Satire nicht verstanden? Nein, es gibt keine schwangere Ken-Puppe von Mattel!

In einem Werbevideo kündigt Mattel augenscheinlich eine schwangere Ken-Puppe an, was einschlägige Kreise anscheinend zutiefst verstört – und sie übersehen lässt, dass das Video von einer Satireseite stammt.

Autor: Ralf Nowotny

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Die Behauptung

Bilder und ein Video sollen beweisen, dass Mattel demnächst einen schwangeren Ken auf den Markt bringen wird.

Unser Fazit

Die Bilder und das Video stammen von einer amerikanischen Satire-Seite.

Sowohl einzelne Bilder, als auch ein Video zeigen Barbie und einen schwangeren Ken, der angeblich demnächst im Handel erhältlich sein soll. In dem Video wird mit einer für solcherlei Werbung typischen etwas quietschigen Mädchenstimme die neue Puppe von Mattel vorgestellt. Doch anscheinend sahen viele nur die ersten Sekunden des Videos und regten sich sofort auf – denn die deutlichen Klischees, Übertreibungen und sogar Gewalt in dem Video weisen bereits darauf hin, dass es sich nur um Satire handelt.

Die Aufregung um den schwangeren Ken

Insbesondere auf Twitter wird sich seit Anfang Juni über den schwangeren Ken deutlich aufgeregt:

Daran sähe man doch schon, „wie krank und kaputt“ die Welt doch sei. Natürlich steckt dahinter nichts anderes als eine „satanische Agenda“:

Und natürlich wird sich auch auf Telegram darüber aufgeregt:

Aufregung um Ken auch auf Telegram
Aufregung um Ken auch auf Telegram

Das Video ist seit dem 7. Juni auf YouTube zu sehen… doch die Schar der Aufgeregten luden es wohl lieber runter und auf Twitter wieder hoch, damit niemand auf die Idee kommt, nach der Quelle zu googeln, denn das Symbol am Ende des Videos, eine stilisierte Biene, ist hierzulande nicht sonderlich bekannt.

Eine babylonische Biene summte

The Babylon Bee“ dessen Logo am Ende des Videos und im Vorschaubild auf YouTube zu sehen ist, wurde nach eigenen Angaben vor exakt 6.000 Jahren quasi aus dem Nichts erschaffen. Sie berichteten bereits vom Turmbau zu Babel, dem Exodus, der Reformation und dem Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812.

Sehr auffällig an der Seite ist, dass die Themenausfall häufig darauf ausgelegt ist, die in den Vereinigten Staaten recht verbreiteten konservativen Christen zu ärgern, was sie auch selbst zugeben: „Wir schreiben Satire über christliche Themen, politische Themen und das tägliche Leben“.

Um es nochmal ganz deutlich zu machen: Das Video stammt von einer Satireseite. Es ist NICHT echt!

Der dazugehörige Artikel erschien bereits am 10. Mai auf „The Babylon Bee“ (siehe HIER), doch erst mit dem Erscheinen des Videos im Juni wurden auch hierzulande Nutzer darauf aufmerksam – und hielten es für echt.

Das Satire-Dilemma

Satire ist im Ursprung eine Methode, um sich über Ereignisse, Situationen und (höhergestellte) Personen lustig zu machen, indem Sachverhalte stark überspitzt und übertrieben dargestellt werden. Doch leider wird seit einigen Jahren der Begriff von einschlägigen Gruppierungen missbraucht, um, vermeintlich unter dem Schutzmantel, dass es ja „nur Satire“ sei, Falschmeldungen zu verbreiten.

Beispielsweise verbreitete ein bekannter Internet-Troll jahrelang Sharepics mit gefälschten Zitaten von Politikern, die nur in sehr kleiner Schrift als „Satire“ gekennzeichnet wurden. Selbst wenn die Verbreiter auf die Satire hingewiesen wurden, bekam man zumeist nur die lapidare Antwort, dass er/sie es aber gesagt haben könnte.

Unbestreitbar leben wir in Zeiten, in denen die Realität oftmals die Satire überholt, weswegen auch anscheinend vielen Satire-Artikeln ohne den geringsten Zweifel geglaubt wird: Ein schwangerer Ken? Natürlich! Und selbst wenn es nur Satire ist: „Aber es könnte ja sein!

Doch darin liegt auch bedauerlicherweise die Gefahr durch die Satire heutzutage: Ein satirischer Artikel kann noch so abwegig sein, noch so viele Hinweise auf die Satire enthalten und noch so deutlich mit „Satire“ markiert sein: Es wird Leute geben, die es nicht nur glauben, sondern auch handeln wollen oder zum Handeln aufrufen!

Dass aufgrund des schwangeren Ken Nutzer zum Mattel-Boykott aufrufen: Schwamm drüber, die wenigsten dieser Nutzer gehören zu der Kundschaft des Konzerns. Kritischer wird es aber bei „satirischen“ Falschmeldungen über Geflüchtete oder Falschzitate von Politikern: Sehr schnell formt sich da ein Online-Mob, der in Kommentaren auch vor Mordandrohungen nicht zurückschreckt.

Satire kann sehr gut funktionieren, doch nicht alles, was sich Satire nennt, ist es auch. Die vielen, kleinen Twitter-Accounts, die „nur Satire“ in ihre Bio schreiben und glauben, damit alles und jeden beleidigen zu können, sind es beispielsweise nicht. Auch Seiten, die jahrelang Falschmeldungen über Geflüchtete brachten und es „Satire“ nannten, können sich damit nicht von der Verbreitung von Fakes freisprechen – alleine schon, weil sie einen Grundsatz der Satire missachten: Wenn Personen satirisch kritisiert werden, dann Höhergestellte, wie Politiker, aber niemanden, der oder die es sozial ohnehin schon schwer haben, wie Geflüchtete.

Zur echten Unterscheidung, ob etwas Satire ist oder nicht, hilft zumeist nur Medienkompetenz: Wenn eine Seite voller übertriebener, zumeist witziger Meldungen ist, wie hierzulande z.B. der Postillon, dann ist es Satire. Wenn eine Seite oder ein Social Media Account einschlägig nur gegen bestimmte Gruppen schreibt, seien es Geflüchtete oder politische Parteien, ist es einfach nur Hetze.

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