Nein, Corona-Impfungen erleichtern nicht COVID-19 Erkrankungen!

Autor: Ralf Nowotny

Falsch
Falsch

In einem Blogbeitrag wird behauptet, dass die Corona-Impfungen eine Erkrankung mit COVID-19 sogar begünstigen würden.

Nur auf den ersten Blick sieht der Blogbeitrag der Seite „Apolut“ (archiviert HIER), ehemals „KenFM“, seriös aus, doch nach den ersten Sätzen merkt man bereits, in welchen Gefilden man sich befindet: Schlagwörter wie „Covid-Gen-Impfungen“, „Genspritzen“ und „genmanipulative Eingriffe“ zeigen gleich zu Beginn auf, dass jener Artikel auf Verschwörungsmythen, Halbwissen und unbelegten Aussagen beruht.
Aber werfen wir mal einen Blick auf die vorgeblichen Nachweise, dass Corona-Impfungen eine Erkrankung mit COVID-19 sogar begünstigen sollen.

Der Artikel über "gefährliche Impfungen" auf Facebook
Der Artikel über „gefährliche Impfungen“ auf Facebook

Nach einer längeren Einleitung, in der unter anderem ohne jegliche Begründung behauptet wird, dass Impfungen gar nicht gegen COVID-19 schützen und die „schweren Nebenwirkungen“ der Impfungen immer mehr Tote fordere, gelangt man endlich zu handfesteren Behauptungen, die wir hier genauer betrachten:

Die Behauptung von Prof. Dr. Peter Schirmacher

Laut dem Artikel sagt der Chefpathologe der Universitätsklinik Heidelberg, Prof. Dr. Peter Schirmacher, dass bis zu 40 Prozent der im Zusammenhang mit Impfungen untersuchten Toten an der Impfung verstorben seien. Die Quelle der Aussage wurde auch verlinkt (siehe HIER).

In dem gleichen Artikel, der verlinkt wurde, steht allerdings auch, dass Schirmacher deutlichen Widerspruch von anderen Wissenschaftlern für die Aussage erhielt. So könne von einer Vernachlässigung möglicher Gefahren von COVID-19-Impfstoffen gar nicht die Rede sein, betont der Immunologe Christian Bogdan von der Uniklinik Erlangen.

Auch die Ständige Impfkommission (StIKo) weist darauf hin, dass eventuelle Gefahren des Impfens keineswegs unterschätzt werden. Insbesondere bei schwerwiegenden Komplikationen nach einer Impfung, wozu logischerweise auch der Tod eines Patienten gehört, bestehe nach dem Infektionsschutzgesetz eine Meldepflicht, sodass eine „Dunkelziffer“, die Schirmacher andeutet, sehr unwahrscheinlich ist.

Die Daten der EMA-Datenbank

An mehreren Stellen des Artikels wird auf die EMA-Datenbank verwiesen, in der sehr viele, vermeintliche Nebenwirkungen und Todesfälle aufgelistet sind.

Was jedoch gänzlich unterschlagen wird, ist der deutliche Hinweis der EMA: Es handelt sich um gemeldete Verdachtsfälle, nicht um medizinisch bestätigte Nebenwirkungen und Todesfälle!

„Die Informationen auf dieser Website sind nicht als Bestätigung zu verstehen, dass zwischen dem jeweiligen Arzneimittel und der/den beobachteten Reaktion/en ein Zusammenhang besteht

Die Informationen auf dieser Website betreffen vermutete Zusammenhänge und spiegeln die Beobachtungen und Ansichten des Melders wider.

Aus der Anzahl der in EudraVigilance erfassten vermuteten Nebenwirkungen sollten keine Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Nebenwirkung auftritt, gezogen werden.“

Wir schrieben zu den Missinterpretationen der EMA-Daten bereits mehrere Artikel unter anderem HIER.

Die 10- und 100-mal höhere Dunkelziffer an Getöteten

Im Artikel selbst wird nur lapidar geschrieben, dass „Daten aus den USA“ darauf hinweisen, dass bis zu 100-mal mehr Patienten nach einer Impfung starben als offiziell angegeben.

Erst in der Verlinkung unten im Artikel ist sichtbar, woher die Behauptung stammt: Es handelt sich um die unbelegte Aussagen eines anonymen „Whistelblowers“ und von US-Professor Peter A. McCullough. Die Aussagen des Professors wurden von den französischen Kollegen der AFP bereits widerlegt (siehe HIER): Seene verwendeten Daten belegen keinen kausalen Zusammenhang zwischen den gemeldeten Todesfällen und Impfstoffen.

