Mini-Heizung für die Steckdose – Überteuert und falsche Versprechungen

Massiv werden derzeit auf Facebook und in Anzeigen auf Internetseiten „tragbare Heizgeräte“ beworben – eine Art Mini-Heizung, die man nur in die Steckdose stecken braucht und in wenigen Minuten die Wohnung wärmen soll. Doch eigentlich ist es nur ein kleiner Föhn.

Autor: Ralf Nowotny

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Sie nennen sich Livington Handy Heater, PowerHeater, Ultraheat Pro oder InstaHeat – kleine Mini-Heizungen, die angeblich Großes leisten: In wenigen Minuten sollen sie Räume stärker erwärmen als herkömmliche Heizungen.
Ist das überhaupt möglich? Werfen wir mal einen Blick auf die Geräte und die Seiten, von denen sie verkauft werden!

Die Versprechungen

Es ist fast unmöglich, im Internet unterwegs zu sein, ohne auf Werbung für die Mini-Heizungen zu stolpern, ob auf Webseiten:

Eine Anzeige im Footer einer Webseite
Eine Anzeige im Footer einer Webseite

Oder auf Facebook:

Gesponserte Beiträge auf Facebook für eine Mini-Heizung
Gesponserte Beiträge auf Facebook für eine Mini-Heizung

In den Aussagen der Leistungen gleichen sich die Seiten der verschiedenen Geräte sehr, deswegen zählen wir hier einmal exemplarisch die Versprechungen des Gerätes „UltraHeat Pro“ (HIER, archiviert HIER) auf:

  • Immer 50 Prozent Rabatt „für kurze Zeit“ (59,95 Euro statt 119,95 Euro)
  • Ein Raum von 23 Quadratmeter wird in wenigen Minuten 37 Prozent wärmer
  • Das Gerät wurde immer von großen Medien vorgestellt
  • Es soll Räume bis zu einer Größe von 250 Quadratmeter (!) heizen können (wahrscheinlich Übersetzungsfehler, 250 Quadratfuß wären 23 Quadratmeter)

Der Preis

Die Mini-Heizung, welche sich als Neuheit präsentiert, existiert schon seit einigen Jahren. Knapp 60 Euro soll sie im Rabatt kosten, auf manchen der Seiten auch „nur“ 50 Euro, doch es geht auch sehr viel billiger:

Weitaus günstiger auf Amazon
Weitaus günstiger auf Amazon


Auf Amazon finden sich exakt die gleichen Geräte bereits im Bereich von 30 – 45 Euro.
Auf dem obigen Screenshot sieht man nur bei einem der Geräte, dass es Bewertungen bekam – was daran liegt, dass sehr viele Geräte dort von neuen Händlern, von den Namen her sehr oft aus China, auf Amazon gestellt wurde.

Die Bewertungen

Bei den Bewertungen auf Amazon ist es immer so eine Sache: Man sollte sich nie auf die Gesamtzahl der vergebenen Sterne verlassen, denn oftmals sprechen die schlechten Bewertungen die ehrlichere Erfahrung über die Geräte:

So sagen viele Nutzer, was man sich bei der Größe der Mini-Heizung und der Leistung schon denken kann: Geeignet nur für sehr kleine Räume (z.B. Badezimmer) bis 8 Quadratmeter Größe (Heizwirkung: 0,2 Grad in 1 Stunde), stinkt nach Plastik, sehr warm nur direkt vor dem Gerät, Verbrennungsgefahr bei Berührung im Betrieb.

Die Bewertungen auf der Homepage der Seite sind da natürlich deutlich positiver. Schauen wir uns dafür doch mal die Bewertungen von „Patricia“ und „John“ an:

Zwei der Bewertungen auf der Homepage
Zwei der Bewertungen auf der Homepage

Lustig genug ist schon, dass beide das Gleiche sagen, „Patricia“ auf Englisch und „John“ auf Deutsch. Noch lustiger ist es, wenn man mit den Fotos nach ihnen sucht:

"Patricia" und "John" sind keine echten Kunden
„Patricia“ und „John“ sind keine echten Kunden

Für sämtliche positiven Bewertungen wurden einfach nur Stock-Fotos verwendet – die Personen sind keine echten Kunden, die Bewertungen wahrscheinlich somit auch frei erfunden!

