Jahresrückblick 2020: Asteroid hätte im April unsere Zivilisation vernichten können

Autor: Kathrin Helmreich

Jahresrückblick 2020: Asteroid hätte im April unsere Zivilisation vernichten können
Jahresrückblick 2020: Asteroid hätte im April unsere Zivilisation vernichten können

Im Jahr 2020 schrieb eine britische Online-Zeitung, ein Asteroid könne im April die Zivilisation auf der Erde auslöschen.

Für Hobby- und Profi-Astronomen sind Kometen und Asteroiden eine faszinierende Sache. Doch wenn es heißt, ein Asteroid könne im April die Zivilisation auf der Erde auslöschen, wird jedem etwas mulmig zumute.

Die englische Seite „Express“ warnt vor einem drohenden Asteroiden-Einschlag im April

Eine Warnung der NASA existiert jedoch überhaupt nicht, der Asteroid ist auch schon lange bekannt.
Er wird in einer absolut sicheren Entfernung von 6.2 Millionen Kilometern die Erde passieren.

Mehrere Anfragen bekamen wir zu einem Artikel der englischen Boulevardseite „Express„, die anscheinend vielfach geteilt wird und Unsicherheit auslöst:
Augenscheinlich ist ein 4 Kilometer großer Asteroid auf dem Weg zur Erde.

Warnung vor dem Asteroiden, Quelle: Express.co.uk
Warnung vor dem Asteroiden, Quelle: Express.co.uk

Der Artikel schürt erst einmal ein wenig mehr die Angst, indem geschildert wird, was der Einschlag eines solch großen Himmelskörpers alles auslösen kann – Erdbeben und Tsunamis weit über das Einschlagsgebiet hinaus -, untermalt die Schilderungen mit entsprechenden Bildern und kommt dann schließlich, wenn alle schon am Zittern sind, zum Kern des Artikels.

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Ist Panik nötig? Nein!

Wie der „Express“ selbst schreibt, schätzt die NASA, dass das Himmelsobjekt mit dem Namen „1998 OR2“ einen Durchmesser zwischen 1,5 Kilometern und 4,1 Kilometern hat.
Merkt ihr was? „Express“ nahm nicht etwa einen Durchschnittswert, sondern nannte in der Überschrift gleich den größten angenommen Durchmesser, damit es dramatischer wirkt. Deswegen sollten wir uns auch nochmal die Überschrift auf Deutsch anschauen:

„Asteroiden-Warnung: NASA verfolgt einen 4KM-Asteroiden im Anflug – Könnte die Zivilisation beenden, wenn er einschlägt“

Könnte. KÖNNTE. KÖNNTE!
Stimmt. Wenn ein solcher Asteroid tatsächlich, am Besten in einem dicht besiedelten Gebiet, aufschlägt, dann könnte er ziemlich unangenehm für die menschliche Zivilisation werden, eine komplette Auslöschung wäre allerdings nur die allerschlimmste anzunehmende Folge.

Er könnte nämlich nur, wenn er wenigstens der Erde so richtig gefährlich nahe kommen würde. Tut er aber nicht!

Schon lange bekannter Asteroid

Nun tauchte der Himmelskörper nicht einfach so auf, sondern wird seit 1998 beobachtet. Damals wurde er auch als „potentiell gefährliches Objekt“ eingestuft, da er regelmäßig in der Nähe der Erdumlaufbahn vorbeizieht, so wie über 100 andere Objekte auch. Die NASA sagte allerdings auch dazu, dass der Asteroid zumindest in den nächsten Jahrzehnten der Erde nicht gefährlich nahe kommen wird.

Es gibt keine Warnung der NASA!

Nur der „Express“ warnt vor diesem Asteroiden, und das vollkommen ohne Grund, wie auch „Asteroid Watch“, ein offizieller Account der NASA, klarstellt:

Auf Deutsch:

„Am 29. April wird der Asteroid 1998 OR2 die Erde in einer sicheren Entfernung von 3.9 Millionen Meilen/6.2 Millionen Kilometer passieren.
Ein Artikel der „Express“ impliziert, dass es eine „Warnung“ über diesen Asteroiden gibt, ist falsch.“

Um es sich besser vorstellen zu können: Der Asteroid wird also in einer Entfernung an der Erde vorbeiziehen, die mehr als 16x der Entfernung Erde – Mond beträgt.

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Fazit

Mit der alarmistischen Überschrift und dramatischen Bildern betreibt „Express“ reines Clickbait; erst ganz am Ende wird darüber aufgeklärt, dass der Asteroid so weit von der Erde entfernt passieren wird, dass eine Warnung überhaupt gar nicht nötig wäre – im Prinzip debunken sie damit ihre eigene Überschrift.

Allerdings werden panische Nutzer gar nicht erst soweit lesen, bis sie zu dem kleinen Abschnitt kommen: Die Überschrift und die bedrohlichen Bilder im Artikel genügen, um Angst zu erzeugen.

Artikelbild: Shutterstock / Von Vadim Sadovski

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