Ungewollt ein Lieferung von Amazon bekommen? Was daran ärgerlich ist!

Autor: Andre Wolf

Artikelbild: Shutterstock / Von Hadrian
Artikelbild: Shutterstock / Von Hadrian

Betrügerischen Methoden bei Amazon-Händlern: Pakete werden wahllos versendet. Gefahr für die Empfänger?

Vor wenigen Tagen erst hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in einem Artikel davon berichtet, dass immer häufiger Menschen ungewollt und unbestellt Warenlieferungen von Amazon-Händlern bekommen (wir haben berichtet).

Wir wiederholen daher zunächst die Stichpunkte: Amazon selbst ist nicht der Absender, sondern einer der vielen tausend Händler vom Amazon Marketplace. Hier liegt die Vermutung nahe, dass ein Händler aus Fernost mit fremden Adressdaten missbräuchlich Zweit-Account bei Amazon eröffnet hat und in diesem Sinne mit ihren gefakten Accounts arbeitet.

Sie haben drei mögliche Vorteile daraus: zum einen steigern sie das Ranking der bestellten Artikel, sie können sich selbst bewerten und zuletzt, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, leeren sie auf billige Weise ihr kostengünstig gemietetes Lager bei Amazon. Statt Unverkauftes teuer wieder gen China zu verschiffen, schicken sie es einfach wahllos an willkürlich ausgepickte Adressen in Deutschland.

Win-win für sich selbst?

Das sind natürlich so weit nur Mutmaßungen, Fakt ist lediglich, dass diese Pakete unterwegs sind. Es klingt auch ein wenig wie eine Methode, die betrügerische Powerseller vor vielen Jahren auf eBay angewendet haben.

Jene Powerseller haben mit einer Masse von Billigstartikeln auf der Plattform sich eine gute Reputation verschafft. Da ging es dann schnell mal mit um mehrere Tauusend positive Bewertungenzu Artikeln im kleinen Euro-Bereich. Irgendwann jedoch, als man eine sehr gute Reputation durch die Bewertungen hatte, stellten diese Händler ihr Sortiment auf hochpreisige High-Tech Artikel um, die sie jedoch nie auslieferten. Die Kunden blieben auf ihren Kosten sitzen, der Aufbau der vielen guten Bewertungen diente lediglich als Vorspiel.

Doch ist das hier der Fall? Nun, die Bewertungen sind zwar eine Win-Variante für die Händler, aber Trash-Versand stehen die teureren Produkte wie Smartphones gegenüber, welche laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ebenso unter anderem versendet werden.

Gleiches gilt auch für das Pushen eines Artikels im Ranking: bei Billigstartikeln aus Fernost plausibel, nicht jedoch, wenn die Artikel einen höheren Wert haben.

Da bleibt am Ende lediglich die These der günstigen Lagerhaltung übrig, quasi ein „alles muss raus“ auf Zwangsebene. Wäre dann in der Tat lohnenswert, wenn die günstige Lagerhaltung bei Amazon zuzüglich günstigem Versand innerhalb Deutschlands + Warenwert einer teuren Logistik nach Fernost unterschreitet.

Dennoch muss man ausdrücklich anmerken: Es handelt sich um reine Vermutungen, welche Vorteile ein Händler davon hätte, seine Waren gratis wahllos zu versenden.

Gut & Schlecht

Für die Empfänger klingt es in erster Linie gut, denn die ungebeten empfangenen Artikel darf man behalten. Oder verschenken, spenden, egal was. Solange nicht ersichtlich ist, dass es sich um eine Verwechslung (flasche Adresse, falscher Name) handelt, sondern man explizit als Empfänger gekennzeichnet ist, besteht keine Pflicht zur Zahlung oder Rücksendung. So viel zum Positiven.

Schlecht jedoch ist: Unbekannte Dritte haben missbräuchlich eine Digitale Identität mit den Daten der Warenempfänger erstellt. Man muss das mal ganz klar sagen: Es gibt also mindestens einen Account, welcher aus dem Namen und den Adressdaten der Empfänger besteht, den jedoch Fremde nutzen. Es mag vielleicht toll klingen, dass man ein Smartphone oder etwas anderes zugesendet bekommen hat, aber man verschliesst an dieser Stelle gleichzeitig die Augen vor dem Gefahrenpotential.

An dieser Stelle müssen wir den Fokus auf das Digitale Ich, Datenhandel und den Missbracuh von persönlichen Daten legen. Die Frage steht im Raum: Wie kommen diese unbekannten Händler an die Adressen?

Der Handel mit Adressen ist nicht neu, es gibt auch verschiedene Wege, an Adressen zu gelangen. Das muss nicht immer illegal sein, das Stichwort ist hier: Leadgenerierung! Bei einem Lead im Sinne des Marketings handelt es sich um einen Adresssatz, also eine möglichst komplette Angabe zu einem Vertriebspartner, um einen Kontakt aufbauen zu können. Ein “Lead” ist im Sinne des Marketing ein Kundendatensatz. Eine Agentur, welche Leads generiert, bemüht sich also darum, so viele Datensätze wie möglich aufzubauen. Dabei sind die wertvollen Datensätze jene, die recht vollständig und umfangreich sind. Name, Adresse, Telefonnummer, Mobilnummer und E-Mail Adresse sind da schon recht interessant. Wenn nun Alter, Schulbildung und Interessen dazu kommen, wird der “Lead” noch wertvoller.

Eine dieser Möglichkeiten, Leads zu generieren, sind beispielsweise Onlinegewinnspiele. Diese Gewinnspiele dürften vielen Menschen bekannt sein, in der Vergangenheit gab es immer wieder Onlinegewinnspiele zu Gutscheinen von Mediamarkt, H&M oder REWE von Leadagenturen, im Grunde steckten hinter diesen Gewinnspielveranstaltungen fast immer Leadgenerierer. Diese werden natürlich letztendlich auch verkauft! In erster Linie zu Marketingzwecken. Dazu hat man ja auch bei den Gewinnspielen immer schön artig zugestimmt.

So viel zu der Variante, an der man selbst eine gewisse Verantwortung getragen hat. So ein Datensatz kann auch illegal erworben werden, denn ist ein solcher Datensatz erst einmal auf dem freien Markt, kann er natürlich illegal durch Dritte weitergegeben werden. Kopierbar ist im Grunde genommen alles. Und schon landen Adressdatensätze aus dem Marketingbereich auf dem Schwarzmarkt. Ferner können Datensätze auch nach Datenpannen oder Angriffe auf Datenbanken illegal verkauft und entsprechend erworben werden.

An dieser Stelle zeigt sich also, dass Daten missbräuchlich genutzt werden können, um eine gefälschte Online-Identitäten zu erstellen, die auf reale Personen zurück zu führen sind – jedoch nicht auf die Hinterleute.

Abschließend

Noch kurz am Rande: sollte man Amazon über falsche Warenlieferungen informieren? Ja, auff jeden Fall. Keine falsche Scheu. Da man ja nichts zurückgeben oder bezahlen muss, ergibt sich ja kein weiterer Nachteil.

Das Gegenteil ist sogar der Fall: Amazon kann somit vielleicht selbst genauer bestimmen, um was es da geht und evtl. gar entsprechende Händler ausfindig machen. Desweiteren könnte Amazon vielleicht sogar in der Lage sein, entsprechende Fake-Accounts anhand der eigenen Adressdaten zu identifizieren und somit zu schließen.

Artikelbild: Shutterstock / Von Hadrian

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