Jahresrückblick 2020: Irreführende Ratschläge gegen den neuen Coronavirus

Autor: Kathrin Helmreich

Jahresrückblick 2020: Irreführende Ratschläge gegen den neuen Coronavirus
Jahresrückblick 2020: Irreführende Ratschläge gegen den neuen Coronavirus

Nicht lange nach der Bekanntgabe des neuen Corona-Virus kursierten im Jahr 2020 bereits mehrere Tipps in sozialen Medien gegen SARS-CoV-2.

Der Beginn der Kettenbriefe variierte dabei permanent, auch manche Formulierungen, eines blieb jedoch immer gleich: Angeblich sollten die Tipps von einem Arzt aus Wuhan stammen, der einen Artikel über den neuen Coronavirus schrieb.

So beginnen die Kettenbriefe:

„Ich sende Text ohne Bearbeitung und Bearbeitung. Aber alles ist klar. Und es kann nützlich sein. Informationen von einer Person, die ein Magistrat absolviert hat und in einem Krankenhaus in Shenzhen arbeitet. Er wechselte zur Untersuchung des Lungenentzündungsvirus in Wuhan“

oder

„Ein italienischer Arzt, der im Shenzhener Krankenhaus in China arbeitete, wurde von der chinesischen Regierung zum Mitglied des Wuhan Pneumonia Virus Study Team oder Corona-Virus ernannt.
Er schrieb einen sehr interessanten Artikel, dessen Zusammenfassung unten angegeben ist“

oder

„Onkel und Nichte meines Klassenkameraden haben einen Masterabschluss und arbeiten im Shenzhen Hospital. Er wird nach Wuhan gebracht, um das Lungenentzündungsvirus zu untersuchen. Er rief mich an und bat mich, meinen Freunden zu sagen“

Es gibt noch mehr Variationen, beispielsweise soll es sich auch um Informationen handeln, die die Regierung Kanadas an ihre Bürger herausgibt. Allen gemein ist nur, dass sie die Informationen authentisch aussehen lassen sollen.

Die Kettenbriefe haben wir in voller Länge in einem gesonderten Artikel. Im Folgenden möchten wir auf die einzelnen Tipps im Kettenbrief eingehen.

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Faktencheck: Die Tipps im Kettenbrief

Die laufende Nase

„Wenn Sie eine laufende Nase und einen Auswurf mit einer Erkältung haben, können Sie keine neue Art von Coronavirus-Lungenentzündung sein, da die Coronavirus-Lungenentzündung ein trockener Husten ohne laufende Nase ist.“

Mit laufender Nase hat man mit großer Wahrscheinlichkeit eine Erkältung. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man dann nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sein kann! Gerade bei Kindern kann eine laufende Nase ein Symptom sein, auch in einigen Studien wurde festgestellt, dass die Symptome einer Grippe, auch die laufende Nase, ein Anzeichen für eine COVID-19 Erkrankung sein kann, aber nicht muss.

Die Behauptung ist somit falsch: Eine laufende Nase bedeutet nicht, dass man nicht mit SARS-CoV-2 infiziert sein kann!

Heißes Wasser

„Dieses Mal ist das Wuhan-Virus nicht hitzebeständig und wird bei einer Temperatur von 26 bis 27 Grad abgetötet. Trinken Sie deshalb mehr heißes Wasser. Sie können Ihren Freunden und Ihrer Familie sagen, dass sie mehr heißes Wasser trinken sollen, um dies zu verhindern. Geh unter die Sonne.“

Bisher ist noch absolut unklar, ob wärmeres Wetter die Ausbreitung des neuen Coronavirus eindämmen könnte. Der Tipp mit dem heißen Wasser ist jedoch vollkommen hanebüchen!

Der menschliche Körper hat bereits eine durchschnittliche Körpertemperatur von rund 37 Grad, müsste also absterben, sobald er sich wenige Minuten im Körperinneren befindet. Das Trinken von heißem Wasser hilft da nichts, eher kühlt es das Mageninnere kurz ab, wen es kälter als 37 Grad ist.

Die Behauptung ist somit falsch: Die eigene Körpertemperatur beträgt bereits rund 37 Grad!

Die Größe und das Niesen

„Es ist ziemlich groß (der Zellendurchmesser beträgt etwa 400-500 nm), daher sollte jede gewöhnliche Maske (nicht nur die N95-Funktion) in der Lage sein, es zu filtern. Wenn jedoch jemand, der infiziert ist, vor Ihnen niest, geht es 3 Meter (ungefähr 10 Fuß), bevor es zu Boden fällt und nicht mehr fliegt.“

Über die Schutzmasken kursieren die meisten Fehlinformationen. Übliche Schutzmasken schützen auch nicht wirklich vor SARS-CoV-2 (wie fälschlicherweise gedacht wird), sondern verhindern höchstens im gewissen Maße, andere anzustecken, wenn man selbst bereits erkrankt ist.