Die Seite

Bleiben wir mal auf der häufig beworbenen Seite von UltraHeat Pro, wobei allerdings auch bei den anderen Seiten sehr ähnliches entdeckt wurde.
Sehr nervig ist schon einmal, dass jene Seite immer eine Phishing-Seite mit kryptischen Namen öffnen möchte, wovor in meinem Fall Avira warnt:

Eine Phishing-Seite wird ausgebremst
Eine Phishing-Seite wird ausgebremst

Nun will ich doch einfach mal trotzdem so ein Gerät kaufen – und glücklicherweise soll das ja auch per PayPal gehen, aber Pustekuchen:

Nichts mit PayPal
Nichts mit PayPal

Als Zahlungsmöglichkeiten für die Mini-Heizung werden nur Kreditkarte, Sofortzahlung oder Google Pay angeboten – also nur Zahlungsmöglichkeiten, die ich nicht widerrufen kann!

Das Impressum der Seite, um zu erfahren, an wen man sich wenden kann, falls die Mini-Heizung vielleicht defekt ist, hilft auch nicht weiter: Man wird auf eine andere Seite namens „ecomerz pro“ weitergeleitet, die ihren Sitz in Madrid hat. Und diese Firma hat keine guten Kritiken:
Auf „Betrugsalarm“ (siehe HIER) häuften sich insbesondere 2019 Beschwerden über eine minderwertige Smartwatch, die überteuert verkauft wurde – Ähnlichkeiten mit der jetzigen, überteuerten Mini-Heizung sind sicherlich kein Zufall!

Das Alter der Seite, wie auch von einigen anderen Seiten mit der Mini-Heizung für die Steckdose, ist auch nicht vertrauenerweckend: Sie wurde erst am 22. August erstellt, und zwar von dem Cloud-Service „Acens“ – der wahre Inhaber der Seite ist nicht verzeichnet.

Fassen wir zusammen

  • Die Versprechungen sind weit überzogen: Ein 23 qm-Raum um 37 Prozent in wenigen Minuten erwärmen? Das würde beispielsweise bedeuten, dass ein Raum mit 18 Grad Wärme innerhalb weniger Minuten 24 Grad warm wäre – dies schaffen nicht einmal herkömmliche Heizungen!
  • Der Preis ist maßlos überzogen, baugleiche Geräte bekommt man schon für ein Drittel des Preises beispielsweise auf Amazon
  • Die (natürlich nur positiven) Bewertungen auf den Homepages sind gefälscht
  • Als Zahlungsmöglichkeiten wird zwar PayPal beworben, steht aber bei der Bestellung nicht zur Auswahl
  • Das Unternehmen hat ihren Sitz im Ausland und bekam schon in der Vergangenheit schlechte Bewertungen für überteuerte Produkte

Im Endeffekt haben wir also einen Mini-Föhn für die Steckdose, der zwar in direkter Nähe tatsächlich heiß wird, aber mit seinen 500 Watt rein physikalisch keinen mittelgroßen Raum in kürzester Zeit so stark erhitzen kann – laut Erfahrungsberichten nicht einmal einen sehr kleinen Raum.

Von den Heizkosten kann man sich mit diesem Gerät also nicht verabschieden, auch wenn die Werbung für die Mini-Heizung dies großmundig verspricht.

Auch interessant: Aufgrund der drohenden Gaskrise überlegen sich viele Menschen, ob es nicht Heizalternativen gibt. Eine davon sollen Teelicht-Öfen sein – doch deren Heizwirkung ist eher homöopathisch.
Der Teelicht-Ofen mit Blumentöpfen – Nicht wirklich eine echte Heizung
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