Keine Angst vor der Nadel in der Zapfpistole!

Ein Moment Ihrer Zeit für die Wahrheit.

In einer Welt voller Fehlinformationen und Fake News ist es unser Auftrag bei Mimikama.org, Ihnen zuverlässige und geprüfte Informationen zu liefern. Tag für Tag arbeiten wir daran, die Flut an Desinformation einzudämmen und Aufklärung zu betreiben. Doch dieser Einsatz für die Wahrheit benötigt nicht nur Hingabe, sondern auch Ressourcen. Heute wenden wir uns an Sie: Wenn Sie die Arbeit schätzen, die wir leisten, und glauben, dass eine gut informierte Gesellschaft für die Demokratie essentiell ist, bitten wir Sie, über eine kleine Unterstützung nachzudenken. Schon mit wenigen Euro können Sie einen Unterschied machen.

Stellen Sie sich vor, jeder, der diese Zeilen liest, würde sich mit einem kleinen Beitrag beteiligen – gemeinsam könnten wir unsere Unabhängigkeit sichern und weiterhin gegen Fehlinformationen ankämpfen.

So kannst Du unterstützen:

PayPal: Für schnelle und einfache Online-Zahlungen.
Steady oder Patreon: für regelmäßige Unterstützung.

Autor: Andre Wolf

Weil es leider wieder häufig geteilt wird, veröffentlichen wir ERNEUT unseren Faktencheck: Es gibt KEINE HIV infizierte Spritze in Zapfpistolen an Tankstellen!

„Teilen kann Leben retten!” lautet es in der Statusmeldung. Doch das ist völliger Unsinn, denn in diesem Fall erzeugt das Teilen lediglich unnötige Angst. Das Bild einer vermeintlich mit HIV infizierten Spritze in der Zapfpistole ist mittlerweile schon ein Jahr alt und wurde in diesem Zeitraum immer wieder auf Facebook hochgeladen und stetig neu in Umlauf gebracht.

Eine der bekanntesten Versionen im deutschsprachigen Raum hält sich bereits seit März 2018 und wird aktuell (Juli 2018) interessanterweise wieder häufiger geteilt. Mit mittlerweile fast 200.000 Verteilungen behauptet der Verfasser:

TEILEN!! Achtung das ist die neue Masche an den Tankstellen. Sie tun HIV infizierte Spritzen in die Handpumpe. Passen Sie auf und teilen Sie!

Teilen kann Leben retten!

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

Seit Juni 2017 bekommen wir immer wieder Anfragen zu dieser Geschichte, vor allem von verunsicherten Nutzern aus dem deutschsprachigen Raum. Nicht zuletzt ist dies Facebooks Übersetzungsautomatik zu verdanken, denn dieses Bild – ach, wer hätte dies gedacht? –  stammt gar nicht aus Deutschland.

Um es nochmals deutlich zu widerlegen, bringen wir an dieser Stelle unseren Faktencheck:

Faktencheck

Es gibt also keine neue “Sache”, es gibt kein flächendeckendes Phänomen. Die Dynamik eines solchen Fakes sollte uns allen inzwischen klar sein. Daher schauen wir auf die Herkunft des Bildes: Das Foto ist echt. Es stammt aus den USA, genauer gesagt, wurde es an einer Tankstelle am Alessandro Boulevard in Moreno Valley aufgenommen. Es war Jose Medina, der auf dem Weg zur Arbeit am 22. Mai 2017 sein Fahrzeug betanken wollte, jedoch dabei von dieser Nadel verletzt wurde. Medina fuhr daraufhin direkt ins Krankenhaus, um sich auf Infektionen untersuchen zu lassen. Ebenso wurde die Polizei informiert und der Vorfall auch auf Fox11 thematisiert. Seine Tochter Jacqueline Medina veröffentlichte anfangs dieses Foto, um zur Vorsicht zu mahnen. Was sie zu dieser Zeit nicht ahnen konnte: Das Bild sollte eine Eigendynamik bekommen und durch Dritte dramatisiert werden, indem die Geschichte an anderen Stellen veröffentlicht und dort um die HIV-Komponente erweitert wurde. Der HI-Virus kann so kurz nach dem Kontakt jedoch noch nicht nachgewiesen werden, da die Inkubationszeit wesentlich länger dauert.

