Die Frucht, die Krebs in 48 Stunden heilen soll

Autor: Kathrin Helmreich

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Bewirkt diese Beere Wunder?

Und wieder wird auf Facebook die Frucht heißt diskutiert, die angeblich in 48 Stunden Krebs heilen kann.

Doch was genau hat es mit dieser Beere wirklich auf sich?

Es geht um diesen Beitrag:

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Bild im Klartext:

Ist da was dran?

Diese Frucht tötet Krebs – in 48 Stunden –

… Tumoren nachgewiesen werden . Die Entdecker hoffen jetzt auf Tests mit Menschen.

Ende letzten Jahres (2017) wurde ein Artikel bezüglich dieses Themas heiß diskutiert.

Jetzt kursieren erneut Videos und Nutzer fragen sich, ob dies tatsächlich wahr sein könnte.

Wir haben recherchiert. Unser Ergebnis:

[vc_message message_box_color=“green“ icon_fontawesome=“fa fa-check“]Es gibt zwar diese Beere, aber diese wurde gemäß den vorliegenden Quellen nicht an erkrankten Menschen getestet, sondern an TIEREN![/mk_info]

Brisbane (Australien) Dem QIMR Berghofer Medical Research Institute ist es gelungen, Tumore mit dem Wirkstoff EBC-46 zu zerstören. Ein Wirkstoff aus den Früchten des Blushwood Tree hat Krebszellen langfristig bei 70 Prozent der Versuchstiere abgetötet. Die Pflanze kommt nur in bestimmten Regionen der Atherton Tablelands im tropischen Norden von Queensland vor.

Immunreaktion wird ausgelöst

Laut dem leitenden Forscher Glen Boyle führte eine einzelne Injektion direkt in Melanome, so wie in Krebserkrankungen in Kopf, Nacken und Darm bei Tieren in mehr als 70 Prozent der Fälle zu einer langfristigen Zerstörung der Krebszellen.

Fünf Minuten nach der Injektion kommt es zu einer dunkelroten Verfärbung, die wie eine Quetschung aussieht.

„Rund 24 Stunden später wird der Turmorbereich schwarz. Einige Tage später wird eine Kruste sichtbar. Nach rund eineinhalb Wochen fällt sie ab. Die Haut ist rein und kein Tumor mehr sichtbar“, zeigt sich Boyle von den Erfolgen des Einsatzes der Pflanze überzeugt.

Den Wissenschaftler hat vor allem die Geschwindigkeit dieses Vorgangs überrascht.

Die Experten gehen davon aus, dass das Medikament eine Zellreaktion auslöst, die die Blutversorgung zum Tumor durch ein Öffnen unterbricht. Daher bildet sich am Tumor auch so etwas wie eine Quetschung. Das scheint zu einer Immunreaktion des Körpers zu führen, die dann für eine Reinigung sorgt.

Keine Wirkung bei Metastasen

Boyle zufolge gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass EBC-46 auch für die Behandlung von Krebserkrankungen, die sich bereits in andere Körperteile ausgebreitet haben, geeignet ist. Der Wirkstoff wird von QBiotics zur Behandlung von Tieren und Menschen entwickelt. Das Unternehmen untersucht derzeit, ob diese Pflanzen auch in einer Plantage angebaut werden können.

Also gibt es jetzt Krebsheilung für alle oder nicht?

Jein:

Mit diesem Wirkstoff ist zwar unter Umständen eine interessante und auch sehr wirksame Möglichkeit gefunden worden, bei der man sich vorstellen kann, diese nach Marktreife auch gezielt zur Therapie mancher Krebsarten einzusetzen…

…Aber:

Zum einen ist da der Punkt der „Marktreife“. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn es so einfach wäre, einen Wirkstoff zu entdecken und kurz danach ein Medikament damit auf den Markt bringen zu können. Zwischen der Entdeckung eines Wirkstoffs und dem fertigen Medikament liegen häufig 10 Jahre Forschungsarbeit und mehr. Es müssen Studien durchgeführt werden, um sicherzugehen, dass das Medikament keine oder nur noch geringe Nebenwirkungen hat. Der Wirkstoff muss komplett erforscht und verstanden werden. Warum die Tumore genau durch EBC-46 zerstört werden, ist nämlich noch nicht zu 100% geklärt, auch wenn es bereits verschiedene Erklärungsmodelle gibt. Ein Medikament zu früh auf den Markt zu bringen und damit eventuell Menschenleben zu gefährden, wäre ein Risiko, das niemand eingehen will.

…Und:

Zum anderen ist dieser Stoff, um den es geht, ein sogenannter „Protein Kinase C Aktivator“ (PKC Aktivator). Es setzt einen Vorgang (nämlich besagte PKC) in Gang, der zu dem beobachteten Ergebnis führt. Das Problem ist, dass PKC an sehr vielen wichtigen Vorgängen in unseren Zellen beteiligt ist. Man muss also – vereinfacht gesagt – sehr genau „zielen“, um auch wirklich nur den Tumor zu „treffen“, ansonsten würde es eventuell zu sehr massiven Nebenwirkungen kommen.

Es bleibt also noch sehr viel zu tun. Momentan sind allerdings bereits mehrere große Pharma-Firmen an der Finanzierung der Forschung beteiligt, was durchaus hoffen lässt. Dennoch ist in den nächsten 10 Jahren wohl nicht mit einem fertigen Medikament zu rechnen. Die Ergebnisse der Studie sehen aber durchaus vielversprechend aus.

Was man aber auf keinen Fall tun sollte: Nach Australien fahren, sich einen solchen Baum suchen und die Kerne essen. (Kein Witz: Entsprechende Kommentare und Nachfragen gab es an anderer Stelle dazu schon!). Denn zum einen kam der Wirkstoff bei der Studie in einer sehr reinen Form (ca. 97% Reinheit) zum Einsatz und zum anderen wurde er direkt in den Tumor gespritzt. Versuche, ihn nicht direkt dorthin, sondern einfach subkutan (unter die Haut) zu spritzen, brachten keine Reaktion. Die Kerne zu essen, ist daher erst recht keine Alternative. Das würde überhaupt nicht wirken, da durch die Magensäure der Wirkstoff zersetzt würde, bevor er aufgenommen werden könnte. Hinzu kommt, dass der Wirkstoff eventuell selbst Krebs erzeugen kann – ein Grund mehr, sehr gründlich zu forschen, bevor er zum Einsatz kommt!

Ergebnis:

Gibt es jetzt endlich eine Alternative zur Chemotherapie auf pflanzlicher Basis?

Eher nicht, oder wenigstens noch nicht, da zumindest bei der Frucht des Tropenbaums Graviola die zu erwartenden Nebenwirkungen einfach zu gravierend wären. Also genau das einträte, was man der Chemotherapie vorhält.

In dem erwähnten Video wurden jedoch wesentliche Informationen weg gelassen, was definitiv nicht im Sinne des potentiellen Verbrauchers ist. Die Ersteller des Videos schüren Hoffnung, ohne wirklich ein Mittel anbieten zu können.

Wer Krebs hat, klammert sich an jeden noch so dünnen Strohhalm, egal wie schwach oder brüchig er sein mag. Traurig, dass einige Seitenbetreiber mit dieser Hoffnung auf Like-Fang gehen. Im Moment gibt es leider keine verlässliche Alternative zur medizinischen Chemotherapie.

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