„Kriminelle Asylanten in Gießen“? – Alles nur erfunden…

Autor: Tom Wannenmacher

Update – Die Gießener-Allgemeine berichtete am 3.7.2015:

So gehen die Ermittlungen nach erfundener Geschichte über »kriminelle Asylanten« voran. Gießen (P/fd). Nachdem die Gießener Allgemeine Zeitung vor drei Wochen berichtet hatte, dass ein angeblicher Zwischenfall mit »kriminellen Asylanten« in Gießen, der im Internet kursierte, frei erfunden war, gehen die Ermittlungen offenbar voran….

… Aufgrund weiterer Vorwürfe in dem Facebook-Eintrag leiteten Beamte der Gießener Kriminalpolizei ein Verfahren wegen Verdacht der Volksverhetzung gegen den oder die Verfasser ein.
Aufgrund mehrerer Veröffentlichungen meldeten sich einige Tage danach zwei Zeugen. Die danach durchgeführten umfangreichen Ermittlungen und Vernehmungen ergaben, dass es sich bei dem Eintrag tatsächlich um eine Falschmeldung handelt. Offenbar hatten sich Personen die Geschichte ausgedacht und anderen Jugendlichen und Heranwachsenden erzählt. Diese Personen gingen offenbar davon aus, dass diese Geschichte der Wahrheit entsprach und stellten den Sachverhalt dann ungeprüft in das soziale Netzwerk ein.

…Die Polizei weist auch darauf hin, dass möglicherweise Strafverfahren oder Regressansprüche auf die Personen zukommen.

Quelle: Gießener-Allgmeine

Das Internet und insbesondere Social Media Plattformen (wie Facebook, Twitter, Google+ & Co.) haben einen riesen Vorteil; Wichtige Informationen und Neuigkeiten können sich wie ein Lauffeuer verbreiten und sehr schnell einen großen Kreis an Nutzern erreichen.

In diesem Bericht haben wir (leider mal wieder) ein Thema aus Szenario 2.

Mittlerweile gibt es für viele Regionen in Deutschland und der ganzen Welt sogenannte „Spotted“ und „Verspottet“-Seiten auf Facebook.

Diese Seiten bieten den Nutzern die Möglichkeit, via PN ein Statement zu einem x-beliebigen Thema abzugeben, welches dann anonym gepostet wird. Ursprünglich als „Spotted“-Seiten für Beiträge im Stil von „An die hübsche Bedienung im Musterladen heute um 13:00 – wir hatten Augenkontakt und ich würde dich gerne wiedersehen. Melde dich doch via [email protected]“ verwendet, gibt es mittlerweile viele „Verspottet“-Seiten, welche einen anderen Zweck verfolgen.

Beispiele:

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Screenshot: Facebook, öffentlicher Post

Oder auch:

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Screenshot: Facebook, öffentlicher Post

So erstaunt es prinzipiell nicht, dass es auch zu einem Post mit folgendem Thema kam:

Zwei „20-jährige Asylanten“ hätten in der Region Gießen „vor ein paar Tagen“ versucht, einem Kind den Schulranzen vom Rücken zu reißen, nachdem sie gemeinsam aus dem Bus gestiegen sind. Anschließend wurde dem armen Kind der „Oberschenkel gebrochen“ und „wie irre in die Rippen getreten“.

Und auch haben „15 weitere Asylanten“ vier andere Schüler verprügelt. Drei „Klassenkameradinnen“ sind dem Mädchen zu Hilfe geeilt, mussten aber dann auch „schwere Verletzungen“ davontragen.

Dieser „furchtbare“ Vorfall war aber natürlich nur „einer von vielen“. Doch glücklicherweise kann dann die Polizei mit „20 Beamten“ und nahm „6 Asylanten“ fest. Natürlich sollte man diese „brutalen Flüchtlinge“ abschieben, denn die Stadt ist ja „untätig“ und unternimmt nichts.

Anmerkung; Aussagen in Anführungszeichen sind Zitate aus dem Originalpost – welcher mittlerweile aber gelöscht wurde.

Natürlich wurde der Post anschließend weitergeteilt, kopiert, neu hochgeladen, in Gruppen weiterverbreitet und weitererzählt, wodurch natürlich viel Unsicherheit verbreitet und Ängste geschürt wurden.

Nun lassen wir mal die Polizei zu Wort kommen.

Schließlich waren ja 20 Beamte involviert, da gibt es bestimmt was zu sagen.

»Es gab keinen Notruf, keinen Einsatz und deshalb auch keine Verhaftungen«, so Polizeisprecher Reinemer. Kurz und bündig – mehr gibt es wohl dazu nicht zu sagen.

Die einzige Wahrheit in dem Ganzen:

Schulkinder und Flüchtlinge benutzen mittags tatsächlich den gleichen Bus, was dem Verfasser wohl bekannt war.

Sollte jemand eine Ahnung haben, wer für diesen Post verantwortlich war; Die Polizei nimmt Hinweise unter 06 41/7 00 60 gerne entgegen.

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