Ein Hoax ist entstanden!

Dieser Hoax drang nach einiger Zeit auch zu Jacqueline Medina, die daraufhin irritiert war und sich an Snopes (US-amerikanische Faktenchecker) wandte und die Geschichte dort meldete, damit Snopes sie aufklären konnte [1]. Mittlerweile sind das Bild und der Hoax bereits quer durch die USA gereist und wurden auch in Florida als Warnung veröffentlicht, mit dem Hinweis, dass diese Nadel in der Gegend um Jacksonville (Florida) gefunden worden wäre. Nach Angaben von Snopes handelt es sich um einen Kettenbrief, in dem ein (augenscheinlich nicht existierender) Captain Abraham Sands der Polizei von Jacksonville, Florida vor zahlreichen infizierten Nadeln in mehreren Staaten warne:

My name is Captain Abraham Sands of the Jacksonville, Florida Police Department. I have been asked by state and local authorities to write this email in order to get the word out to car drivers of a very dangerous prank that is occurring in numerous states. Some person or persons have been affixing hypodermic needles to the underside of gas pump handles. These needles appear to be infected with HIV positive blood. In the Jacksonville area alone there have been 17 cases of people being stuck by these needles over the past five months. We have verified reports of at least 12 others in various states around the country.

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

Und nun?

Mittlerweile sind die Untersuchungsergebnisse aus dem Krankenhaus bei José Medina angekommen. Seine Tochter veröffentlichte über Facebook, dass die ersten Ergebnisse negativ ausgefallen seien, also keine HIV-Infektion vorliegt. Dennoch werden weitere Tests vorgenommen, um ganz sicher zu gehen.

My father’s lab work came back negative, but he will be getting follow up labs just to continue making sure it stays negative and additional testing to make sure he is cleared of everything.

Ebenso gibt sie an, das Originalfoto entfernt und durch ein anderes Foto mit Namensmarkierung ersetzt zu haben, da sie befürchtet, es würden sonst weitere Falschmeldungen mit diesem Bild verbreitet werden. Nun, wir haben an dieser Stelle begründete Zweifel, ob diese Idee funktioniert.

Also, um es zum Abschluss nochmals deutlich zu sagen:

Das Bild ist echt. Diesen Vorfall gab es jedoch nur ein einziges Mal – und zwar im Mai 2017 in Kalifornien. Es wurden bei dem Verletzten keine Infektionen festgestellt. Mehr nicht. Aus. Der Rest ist ein Kettenbrief und Fake! Danke für das Teilen dieses Artikels.

Zusatzinfo!

In der Story um die HIV Nadel in der Zapfpistole findet sich das klassische Narrativ des HIV-Fakes wieder. Die dabei erzeugte Hysterie ist problematisch, denn sie gibt ein falsches Bild über die Infektionswege von HIV wieder. Wir raten hier immer wieder dazu, die Webseite der Deutschen Aids-Hilfe zu besuchen, wenn man sich vernünftig mit diesem Thema auseinandersetzen will.

Und die Deutsche Aids-Hilfe schreibt zu den Übertragungswegen:

HIV ist relativ schwer übertragbar. Ein Infektionsrisiko besteht nur, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten mit Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Zu diesen Körperflüssigkeiten gehören vor allem Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms.

Unterstützen 🤍

FAKE NEWS BEKÄMPFEN

Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!

Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️

Mimikama-Webshop

Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.

Abonniere unseren WhatsApp-Kanal per Link- oder QR-Scan! Aktiviere die kleine 🔔 und erhalte eine aktuelle News-Übersicht sowie spannende Faktenchecks.

Link: Mimikamas WhatsApp-Kanal

Mimikama WhatsApp-Kanal

Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.


2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum

INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE

Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama

Mehr von Mimikama

Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!

Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.