Verloren diese 16 Walfänger ihr Leben durch einen Killerwal Angriff?

Autor: Kathrin Helmreich

Was kommt dabei raus, wenn man ohne Quellenangabe Inhalte weiter verbreitet? – Ein Hoax, ein Fake, ein Clickbait-Knaller?

Wir erhielten besorgte Anfragen zu einem Artikel, in dem behauptet wird, dass eine japanische Walfang-Crew von Killerwalen getötet worden sei.

Um diesen Artikel geht es:

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„Eine japanische Walfang-Crew ist Opfer eines dramatischen Überfall durch eine Killerwal-Gruppe geworden. Dabei wurden nicht weniger als 16 Besatzungsmitglieder getötet und 12 verletzt, berichtete die japanische Regierung heute Morgen.“[1]

So und ähnlich postulierten Mitte 2014 reißerische Schlagzeilen im Netz eine angebliche Tragödie, bei der das Flagschiff der japanischen Walfangflotte, die MV Nisshin Maru, Ziel eines Angriffs durch eine Schule von Walen geworden sei.

News Spezial führt weiter aus:

Die Besatzung …. war gezwungen, das Deck vorübergehend zu verlassen, da in der Schiffsverarbeitungsfabrik ein Gasleck entdeckt wurde…[1]

Die über Bord gegangenen Besatzungsmitglieder seien von einem Schwarm Schwertwale, auch als Killerwale oder „Orcas“ bekannt, gezielt attackiert worden, „die innerhalb weniger Augenblicke einen Großteil der Mannschaft dezimierten“. So die Schilderungen scheinbar traumatisierter „Überlebender“.

Von „im Wasser treibenden Leichen und Strömen von Blut“ ist die Rede; die räuberischen Meeressäuger sollen sich an den Körpern der Unglücklichen gütlich getan haben. Man darf sich fragen, ob auch bei der „Schiffsverarbeitungsfabrik“ Opfer zu beklagen waren, oder ob das „Gasleck“ via Fernwartung entdeckt wurde.

Die vermeintliche Katastrophe wurde von einem breiten Publikum humorvoll aufgenommen; unter anderem nahm die Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ die Geschichte zum Anlass für einen Seitenhieb gegen die renitenten Walfangpraktiken Japans und schlug sich öffentlich auf die Seite der räuberischen Meeressäuger:

“It seems Japan just doesn’t give a damn about international law” explains environmental activist and spokesman for Greenpeace Canada, James Ben Shahali, based in Vancouver. “The waste of life is always a shame, but the whales are not to blame here, they were only doing what they are born to do: kill for food” he adds.
(„Offensichtlich schert sich Japan einen Dreck um internationales Recht.“, so Umweltaktivist und Sprecher von „Greenpeace Canada“, James Ben Shahali aus Vancouver. „Der Verlust von Leben ist immer tragisch; aber den Walen kann man hier keinen Vorwurf machen; sie haben nur getan, was ihr Instinkt ihnen sagt: Töte, damit Du essen kannst!)

Dies natürlich vor dem Hintergrund einer ganz eindeutigen Posse, in die Welt gesetzt von World News Daily Report.

Klingelt da etwas?

Oh ja, stimmt! Bei World News Daily Report handelt es sich um eine Satire-Seite…

Dennoch konnten alle Ungereimtheiten und Aufklärungsversuche nicht verhindern, dass der Bericht bis zum heutigen Tag allein auf Facebook 900.000 Mal ( !!! ) geteilt wurde – vermutlich nicht immer mit Hinweis auf den Satirecharakter, den die Verfasser in ihrem „Disclaimer“ ausdrücklich betonen:

„World News Daily Report is a news and political satire web publication, which may or may not use real names, often in semi-real or mostly fictitious ways. All news articles contained within worldnewsdailyreport.com are fiction, and presumably fake news. Any resemblance to the truth is purely coincidental, except for all references to politicians and/or celebrities, in which case they are based on real people, but still based almost entirely in fiction.“

Tierschützern kommt dabei zupass, dass sowohl der Walfänger als auch der Konflikt um das vermeintliche „Katastrophengebiet „Southern Ocean Whale Sanctuary“ vor der Küste Südafrikas wirklich existieren, beziehungsweise existiert haben.

Der Walfang wurde hier am 31. März 2014 ein für alle Mal verboten.

Frei erfunden sind dagegen die „Unglücksfahrt“ der MV Nisshin Maru, der Angriff der Killerwale und alle im Zusammenhang mit diesem Hoax genannten Opfer.

Autor: Dagmar K. – mimikama.org
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