Hatespeech war gestern: heute sollen Hashtags untersagt werden

Autor: Andre Wolf

Denn wer kein offizieller Sponsor der Olympischen Spiele ist, soll nach Plänen des IOC auf Facebook oder Twitter z.B. einen #Rio2016 nicht verwenden dürfen. Auch andere geschützte Inhalte sollen untersagt werden. Privatpersonen fallen nicht unter dieses Verbot.

Zwischen 5. und 21. August finden die Olympischen Spiele von Rio statt. Klar, da wird es in den sozialen Netzwerken natürlich wieder reihenweise Hashtags hageln, bestimmt auch #Rio2016 . Doch das IOC hat sich zu Wort gemeldet und nun gesagt, dass der Begriff “Rio 2016” ein geschützter Ausdruck ist und für kommerzielle Zwecke von nicht-Sponsoren die Nutzung untersagt ist. Dieser und andere rechtlich geschützte Begriffe seien lediglich offiziellen Sponsoren vorbehalten, Unternehmen, die nicht Olympia-Partner sind, dürfen sich damit nicht schmücken.

Auch der Deutscher Olympischer Sportbund e.V. sagte auf Twitter deutlich:

Kann man nun einen Hashtag verbieten? Hier heißt es zunächst verstehen, was das IOC meint. Der Deutsche Olympischer Sportbund e.V. verweist dabei in dem Tweet auf eine Broschüre [1], aus der wir die entsprechenden Passagen zu Vereinfachung herausziehen:

Nicht-olympische Sponsoren dürfen keinesfalls …

● … mit werblichen Aktivitäten eine Verbindung zwischen dem Unternehmen/einer Marke und dessen/deren Leistungen bzw. Eigenschaften und den Olympischen Spielen, dem IOC, dem Organisationskomitee von Rio 2016 (OCOG RIO2016), dem DOSB oder der Deutschen Olympiamannschaft schaffen.
● … Fotos/Videos von aktuellen/vergangenen Olympischen Spielen für werbliche Aktivitäten und Social-Media-Aktivitäten verwenden.
● … Ausdrücke, die in Verbindung mit den Olympischen Spielen gebracht werden (Olympische Spiele, Deutsche Olympiamannschaft, Rio 2016 etc. – siehe Übersicht nächste Seite), in Werbematerialien oder in Social-Media-Inhalten einbringen, auch nicht als Hashtags.
● … Social-Media-Inhalte mit olympischen Bezug von IOC/ OCOG RIO2016/DOSB/Deutsche Olympiamannschaft „retweeten“ oder „teilen

Diese Angaben decken sich mit den Angaben auf der Webseite des IOC [2]:

2 – Which are the protected official expressions and designations?

In addition to the actual brands, there are also several expressions which are registered as a property of IOC and IPC, which are safeguarded by Rio 2016 Committee. Some examples of these expressions are: “Olympic”, “Olympiad”, “Olympic Games”, “Paralympic”, “Paralympiad”, “Paralympic Games”, “Olympic Games”, “Rio 2016” and “Olympic and Paralympic Games”. Their variations and translations, which also make up the Olympic and Paralympic intellectual property, are equally protected. The use of such expressions is often sufficient to create an improper association with the Games, either directly or indirectly.


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Es geht also um Marketing

Nochmals deutlich: betroffen sind nur kommerzielle Sparten, die keine offiziellen Sponsoren sind. Wer beispielsweise auf Twitter den Begriff Rio2016 als Hashtag nutzt, um Aufmerksamkeit zu erlangen (für ein Produkt/Gewinnspiel/die eigene Firma), fällt unter dieses Verbot, da man mit eine fremde Marke nutzt.

Lisa Baird, “chief marketing officer” des USOC sagte nannte gegenüber dem Sportsender ESPN als Beispiel einen fiktiven Sportgetränkehersteller. Wenn dieser kein offizieller Partner sei, dürfe er auch nicht geschützte Begriffe des IOC nutzen:

„But a company that sells a sports drink certainly can’t post something from the Games on their social media page or website. They’re doing nothing but using the Olympics to sell their drink.

Nach Aussagen des DOSB handelt es sich dann um “Ambush-Marketing“, zu Deutsch “Schmarotzermarketing”

Neulanddebatte?

Und nun stehen wir da: kann und darf man im Netz Begriffe verbieten? Wo wird im Ernstfall die Latte angesetzt (um es sportlich auszudrücken)? Die WAZ schreibt an dieser Stelle [3]:

Ein Insider sagte unserer Redaktion, der DOSB habe kein Interesse, massenhaft gegen Unternehmen und spontane Reaktionen vorzugehen.
(Hashtag-Verbot zu Olympia bringt Sportbund Riesenärger)

Der Versuch, auf Hastags einzuwirken, erzeugt im Netz viel Protest und hat den Hashtag #hashtagzensur ins Leben gerufen, unter dem durchaus zu diesem Phänomen diskutiert werden kann. Und wie wir aus der Erfahrung wissen: das Netz findet am Ende seine eigenen Hashtags, Fans finden ihre eigenen Lieder. Es sind nicht immer die offiziellen Leitlinien, welche letztendlich trenden, sondern eher die spontanen und emotionalen Begriffe. Man erinnere sich an die Fußball WM in Deutschland im Jahre 2006: offizieller Song war „Love Generation“ [4], gesungen haben die Fans jedoch zu „Seven Nation Army“ [5].

Zusätzlich verweisen wir auf den kritischen Blogeintrag von Malte Spitz:

Der Wahnsinn zu Olympia: Hashtag Zensur rio2016

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