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Klimawandel und CO2: Das Sharepic mit dem Zahlenspiel!

Autor: Andre Wolf

Klimawandel und CO2: Das Sharepic mit dem Zahlenspiel!
Klimawandel und CO2: Das Sharepic mit dem Zahlenspiel!

Eine Argumentation anhand eines Zahlenspiels will die Sinnlosigkeit der Reduktion des CO2-Ausstoßes in Deutschland erklären.

Diese Zahlen erscheinen interessant! Wirken doch der Anteil von CO2 und die Veränderung durch den Menschen in dieser Rechnung so winzig. Und der Anteil von Deutschland an dieser Zahl wirkt noch winziger.

Ist es daher zielführend, wenn Deutschland eine Reduktion des CO2-Ausstoßes erstreben will? Die Antwort gemäß der Argumentation wirkt nahezu konsequent logisch und man neigt natürlich dazu, laut „Nein!“ zu rufen.

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Doch dieses Zahlenspiel bedient sich ein paar Tricks. Es geht dabei um folgendes Sharepic:

Screenshot: Facebook
Screenshot: Facebook

Den Inhalt diesen Sharepics, bzw. die darin auftauchenden Zahlen stammen übrigens aus einem Leserbrief aus dem Jahr 2010, der Mithilfe einer (konstruierten) Fragestellung eine zielgerichtete Gesprächslinie erschafft, die am Ende nur eine Lösung übrig lässt und beim Dialoggegner eine Erkenntnis schaffen soll.

Zu diesem Leserbrief und entsprechend den nicht in allen Punkten korrekt dargestellten Zahlen haben wir bereits einen Faktencheck veröffentlicht. Dieser findet sich hier. Aus diesem Faktencheck wiederholen wir an dieser Stelle die Passage zu den angewendeten Zahlen:

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Der Trick mit den Zahlen

[…] Das Wissenschaftsmagazin „Spektrum“ hat 2017 beispielsweise in dem Artikel „Der globale CO2-Anstieg: die Fakten und die Bauernfängertricks“ (hier) mehrere Vorwürfe von Klimaschutzgegnern untersucht. Dabei kommen unter anderem auch Zahlenspiele vor, die der Artikel heftigst kritisiert und den CO2 Anstieg mit Zyankali vergleicht:

Ein Mann bietet Ihnen auf einer Party einen Cocktail mit etwas Zyankali an. Sie lehnen entrüstet ab, doch der Mann versichert, es sei ganz harmlos: schließlich läge der Zyankali-Anteil in ihrem Körper nach diesem Drink nur bei 0,001 Prozent! Das könne wohl kaum schädlich sein! Den Wissenschaftlern, die behaupten, schon 3 mg/kg Körpergewicht (also 0,0003 Prozent) Zyankali seien tödlich, sei nicht zu trauen.

[…]

Können 0,0125 Prozent CO2 so schlimm sein? Natürlich könnte man die CO2-Menge in der Luft auch in Kilogramm angeben: es sind 3200 Milliarden Tonnen bzw. 3.200.000.000.000.000 Kilogramm.

[…]

Damit sind wir schon bei der Wirkung. Wie beim Zyankali kommt es natürlich auf die Wirkung an – und nicht darauf, ob der Anteil an irgendeiner großen Vergleichsmasse nun 10 Prozent oder 0,01 Prozent beträgt.

Schon kleine Erhöhungen, die mittels winzig erscheinender Prozentzahlen dargestellt werden, können verheerende Wirkungen haben, so das Fazit aus dem Vergleich auf Spektrum. Das ist auch der Trick, der in Cleves Text angewendet wurde: Die Prozentzahlen scheinen winzig und entsprechend wenig Einfluss zu haben.

Problematisch ist zudem, dass die Zahlen nicht korrekt angewendet werden, da die menschengemachten CO2 Emissionen jährlich addiert und entsprechend über einen längeren Zeitraum angeschaut werden müssen. Das Bundesumweltamt spricht deutlich von einem wesentlich erhöhten CO2 Anstieg. Die Erkenntnis: Gegenüber den 1950er-Jahren wurde der globale Kohlendioxid-Anstieg annähernd vervierfacht (Quelle hier).

Auch der vorher genannte Spektrum-Artikel (hier) spricht genau davon, dass der komplette CO2-Anstieg um 45% von Menschen verursacht worden ist, was entsprechend wissenschaftlicher Konsens ist. Die im Kettenbrief genannten 4% stehen komplett außerhalb dieser Konsensdarstellung.

In dem UN-Klimabericht aus dem Jahr 2014 finden sich sogar noch deutlichere Worte. Hier lautet es gleich zu Beginn (vergleiche):

Der Einfluss des Menschen auf das Klimasystem ist klar und die jüngsten anthropogenen Emissionen von Treibhausgasen sind die höchsten in der Geschichte. Die jüngsten Klimaänderungen hatten weitverbreitete Folgen für natürliche Systeme und solche des Menschen.

Wie viel Einfluss hat denn nun Deutschland?

Das ist die abschließende Frage des Kettenbriefs, denn hier lautet es:

Somit beeinflusst Deutschland mit 0,0004712% das CO2 in der Luft.

Damit wollen wir die Führungsrolle in der Welt übernehmen, was uns jährlich an Steuern und Belastungen etwa 50 Milliarden Euro kostet.?

Deutschland gehörte zwar 2014 noch in die Top 10 der CO2 Emissionen (siehe hier), jedoch sinken seit dem Referenzjahr 1990 die CO2 Emissionen Deutschlands stetig, was aus einem aktuellen Bericht des Umweltbundesamts hervorgeht (hier). Damit dürfte deutlich werden: Obschon Deutschland seine Zahlen senkt, steigt die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre weiterhin (auch Bundesumweltamt). Daraus kann man durchaus den Schluss ziehen, dass die Reduktion von Treibhausgasen nicht allein auf nationaler Ebene, sondern global koordiniert werden muss.

Zusatzinfo:

Auch der Bayerische Rundfunk hat diese Rechnung untersucht und markante Fehler darin gefunden. So beschreibt der BR (hier):

Doch in dieser Rechnung stecken zwei Fehler:

1) Sie unterstellt grundsätzlich, dass von einer geringen Menge nur geringe Wirkung ausgeht. Das ist nicht der Fall.

2) Sie blendet aus, dass die Natur nicht nur CO2 produziert, sondern auch CO2 aufnimmt.

Die Schlussfolgerung, dass Deutschland zur Erderwärmung nur ein paar hundertstel Promille beitrage, ist deswegen falsch.

Der gesamte Inhalt findet sich in einem Artikel mit dem Titel „Wenig CO2, große Wirkung„.

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