Ich hatte Corona: „Seit einem Jahr bin ich arbeitsunfähig“

Autor: Claudia Spiess

Ich hatte Corona: "Keine Luft zu bekommen ist furchtbar"
Ich hatte Corona: "Keine Luft zu bekommen ist furchtbar"

Menschen erzählen uns ihre Geschichte. Menschen senden uns ihre „My Corona-Story“ (sic!)


Jahrestag – aber keiner, den ich feiern möchte! Seit genau einem Jahr bin ich arbeitsunfähig.

Meine Covid-Chronik…

Heute vor einem Jahr ging es mir ziemlich miserabel und mein Hausarzt meinte, ich solle vorbeikommen und einen PCR-Test machen, nicht, dass ich mich mit Covid angesteckt hätte (den Test habe ich übrigens selber im Auto gemacht, um nicht in die Praxis zu müssen – eine Arzthelferin hat mir das Stäbchen für den Abstrich angereicht). An diesem Tag wusste ich noch nicht, dass es mir in den folgenden Tagen noch sehr viel schlechter gehen würde. Mit meinem Arzt hatte ich telefonischen Kontakt. „Wenn es ihnen zu schlecht geht, gehen Sie ins Krankenhaus.“

Nun ja, anderen geht es schlechter als mir, ich trage den Kopf noch nicht unter dem Arm, außerdem werde ich doch liebevoll versorgt. Aus heutiger Sicht war es sicherlich eine Fehlentscheidung, nicht ins Krankenhaus zu gehen (das erste Mal einen Arzt habe ich übrigens erst im Januar gesehen, vorher lief alles telefonisch – auch das sicherlich eine Fehlentscheidung, die allerdings nicht von mir aus ging).

Die folgenden Tage waren der Horror

So krank war ich noch nie in meinem Leben und ich bete, dass ich das nicht nochmal erleben muss. Keine Luft zu bekommen ist furchtbar, von allen anderen Einschränkungen (Geschmacks- und Geruchssinn) mal abgesehen. Wenn jeder Atemzug schmerzt und einen Hustenreiz mitbringt – der wiederum tiefere Atemzüge fordert, die noch mehr schmerzen.

Ein paar Tage fehlen mir auch in meiner Erinnerung – an denen habe ich nur existiert und im wahrsten Sinne des Wortes versucht zu atmen.

In 14 Tagen habe ich 7 kg abgenommen (die sind leider auch wieder drauf).

Nach Ende der Akutphase dachte ich, das Schlimmste sei überstanden

Irgendwie ist es auch so, aber andererseits haben sich viele Probleme verlagert und gut geht es mir auch heute noch nicht. Aber der Reihenfolge nach:

Um den Jahreswechsel herum begann mein Haarausfall. Büschelweise. So massiv, dass mein Mann sie schließlich abgeschnitten hat (immerhin hatten wir Lockdown).

Zeitgleich habe ich Ausschläge im Gesicht bekommen. Natürlich war ich beim Hautarzt. Mit Cremes haben wir versucht, die verschiedenen Stellen in den Griff zu bekommen. Doch dann wurde es immer schlimmer. Hinter den Ohren ging es weiter, der Bauchnabel war betroffen, die rechte Hand (die Stelle zwischen Daumen und Zeigefinger). Zur genauen Abklärung, weil es nicht in den Griff zu bekommen war, war ich dann ja im Krankenhaus – Diagnose Schuppenflechte, getriggert durch Covid. Ein Andenken, was mich also jetzt immer begleiten wird.

Ab März kamen dann leider die ersten LongCovid-Symptome, vor allem im kognitiven Bereich. Die Kurzatmigkeit hatte sich bis dahin gehalten.

Wo stehe ich heute?

Aktuell befinde ich mich in Reha. Hier wird die Schuppenflechte behandelt, die sich munter weiter ausbreitet, aber vor allem auch die LongCovid-Symptome. Ich bin nach wie vor kurzatmig und habe nach Anstrengungen immer wieder noch ein leichtes Brennen in den Bronchien (Röntgenbild der Lunge hat nichts ergeben).

Die kognitiven Ausfälle sind aber am schlimmsten. Ich kann mich kaum konzentrieren, habe Wortfindungsstörungen, massive Gedächtnisprobleme (alles, was ich nicht sofort erledigen kann, muss ich aufschreiben – genau wie alles, was ich irgendwann mit irgendwem besprechen will etc. – selbst kurzfristige Termine kann ich mir nicht mehr merken). Ein Buch zu lesen, kostet nach wie vor Kraft, es gibt Tage, da schaffe ich ein oder zwei Seiten und dann Tage, an denen geht gar nichts.

Ich habe nach wie vor an manchen Tagen Gliederschmerzen, weiß bei manchen Worten plötzlich nicht mehr, wie sie geschrieben werden, bin massiv geräuschempfindlich, habe nach wie vor Geruchs- und Geschmacksprobleme (insbesondere der Geruch ist furchtbar, ich habe auch in der Akutphase alles besonders deutlich und intensiv gerochen, das hat sich bis heute gehalten), ich habe Sehstörungen, und stehe manchmal sogar bei Alltagsdingen wie ein Ochs vorm Berg. Nach kurzen Anstrengungen (eine Stunde auf etwas konzentrieren), bin ich erschöpft, habe aber zusätzlich Schlafprobleme.

Habe ich alles aufgezählt? Ich weiß es grad nicht… (mittlerweile gibt es über 200 LongCovid-Symptome, die bereits generell erfasst wurden)

Arbeitsunfähig auf unbestimmte Zeit

Hier in der Reha fühle ich mich gut aufgehoben, die grundsätzliche Erschöpfung ist zurückgegangen und es gibt Nächte, in denen ich sogar relativ durchschlafe. Zwei Wochen bin ich noch hier, dann geht’s wieder nach Hause – arbeitsunfähig auf unbestimmte Zeit.

Zum Glück habe ich eine wundervolle Familie und ein tolles Umfeld! Danke, dass ihr mich so nehmt, wie ich gerade bin! Ich hoffe, irgendwann wieder die alte zu sein, die auch mal länger als ein Stündchen durchhält…


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Weitere Storys findet man hier vor: https://www.mimikama.org/category/mycoronastory/

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