Ganz abgesehen davon, dass der Zelldurchmesser 50-200 nm beträgt (nicht 400-500 nm, wie oben behauptet wird), sorgt die Behauptung für eine falsche Sicherheit und damit eventuell zur Nachsichtigkeit (schließlich sei man ja nun geschützt) und gefährdet sich und Mitmenschen sogar mehr.

Auch was das Niesen angeht, wird eine Falschinformation verbreitet, denn je nach Person, Stärke des Niesens und Luftfeuchtigkeit können Viren durch einen einzigen Nieser 1.5 Meter bis 60 Meter (!) weit fliegen.

Die Behauptungen sind falsch: Gewöhnliche Masken schützen nicht, der Virus ist kleiner als behauptet, durch Niesen können sich Viren sehr viel weiter verbreiten als behauptet!

Metall und Gewebe

„Wenn das Virus auf die Oberfläche des Metalls fällt, überlebt es mindestens 12 Stunden. (…) Das Virus kann 6-12 Stunden lang auf dem Gewebe aktiv bleiben. Herkömmliches Waschmittel sollte das Virus abtöten. Für Winterkleidung, die nicht täglich gewaschen werden muss, können Sie sie in die Sonne legen, um das Virus abzutöten.“

Es gibt noch keine definitiven Untersuchungen, wie lange SARS-CoV-2 auf Oberflächen überlebt. Zum ersten Vergleich kann man jedoch HCoV (Human Coronavirus) und SARS herziehen, da sich der neue Coronavirus ähnlich verhalten dürfte.

Gemäß neuesten Untersuchungen erlauben glatte und nicht zu poröse Oberflächen ein längeres Überleben des Virus. So überlebt HCoV auf Aluminium 2-8 Stunden bei Raumtemperatur, auf Metall und Stahl überleben SARS und HCoV sogar bis zu 5 Tage bei Raumtemperatur.

Laut Rachel Graham, Epidemiologin an der Universität von North Carolina, können sich Viren jedoch auf porösen Oberflächen – Geldscheine, Haare, Stoffe – nicht sehr lange überleben, sie „verfangen“ sich in den winzigen Zwischenräumen und können nur schlecht übertragen werden.

Generell sollte man sich an die Faustregel halten, sich regelmäßig und gründlich die Hände zu waschen, wenn man Dinge berührt hat, die vorher von vielen, anderen Menschen berührt wurden.

Die Behauptung ist irreführend: Je nach Temepratur und Oberfläche können sich Viren sogar viel länger auf Oberflächen halten, auf anderen Oberflächen nur schlecht. Spezifische Untersuchungen zu SARS-CoV-2 gibt es noch nicht.

Die Liste der Symptome

„1. Zuerst infiziert es den Hals, dann hat der Hals ein Gefühl von trockenen Halsschmerzen, das 3-4 Tage anhält

2. Dann verschmilzt das Virus mit der Nasenflüssigkeit, tropft in die Luftröhre und gelangt in die Lunge, was zu einer Lungenentzündung führt. Dieser Vorgang dauert 5 bis 6 Tage.

3. Bei einer Lungenentzündung treten hohes Fieber und Atemnot auf. Eine verstopfte Nase ist nicht wie eine normale verstopfte Nase. Sie werden das Gefühl haben, im Wasser zu ertrinken. Es ist wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie dieses Gefühl haben.“

Die obige Liste beschreibt nur ein mögliches Szenario einer COVID-19 Erkrankung!
Die spezifischen Symptome bei einzelnen Personen, die Dauer und die Prävalenz sind von Person zu Person sehr unterschiedlich. Viele Infizierte zeigen keines der Symptome, andere Infizierte zeigen nur sehr leichte Symptome, wieder andere sehr schwere, akute Symptome.

Gemäß dem Natural Healthcare System (NHS) sind die häufigsten Symptome Husten, hohes Fieber und Kurzatmigkeit. Die Symptome deuten nicht zwangsläufig auf COVID-19 hin, sie tauchen auch bei einer normalen Erkältung und Grippe auf, können jedoch ein Alarmsignal sein.

Die Behauptung ist irreführend: Sie beschreiben nur ein mögliches Szenario, doch kann man auch an COVID-19 erkrankt sein, ohne dass man jene Symptome hat!

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Fazit

Einzig die Schlusstipps des Kettenbriefes sind richtig: Häufig die Hände waschen. Ansonsten besteht der Kettenbrief nur aus falschen und irreführenden Informationen.

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