Eine weitere Quelle für die angebliche Dunkelziffer ist der sogenannte „Corona-Ausschuss“, einer Stiftung um den Rechtsanwalt Reiner Fuellmich, der bereits im September 2020 (wir berichteten) durch eine absurde Sammelklage gegen den Virologen Christian Drosten, die nie zustande kam, Schlagzeilen machte. Beweise werden in dem Video des Ausschusses keine vorgelegt.

Mehr Geimpfte als Ungeimpfte in Israels Krankenhäusern

Im Artikel wird auf einen Beitrag des Nachrichtensenders n-tv verwiesen (siehe HIER), in dem berichtet wird, dass in Israels Krankenhäusern 140 Patienten gar nicht, 10 einfach und 240 doppelt geimpft sind. In jenem Artikel wird die Schlussfolgerung gezogen, dies sei ein Beweis, dass die Impfung die Menschen mit größerer Wahrscheinlichkeit an COVID-19 erkranken lässt.

Doch auch hier unterschlägt jener Artikel die Hälfte, denn die hohe Anzahl von Geimpften in Israels Krankenhäusern ist Gegenstand einer großen Diskussion. Nach bisherigen Erkenntnissen liegt dies nämlich nicht an der Impfung, sondern an der stark grassierenden Delta-Variante des Virus, gegen die die Impfungen nur eine verminderte Schutzwirkung haben.

Zudem haben die Daten aus Israel noch diverse Schwächen. Da Israel bereits sehr früh und sehr schnell einen Großteil der Bevölkerung impfte, wird davon ausgegangen, dass die Wirksamkeit des Impfstoffes möglicherweise wegen des großen zeitlichen Abstands der Infektion zur letzten Impfung abnehme (siehe dazu auch DIESEN Artikel der AFP).

Das Spike-Protein alleine löse bereits COVID-19 aus

Für diese Behauptung verweist der Artikel auf einen Bericht der Frankfurter Rundschau (siehe HIER), in dem berichtet wird, dass Untersuchungen mit Pseudoviren zeigten, dass das Spike-Protein alleine bereits COVID-19 auslösen kann.

In dem Artikel der Frankfurter Rundschau wird allerdings keine Verbindung zu der Impfung erstellt, die ja bewirkt, dass Spike-Proteine im Körper hergestellt werden, und das aus einfachem Grund: Der Andockprozess der Spike-Proteine findet bei einer Impfung überhaupt nicht statt!

Die Forscherin Annette Beck-Sickinger, Leiterin der Forschungsgruppe Biochemie und Bioorganische Chemie am zugehörigen Institut der Universität Leipzig, erklärte im Mai 2021 gegenüber AFP:

„Die entstandenen Spike-Proteine werden in der Muskelzelle zum Teil an der Oberfläche dem Immunsystem gezeigt oder in noch kleinere Teile geschnitten und über einen Präsentator den T-Zellen vorgeführt. Wir haben nach der Impfung somit kein freies Spike-Protein, das durch den Körper wandert und unsere Gefäße zerstört. Die Muskelzellen sind fest im Muskel verankert.“

Die infektionsverstärkenden Antikörper (ADE)

Im Artikel wird behauptet, dass Geimpfte wahrscheinlich auch deshalb erkranken, da sich bei ihnen sogenannte infektionsverstärkende Antikörper (ADE) bilden würden. Jene Antikörper würden das Eindringen eines Krankheitserregers vereinfachen.

Dabei handelt es sich jedoch um eine reine Vermutung in jenem Artikel. Auf der verlinkten Seite des Paul-Ehrlich-Institutes steht:

„Bislang gibt es weder im Tiermodell einer SARS-CoV-2-Infektion, noch bei COVID-19-Genesenen oder SARS-CoV-2-Infizierten Hinweise auf das Vorkommen einer ADE-verursachten Infektionsverstärkung.“

Der Verdacht kam vor längerer Zeit zwar einmal auf, da SARS- und MERS-CoV im Tiermodell Hinweise ergaben, dass nach einer Impfung gegen COVID-19 oder nach einer überstandenen Erkrankung ADE entstehen könnten, doch dieser Verdacht hat sich nicht bewahrheitet.

Fazit

Die vorgeblichen Beweise in dem Artikel, wonach eine Impfung gegen COVID-19 die Erkrankung erleichtern würde, sind allesamt ungenügend. Sie beruhen auf reine Vermutungen, falschen Schlussfolgerungen und nicht haltbaren Aussagen. Zudem wird immer wieder in dem Artikel durch diverse Schlagwörter angedeutet, dass die Impfungen unsere Gene verändern würden, was ebenfalls nicht wahr ist (siehe beispielsweise unseren Artikel HIER).


Quelle: afp
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