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Hitze: Wenn Hitzetipps sich als potenziell tödliche Mythen entpuppen!

Wir brauchen uns nichts vormachen: Der vergangene Juni hat in puncto Hitze so einige Rekorde aufgestellt. Und der Sommer hat gerade erst begonnen. Daher bekommen wir derzeit überall Hitzetipps vorgesetzt. Doch: Viele davon entpuppen sich als Unsinn oder sind sogar tödliche Fallen! Viele vermeintliche Hitzetipps wurden seit Jahren innerhalb Familien überliefert, von Medien gebetsmühlenartig wiederholt oder unreflektiert weitergeleitet. Doch sind diese überhaupt wirksam? Räumen wir mit einigen Mythen auf.

Autor: Andre Wolf

Bei Hitze in der Wohnung kalte Tücher über die Heizungen oder den Wäscheständer legen, weil diese im Anschluss kühlend wirken? Fest die Fenster versiegeln, damit die Hitze „draußen bleibt“? Am Abend gar die Hitze mit dem Ventilator aus der Wohnung herausblasen? Kissen, Decken und Polster entfernen, weil diese die Wärme speichern und nachts wieder abgeben? Es sind Tipps wie diese (und noch weitere!), welche wir regelmäßig zu lesen bekommen. Doch was taugen die überhaupt?

Wir können, ja müssen sogar davon ausgehen, dass die Hitze im Sommer in den kommenden Jahren noch zunehmen wird. Die Erdatmosphäre erwärmt sich kontinuierlich. Ebenso haben sich die Temperaturschwankungen verstärkt, die sog. Amplituden sind wesentlich größer geworden (vergleiche). Das bedeutet, die Extremtemperaturen weichen immer weiter voneinander ab.

Daher ist es natürlich immer wieder ein Thema, wie im Sommer bei großer Hitze die eigene Wohnung optimal gestaltet werden kann, ohne gesundheitliche Beschwerden zu bekommen. Der Satz klingt jetzt ein wenig komisch, denn ich habe bewusst auf den Begriff „Temperatur“ verzichtet. Denn der tödliche Player in dem Spiel ist die Luftfeuchtigkeit. Und diese gilt es zu vermeiden!

Hitze: Achte auf die Luftfeuchtigkeit!

Warst du schon einmal in einer Sauna? Für alle, die noch nie in einer Sauna waren, mal kurz ein Fallbeispiel: Du sitzt in der Sauna und brutzelst bei etwas über 80 Grad vor dich hin. Im Grunde erstmal alles kein Problem, gerade bei 80 Grad und niedriger Luftfeuchtigkeit kannst du dir das schon so einige Minuten gut gehen lassen (Vorsicht in einer Sauna natürlich generell bei bestehenden gesundheitlichen Problemen).

Du kommst dann auf die tolle Idee, einfach mal einen Aufguss zu machen. Hier kommt ein häufig verbreiteter Irrglaube ins Spiel: Der Aufguss selbst macht die Sauna nicht heißer! Der Aufguss kühlt sogar (ganz gering) ab. Das hat mit der spezifischen Wärmekapazität und der in dem Moment vorherrschenden unterschiedlichen Temperatur zwischen Wasser (Aufguss) und der Luft in der Sauna zu tun. Dennoch fühlt sich die Temperatur nach dem Aufguss für dich heißer an. Das liegt daran, dass die Luftfeuchtigkeit durch den Aufguss erhöht wurde.

Mit diesem Wissen schauen wir uns nun die sogenannten „Hitzetipps“ einmal an, die wir jahrein, jahraus immer wieder vorgesetzt bekommen. Diese vermeintlichen Hitzetipps können für ältere Menschen oder für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar gefährlich werden. Einige dieser Tipps sprechen nämlich gerne von feuchten Tüchern oder Schalen mit Eiswasser.

Denke erneut an den Sauna-Effekt! Tipps wie „nasse Handtücher“ oder „Schalen mit Eiswasser“ sind daher katastrophal. Sie können zwar punktuell abkühlen, sorgen aber für Tropenluft (ungut!) und verhindern das wichtige Schwitzen. Wer also mehrere Stunden in der eigenen Wohnung bei hoher Temperatur verbringt, sollte zwingend die Luftfeuchtigkeit niedrig halten! Das ist das A und O! Also keine feuchten Tücher, Wäsche zum trocknen oder Schalen mit Eiswasser.

Erst vor wenigen Tagen haben wir noch gezeigt, wie unsinnig der Tipp mit der selbstgebauten Klimaanlage aus Handtuch, Wasser, Ventilator und einem Stuhl ist (siehe hier). Mehr als eine Erhöhung der Luftfeuchtigkeit kommt da auf Dauer nicht bei herum. Und genau das soll ja vermieden werden.

