Katzenmord aus Spaß? Reaktionen zwischen Wut und Vernunft

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Autor: Andre Wolf

Wo Jugendliche aus scheinbarem Spaß ein Tierleben beenden und das auch noch als Video festhalten, sind verheerende Reaktionen in der Welt der sozialen Netzwerke nicht mehr fern. Doch wenn ein Verbrechen weitere Verbrechen hervorruft, sollte man Vorsicht und auch Vernunft walten lassen.

Wir brauchen an dieser Stelle keine Propheten sein um zu sagen, dass viele Facebooknutzer in den kommenden Tagen folgendes Video zu sehen bekommen, welches sehr schweren Inhaltes ist.

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

An der Darstellung, der Art und Weise und der Handlung in dem Video wollen wir NICHTS schön reden – was dort geschieht, entbehrt sich jeder Vernunft und Menschlichkeit.

Grauenvolles Video – wüster Aufruf

Der Statusbeitrag zu diesem Video, welches durch Dritte auf Facebook hochgeladen wurde, lautet wie folgt:

Brutale Katzenmörder gesucht !!!
Bitte Teilen , Teilen, Teilen, Teilen !!!!
Katze vor Kamera brutal getötet!
Wer kennt diese Personen auf diesem Video , dieses Video wurde in Bergareute in der Nähe von Bad Schussenried gedreht und uns vorhin zugeschickt wir wurden gebeten dabei zu helfen die Täter ausfindig zu machen ! Helft uns die Täter zu stoppen !

Bei dieser Aussage handelt es sich ganz eindeutig um einen privaten Fahndungsaufruf. An dieser Stelle soll das Thema der privaten Fahndung und Hetze nicht nochmals aufgegriffen werden, da mittlerweile deutlich sein sollte, dass diese Art der Fahndung verboten und auch strafbar ist.

Wer Hinweise dazu hat, soll es der Polizei melden und eine Suche auf Facebook käme einer illegalen Hetze gleich.
Den Statusbeitrag der Polizei BaWü gibt es als Update am Ende des Berichtes!

Problemdarstellung: Sekundär Betroffene

Die stark emotionalen Reaktionen, welche dieses Video bei vielen Betrachtern aufruft, entladen sich deutlich sichtbar in den Kommentaren. Diese gehen so weit, dass vermeintlich Beteiligte mit Adresse und Telefonnummer genannt werden und ebenfalls Handlungen gefordert werden, die zum Tode der Personen führen.

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

Die deutliche Auflistung in Mitten von Todesdrohungen birgt ein hohes Gefahrenpotential, nicht nur für den vermeintlich im Video agierenden, sondern auch für deren Familien. Bei der klaren Nennung der Adresse müssen nun auch unweigerlich Angehörige mit Attacken auf Hab und Gut, eventuell auch körperlichen Angriffen rechnen. Da die Telefonnummer genannt wurde, werden Beschimpfungen gegen Unbeteiligte wohl auch ablaufen.

An anderer Stelle werden weiter Unbeteiligte in Zusammenhang mit dem Video gebracht:
Ein Bild, auf dem ein vermeintlicher Täter abgebildet ist, zeigt daneben noch weitere Personen, welche absolut nichts mit dem Video zu tun haben.

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

Neben einem vermeintlichen Täter sind auf dem Bild drei weitere Personen zu erkennen. Hier wird deutlich gegen deren Persönlichkeitsrecht verstoßen und sie stehen ungeschützt in Mitte einer Hetzwelle. Laut Kommentaren von ortsansässigen Personen gerät die Situation von Verfolgungen und Beschimpfungen im Umfeld der Personen mittlerweile ein wenig außer Kontrolle.

Blinde Aktionen der Wut

In einem öffentlichen Status einer Bewohnerin des Ortes, wo die vermeintlichen Personen wohnen, liest man Folgendes:

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

An dieser Stelle klingt der Ton wesentlich sachlicher und es wird deutlich, dass sich eine Hexenjagd anbahnt.

Jetzt sind ja z. T. schon die Arbeitgeber öffentlich.

Durch gezielte Offenbarungen des Lebens der vermeintlichen Täter wird versucht, deren Leben zu zerstören. Pranger nannte man das früher. Die Schäden, welche hierbei das Umfeld trägt, werden bewusst ignoriert. Der Schaden am Ruf der Arbeitgeber dürfte, durch die Nennung in diesem Umfeld, beträchtlich sein.

