Der russische Hubschrauber mit der Aufschrift „Nach Berlin“
Fotos eines abgeschossenen Hubschraubers in der Ukraine kursieren, der augenscheinlich die Aufschrift „Nach Berlin“ hatte. Doch eines der Fotos ist nicht aktuell!
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Fotos eines augenscheinlich in der Ukraine abgeschossenen russischen Hubschraubers sorgen für Diskussionen, denn eines der Fotos zeigt exakt diesen Hubschrauber mit der Aufschrift „на Берлин“, auf Deutsch: „Nach Berlin“. Das Foto ist nicht manipuliert, doch wie kommt diese Aufschrift auf den Hubschrauber? Und wie aktuell ist das Foto wirklich? Diesen Fragen gehen wir hier nach.
Die Fotos des abgestürzten Hubschraubers
Diese Fotos sind sehr weit verbreitet und sind mit großer Wahrscheinlichkeit echt. Hier ein Beispiel:
Das ukrainische Militär veröffentlichte vier Fotos auch auf Facebook:
Die Fotos wurden anscheinend von ukrainischen Soldaten erstellt, die den Hubschrauber entdeckten, und online gestellt. Der Abschuss geschah bereits am 5. März. Besonders das Heck des Hubschraubers müssen wir uns merken, da darauf eine Bezeichnung erkennbar ist: RF-91165. Diese Bezeichnung taucht gleich wieder auf!
Neben der Bezeichnung RF-91165 stehen die Worte „ВKС РОССИИ„, was die Abkürzung für die russischen Luft- und Raumfahrtkräfte ist.
Wichtig: Bis zum 1. August 2015 war die Bezeichnung „ВBС РОССИИ„, Abkürzung für die russischen Luftstreitkräfte. Wir kommen gleich dazu, warum das wichtig ist!
Das Foto mit der Aufschrift
Dieses Foto wird nun häufig gemeinsam mit den Fotos des abgestürzten Hubschraubers geteilt:
Auf dem Foto ist auch das Kennzeichen erkennbar: RF-91165, also das Kennzeichen des abgestürzten Hubschraubers. Es gibt aber noch zwei weitere interessante Dinge auf dem Foto: Eine Quellenangabe und zwei Wörter.
Wie im obigen Screenshot erkennbar ist, steht dort „ВBС РОССИИ„, also die Bezeichnung, die es nur bis zum 1. August 2015 gab!
Das wirft schonmal die Frage auf, wie aktuell das Foto mit der Aufschrift „Nach Berlin“ überhaupt ist, also schauen wir nun nach der im Foto unten angegebenen Quelle:
Erkennbar ist nicht nur das Kennzeichen des Hubschraubers, sondern auch die Foto-ID 213151 und die URL RussianPlanes.NET. Damit können wir was anfangen und tatsächlich findet sich das Foto bei einer Übersicht auf der Seite:
Laut den Angaben auf der Seite liegt das Copyright für das Foto bei einem Andrej Proskurin, der das Foto augenscheinlich 2017 auf dem Militärübungsgelände Pogonovo erstellte. Möglicherweise fotografierte er es aber bereits 2015, wofür nicht nur die alte Bezeichnung „ВBС РОССИИ“ spricht, sondern auch die Aufschrift „Nach Berlin“.
Warum trägt der Hubschrauber die Aufschrift „Nach Berlin“?
Im Jahr 2015 nämlich wurde darüber berichtet, dass bei Übungen die russische Ostseeflotte ihre Bomben anscheinend „aus Spaß“ mit markigen Sprüchen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs beschrifteten, beispielsweise „Für Stalin“ und „Nach Berlin“ (siehe HIER). Laut Sergej Sumlenny, Osteuropa-Experte, der 10 Jahre in der Ukraine, Russland und Weißrussland arbeitete, wurden diese Aufschriften nicht auf Putins Befehl hin angebracht, sondern einfach nur, weil das russische Militär und viele andere Bürger es „cool“ fanden (siehe HIER).
Already back on n 2015, Russian Baltic fleet painted its bombs with “On Berlin” and “For Stalin” slogans amid military drills. And this was not Putin’s order too, it was was Russian military and many other citizens found cool. pic.twitter.com/q9htb1YIC7
— Sergej Sumlenny (@sumlenny) March 18, 2022
Zusammenfassung
- Das Foto des abgestürzten Hubschraubers ist höchstwahrscheinlich aktuell
- Das Foto des fliegenden Hubschraubers stammt mindestens aus dem Jahr 2017, wahrscheinlicher aus dem Jahr 2015
- Die Beschriftung „Nach Berlin“ ist eher geschmacklos, wurde aber zumindest 2015 an Militärgerät praktiziert und als „cool“ angesehen
- Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Hubschrauber auch 6 bis 8 Jahre später immer noch diese Aufschrift hatte
Mit Sicherheit kann jedoch gesagt werden, dass die Aufschrift „Nach Berlin“ bereits mindestens 2017, wenn nicht 2015, sich an dem Hubschrauber befand, dieser somit keinerlei Bezug auf die Ukraine-Krise oder einem (erhofften) Angriff auf Deutschland hat.
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