Kaffeefahrt: Abzocke ohne Coronaregeln

Autor: Claudia Spiess

Unter dem Motto „Fit im Alter“ veranstaltete ein dubioser Betreiber eine Kaffeefahrt und lockte mit Gutscheinen, Geschenken und Sektfrühstück.

Auch wird man von zu Hause abgeholt und auch wieder nach Hause gebracht, und das noch dazu kostenlos. Da muss man doch zuschlagen – oder besser nicht?

Der SWR Marktcheck hat sich diese Veranstaltung genauer angesehen, eine Reporterin wurde von einem Teilnehmer als Begleitperson mitgenommen.

Coronaregeln? Null.

Die Teilnehmer wurden alle von zu Hause abgeholt. Impfnachweise oder Testzertifikate wurden nicht überprüft. Maskenpflicht im voll besetzten Kleinbus: Fehlanzeige.
Für die betagten Personen, die hier mit an Bord waren, könnte eine mögliche Corona-Infektion schlimme Folgen haben. Interessierte hier aber niemanden. – Alles Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz.

Sensible Gesundheitsdaten

Am Ziel – in einer Gastwirtschaft – angekommen, gab es nach der vierstündigen Fahrt, die für viele der sehr betagten Teilnehmer sehr anstrengend war, ein Glas Sekt. Alles andere als ein perfekter Durstlöscher.

Zusätzlich erhielten die Teilnehmer einen Fragebogen, in dem sie sämtliche Krankheiten oder Medikamente, die sie einnehmen, angeben mussten. Ja, MUSSTEN. Dies wäre wichtig, so der Moderator und Verkäufer der Veranstaltung, denn diese Daten werden als Belege für die Sponsoren benötigt. „Und auch wegen Corona“. Soll vielleicht plausibel klingen, allerdings werden hier sensible Gesundheitsdaten abgefragt und auch an unbekannte Dritte weitergegeben. – Ein Verstoß gegen die DSGVO. 

Nahrungsergänzungsmittel zum „Sonderpreis“

Am Ende ging es hier um den Verkauf von Gesundheitsprodukten wie Cremes oder auch Nahrungsergänzungsmittel. Der Kauf von kleineren Artikeln ist vermutlich ein Selbstläufer. Auch wenn diese nicht das große Geld kosten, wären sie im Fachhandel inklusive kompetenter Beratung vermutlich immer noch günstiger.

Ordentlich zur Kasse gebeten wird man, wenn es um Nahrungsergänzungsmittel geht. Hierfür werden auch Gespräche unter vier Augen geführt: Der Verkäufer und der jeweilige Interessent gehen dazu in einen anderen Raum. Gerne unter dem Vorwand, dass „den Nachbarn die eigene Gesundheit nichts anginge“ – wir erinnern uns an den Fragebogen zur eigenen Gesundheit, der an unbekannte Sponsoren weitergegeben wird. Eigentlich ein schlechter Witz.

Diese Nahrungsergänzungsmittel haben einen stolzen Preis, hier geht es in den Tausend-Euro-Bereich. Eine Teilnehmerin, bekam die Reporterin geflüstert, hätte solche Produkte im Wert von 2.000 Euro gekauft.

Nicht angemeldete Kaffeefahrt

Eine Überprüfung durch das Ordnungsamt ergab, dass diese Kaffeefahrt nicht angemeldet wurde, was normalerweise zwei Wochen vor der Veranstaltung passieren muss.

Hier ermitteln nun die Behörden, was durchaus teuer werden kann. Aber diesmal für den Veranstalter, und nicht – wie sonst – für die Teilnehmer: Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz, Verstoß gegen die DSGVO, unangemeldete Kaffeefahrt bzw. „Wanderlager“, wie diese Veranstaltungen genannt werden.

Gesundheit an erster Stelle?

Die gesamte Veranstaltung dreht sich rund um die Gesundheit. – Zumindest am Papier, denn als eine Teilnehmerin über Bauchschmerzen klagt, wird ihr nicht geholfen. Im Gegenteil, der Verkäufer entgegnet lediglich ein schnippisches „Da ist sie jetzt selbst schuld. Wenn man mehrere Stunden in einem Flugzeug sitzt, kann man auch nicht einfach aussteigen.“

Skrupellos geht es hier nur darum, überteuerte Mittelchen an Mann und Frau zu bringen.

Alles in allem wird hier mit Verunsicherungen von älteren, betagten Personen gespielt. Sicherlich spielt auch die teilweise Abschottung während der Corona-Pandemie eine Rolle, dass Senioren – womöglich alleinstehend – nach Abwechslung und Kontakten suchen. Kaffeefahrten sind hier eine willkommene Möglichkeit. Doch sollten die Teilnehmer weder mit zu viel Geld, noch mit ihrer Gesundheit bezahlen müssen.

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Quelle: SWR Marktcheck
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