Mehr sogar: scheinbar werden auch nicht-Beteiligte involviert.

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

Die “was wäre, wenn?” Frage

Was wäre, wenn hier völlig falsche Personen angeprangert werden? Was wäre, wenn sich jemand irrt, und eine falsche Adresse schreibt? Hier ist ein unzensierter Screenshot des Videos, auf dem die Beteiligten zu sehen sind. Es ist die genau die Größe, wie es bei Facebook zu sehen ist:

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(Screenshot: Facebook, öffentlicher Status)

Die Gefahr, Personen falsch zu identifizieren, ist sehr hoch. Daher sollte die Strafverfolgung hier einzig und allein der Polizei überlassen werden!

Stellungnahme der Polizei

Da in den aktuellen Pressemappen noch kein Hinweis zu diesem Video vorhanden ist, haben wir mit der Polizei in der Region Kontakt aufgenommen. Diesbezüglich wurde uns mitgeteilt, dass die Polizei im Bilde ist.

Sehr geehrter Herr *****,

Hiermit kann ich Ihnen mitteilen, dass der Sachverhalt der Polizei bekannt ist und die Ermittlungen diesbezüglich aufgenommen wurden. Über die Identität der Beteiligten kann derzeit keine Aussage getroffen werden.

Nun sollte deutlich sein sein, dass eine private Strafverfolgung per sozialer Netzwerke mehr als überflüssig ist!

Mögliche Konsequenzen

Neben den Personen aus dem Video werden sich wohl auch die Agitatoren des Suchaufrufes auf juristische Konsequenzen einstellen müssen, da hier bewusst Unbeteiligte hineingezogen wurden, teilweise sogar mit deutlicher Bilddarstellung. Ob nun Freunde, Familie oder Arbeitgeber der vermeintlichen Täter: alle haben Schaden durch diesen Suchaufruf genommen und können durchaus reagieren.

Da es sich hier um einen aktuellen und NICHT abgeschlossenen Vorfall handelt, werden wir in diesen Bericht Updates einbauen!

Autor: Andre, mimikama.org

Update: 10.9.2014

2 Tage nach unserer Veröffentlichung dieses Beitrages, reagiert auch das Landeskriminalamt Baden-Württemberg darauf.

Sie ersuchen die Facebooknutzer KEINE HETZJAGD zu betreiben, denn diese machen sich dadurch selbst STRAFBAR!

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Screenshot: Facebook-Seite des LKA Baden-Württemberg

Der Statusbeitrag im Wortlaut:

+++ BITTE TEILEN +++
Tötungs-Video einer Katze entfacht Entrüstungssturm

Wir appellieren an Euch: BETREIBT KEINE HETZJAGDEN!

Einen regelrechten Shitstorm verursacht das vergangene Woche von einer unbekannten Person ins Internet eingestellte Video, das mehrere junge Männer in einem leeren Rundsilo zeigt, die mit Schaufeln auf eine Katze einschlagen und diese zu Tode quälen. Nachdem in den sozialen Netzwerken bereits Namen, Bilder und Adressen mutmaßlicher Beteiligter sowie Hetzkampagnen gegen die vermeintlichen Täter kursieren, weist das Polizeipräsidium Konstanz darauf hin, dass in dieser Angelegenheit bereits mit Hochdruck ermittelt wird. Allerdings ist bislang weder die Tatzeit noch der Tatort bekannt. Auch gibt es bislang keinen konkreten Verdacht gegen bestimmte Personen.

Es ist aus der Vergangenheit hinreichend bekannt, was derartige Hetzkampagnen mit ungesicherten und nicht belastbaren Informationen anrichten können, die unreflektiert weiterverbreitet werden.
Denkt daran: Ihr könnt Euch damit strafbar machen und es können Schadensersatzansprüche auf Euch zukommen.

Nach der Auswertung des Videos geht die Polizei davon aus, dass der Rundbehälter einen Durchmesser von 10 bis 12 Metern hat. Das Besondere an dem Rundsilo ist die auffällig blaue Innenbeschichtung. Personen, die Hinweise zum Standort dieses Behälters sowie zur Tat selbst geben können, werden gebeten, sich mit dem Polizeirevier Weingarten, Tel. 0751-803-6666, in Verbindung zu setzen.

Die Strafverfolgungsbehörden werden alles Notwendige tun und den Hinweisen nachgehen, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Hetzkampagnen und die Belastung von Unschuldigen tragen hierzu jedoch nicht bei.
Eure Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit

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