Stehende Luft vermeiden!

Zirkulierende Luft ist gut! Daher sind die Ratschläge mit ständig geschlossenen Fenstern nicht unbedingt prall, wenn man sich IN den Räumen dauerhaft aufhält. Hingegen einen Raum zu verdunkeln ist grundsätzlich gut, aber es muss halt Luft durchkommen. Wer sich schon einmal in Italien aufgehalten hat, dürfte die ideale Lösung kennen: Klappbare Verdunkelungen! Die Fenster können zwar geöffnet werden, aber die Sonne strahlt nicht in die Wohnung.

Bei Hitze ideal! Bild von Mark Sykes auf Pixabay
Bei Hitze ideal! Bild von Mark Sykes auf Pixabay

Vielleicht sollten Hausbesitzer in den nördlichen Breiten in den nächsten Jahren sich überlegen, solche (übrigens wirklich einfachen) Installationen an ihren Häusern anzubringen. Das Problem vieler Fenster liegt leider darin, dass „verschließen“ und „Verdunkeln“ bei zusammen einhergeht. Zumindest innerhalb der Wohnung sollten die Türen auf jeden Fall offen bleiben.

Daher auch die Empfehlung zu Ventilatoren bei Hitze! Ventilatoren sorgen für bewegte Luft und bewegte Luft führt die Hitze von der Haut ab. Denn wenn das Schwitzen zu keiner Abkühlung mehr führt, weil die Luft im Raum steht, dann wird die Raumatmosphäre ungemütlich.

Polster, Decken und Kissen bei Hitze aus der Wohnung entfernen?

An dieser Stelle eine Frage: Wo kommt die Idee her, dass Kissen, Decken und Polster ein Wärmespeicher wären und aus den Wohnräumen bei Hitze entfernt werden sollen? Wie bereits erklärt, ist die Luftfeuchtigkeit eines Raumes entscheidend. Überdies hinaus müssten Kissen und Decken eine latente Wärmespeicherkapazität besitzen (jaja, wer kennt sie nicht, die guten alten Sofakissenwärmespeicher). Wir merken uns daher: Tipps wie „Kissen aus der Wohnung entfernen“, da diese ein „Hitzespeicher“ sein könnten, sind eher Unsinn, denn das sind sie nicht. Außer es sind spezifische Körnerkissen …

Woher dieser Irrglaube kommt, lässt sich leider nur raten. Wahrscheinlich rührt dieser fehlerhafte Tipp aus der Annahme, dass wir uns im Winter ja zudecken und dann hält eine Decke warm. Doch der Irrtum liegt darin, dass eine Decke wärmen würde. Das tut sie jedoch nicht, sie isoliert lediglich. Die Wärme kommt von unseren Körpern. Eine Decke oder ein Polster sind grundsätzlich keine Wärmespeicher.

Um es zu verdeutlichen: Wer sich in einer dauerhaft ungelüfteten Wohnung bei Hitze und stehender Luft mit nassen Handtüchern oder Schalen mit Eiswassern umgibt, erschafft sich den eigenen tropischen Saunaaufguss. Ungesund! Zudem noch peinlich, wenn man vorher alle Kissen, Decken und Polster aus dem Fenster geworfen hat.

Was also tun bei Hitze?

Kommen wir zur Conclusio: Die Temperatur ist zwar wichtig, aber die Luftfeuchtigkeit ist das wesentliche Element, was es zu beachten gilt! Daher wäre es absolut sinnvoll, Hygrometer ebenso anzubringen (nicht nur Thermometer). Eine zu hohe Raumluftfeuchtigkeit ist nicht nur problematisch für die Bausubstanz, sondern am Ende auch für die Gesundheit. Gerade bei gesundheitlich vorbelasteten oder älteren Menschen ist eine hohe Raumluftfeuchtigkeit sehr problematisch. Also alles (nicht notwendige) vermeiden, was die Luftfeuchtigkeit in geschlossenen Räumen ansteigen lässt.

Idealerweise liegt die relative Luftfeuchtigjeit in Wohn- und Arbeitszimmer bei 40 bis 60 Prozent.

Die Luft sollte in Bewegung sein. Aus Energiegründen ist ein Ventilator am Ende auch einer Klimaanlage vorzuziehen, auch wenn diese die Luftfeuchtigkeit regulieren kann. Dennoch sind Klimaanlagen natürlich hilfreich. Ebenso: Lüften ja, aber auch verdunkeln!

Unnötige Hitzequellen innerhalb von Räumen vermeiden. Dazu gehören dann am Ende auch Elektrogeräte. Wenn nicht gebraucht, dann ausschalten. Ist nicht nur bei Hitze, sondern aktuell auch für das Geldbörserl die bessere Alternative.

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