Der friedliche Disput um die Hans-Insel (Faktencheck)

Autor: Kathrin Helmreich

Der friedliche Disput um die Hans-Insel (Faktencheck)
Der friedliche Disput um die Hans-Insel (Faktencheck)

Seit den 1970er Jahren soll sich Kanada und Dänemark um die Hans-Insel streiten und zwar mit dem Entfernen der Flagge der anderen und dem Dalassen einer Flasche Alkohol.

An und für sich klingt der „Krieg“ um die Insel namens Hans recht witzig, so wie es auf dem folgenden Sharepic dargestellt wird:

Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org

Seit 1970 streiten Kanada und Dänemark um die Hans-Insel. Ihr „Krieg“ sieht wie folgt aus: Abwechselnd schicken beide Länder ihr Militär auf die Insel, um immer wieder die eigene Flagge zu hissen und die fremde zu entfernen. Die Dänen hinterlassen dabei jedesmal eine Flasche dänischen Schnaps für die Kanadier und die Kanadier einen kanadischen Whisky für die Dänen.

Der Faktencheck

Die kleine Insel namens Hans befindet sich im arktischen Ozean. (wir berichteten)

Mit einer Größe von 1,25 km² hält Hans weder Vegetation noch irgendwelche Bewohner bereit. Benannt wurde sie nach dem grönländischen Expeditionsteilnehmer Hans Hendrik. Warum aber „streiten“ sich Kanada und Dänemark seit Jahrzehnten darüber, wem die Insel nun gehört?

Die Hans-Insel liegt direkt auf der 1973 im UNO-Vertrag festgelegten Grenzlinie zwischen Dänemark und Kanada. Dieser schreibt den genauen Grenzverlauf zwischen dem kanadischen „Ellesmere Island“ und Grönland (autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark) fest – leider blieb die Insel Hans dabei unberücksichtigt. Bis heute konnte keine Einigung erzielt werden, zu wem das Eiland gehören darf.

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Und was ist nun mit der „Tradition“ die Flaggen abzunehmen und eine Flasche Alkohol dazulassen?
Nun ja, vielleicht ist die Story auf dem Sharepic etwas sehr romantisch dargestellt. Denn so häufig, wie es der Text vielleicht vermuten lässt, ist der Flaschenaustausch gar nicht geschehen. So heißt es aus verschiedenen Quellen, dass 1984 das dänische Militär dessen Flagge und eine Flasche Aquavit hinterlassen haben, worauf die Kanadier es ihnen gleichtaten, die dänische Flagge entfernten und eine Flasche Whisky daneben legten.

Auch in dem Buch „Who Owns the Artic?“ gibt es einen Hinweis dazu:

„when Danish military go there, they leave a bottle of schnapps. And when [Canadian] military forces come there, they leave a bottle of Canadian Club and a sign saying, ‚Welcome to Canada.’“

2005 versuchte der kanadische Außenminister Pierre Pettigrew und sein dänischer Amtskollege Per Stig Moller „das Problem hinter sich zu lassen“:

The crew of the Danish warship Vedderen perform a flag raising ceremony on uninhabitated Hans Island in August 2002. Canadian Forces performed a similar ceremony in 2005. The island is midway between Ellesmere Island and Greenland, and both Canada and Denmark claim sovereignty over it.
[Quelle: CBC]

Zu einem regelmäßigen Austausch gibt es aber sonst keine Zeugnisse.

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Und wie sieht es heute aus?
2018 beriefen die Länder eine gemeinsame „Task Force“ ein, um eine offiziellere Vereinbarung als den „Flaschenaustausch“ auszuhandeln. Diese soll sich aus Juristen und Experten aus verschiedenen Bundesministerien zusammensetzen und wird alle Optionen für die Insel Hans prüfen, einschließlich eines Vorschlags von Wissenschaftlern Mitte der 2000er Jahre, der vorsieht, dass sich Dänemark und Kanada die Eigentümerschaft teilen.

Alan Kessel, Rechtsexperte bei Global Affairs Canada, rechnet aber damit, dass eine vollständige Einigung noch bis zu 10 Jahren andauern könnte.

Fazit:

Bei dem „Flaschenaustausch“ handelt es sich nicht wirklich um eine regelmäßige Sache. Dennoch fand er tatsächlich statt! Es gibt Quellen, die einen Flaschenaustausch in den 1980er und 2000er Jahren belegen.

Ganz so witzig ist der Flaschenaustausch im Endeffekt aber nicht, auch wenn Dänemark und Kanada versuchen eine friedliche Lösung für Hans zu finden und sich zumindest nicht die Knüppel um die Ohren hauen. Doch wenn es bei ein paar Flaschen Alkohol bleibt und die Flagge der anderen als Trophäe, ist das doch schon recht nett gelöst. 😉

Weitere Quellen: Business Insider, Travel Book, Spiegel
Artikelbild: Wikipedia / Toubletap
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