sergiy Kyslytsya, dem Ukraine-Vertreter bei den Vereinten Nationen. Diese hat er am 28. Feber bei der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats gehalten. Dabei liest er den oben beschriebenen Chatverlauf auf Russisch vor und verweist ebenfalls darauf, dass der Soldat getötet wurde.

Der Botschafter der Ukraine der Vereinten Nationen las Textnachrichten zwischen einem russischen Soldaten und seiner Mutter vor, kurz bevor dieser getötet wurde. Er las sie auf Russisch.

„Mama, ich bin in der Ukraine. Hier tobt ein echter Krieg. Ich habe Angst. Wir bombardieren alle Städte … sogar auf Zivilisten.

Vera Bergengruen auf Twitter

Das gesamte Video mit der Rede des ukrainischen UNO Botschafters Sergiy Kyslytsya bei der Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats am 28. Februar 2022 (ab 24:35):

Fazit

Unserer Meinung nach handelt es sich bei dem Chatverlauf um keinen Fake. Vera Bergengruen ist Investigative Korrespondentin vom TIME Magazin. Die Quelle stammt von ihrem verifizierten Twitter Account.

Ebenso dient als Quelle ein Video des UN-Sicherheitsrates vom 28. Februar 2022.

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