Grippetote: Erneut falscher Vergleich mit Coronatoten

Autor: Charlotte Bastam

Auf Facebook und Co. wird zurzeit wieder der Versuch gestartet, die Überzogenheit des Corona-Virus mit der Anzahl von Grippetoten zu entlarven. Doch diese Argumentation funktioniert so nicht.

Auf Social Media kursiert eine vermeintliche „Eilmeldung“. Die Botschaft darin: Das RKI habe für die Grippewelle lediglich 411 Tote gemeldet. Noch vor zwei Jahren sollen es 25.100 gewesen sein, also 24.589 mehr. Die irreführende Schlussfolgerung daraus all die Grippetoten werden jetzt zu Corona gezählt, damit das Virus gefährlicher wirkt als es ist.

Wer Kopfrechnen kann, dem fällt schon bei der Rechnung der erste Fehler auf: Eigentlich müssten es demnach 24.689 Grippetote sein. Aber das nur nebenbei. Denn an der Aussage sind noch andere Dinge nicht stimmig.

Zahlen der Grippetoten falsch interpretiert

Die Zahl 411 stammt tatsächlich vom RKI, allerdings bereits vom April diesen Jahres. Sie gibt die Anzahl, all jener Menschen an, die bis dahin seit Oktober 2019 an der Grippe gestoben sind. Das RKI porträtiert die Entwicklungen der Influenza für jede Kalenderwoche, so kann man die Gesamtzahlen und den Anstieg der Grippetoten innerhalb bestimmter Zeiträume genau bestimmen.

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Bereits im April haben wir über einen fast deckungsgleichen Post berichtet, der Grippetote mit Coronatoten verglich. Schon damals sind wir zu dem Schluss gekommen: Dieser Vergleich kann so nicht gezogen werden.

Denn die Art der Berechnung ist schlichtweg falsch. Im April wie heute. Bei den 25.100 Toten der Grippewelle 2017/2018 handelt es sich lediglich um eine Schätzung. Für den Zeitraum gibt es nur 1.674 laborbestätigte Fälle, wie man aus dem „Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland Saison 2018/19“ des RKI erfährt.

Demnach sind die 25.100 Toten lediglich eine Exzess-Schätzung. Eine „Exzess-Schätzung“ führt „die der Influenza zugeschriebene Sterblichkeit mittels statistischer Verfahren“ an. Im Zuge einer solchen Schätzung wird erst eine Hintergrundmortalität errechnet. Diese besagt die erwartete Todesrate noch ohne Einfluss der Influenza. „Die mittels statistischer Verfahren geschätzte Anzahl zusätzlicher Todesfälle wird als Exzess-Mortalität bezeichnet,“ so das RKI.

Etwas ganz anderes sind die laborbestätigten Todesfälle. Jene sind „Todesfälle mit laborbestätigter Influenzainfektion gemäß Infektionsschutzgesetz“, die an das RKI übermittelt werden. Diese Zahl hat aber keinen Einfluss auf die Exzess-Schätzung.

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Immer wieder der gleiche hinkende Vergleich

In jener „Eilmeldung“ (die schlichtweg schon vom Namen irreführend ist, weil die Zahlen bereits alt sind) werden also Zahlen verglichen, die nicht miteinander verglichen werden können. Die 411 Grippetoten sind nämlich laborbestätigte Fälle von 2019/20 und die 25.100 sind eine Exzess-Schätzung von 2017/18.

Die Tatsache, dass wir diesen Artikel schon im April so oder so ähnlich verfasst haben, zeugt neben dem eher unkreativen Vorgehen der Ersteller*Innen solcher Posts auch davon, dass immer wieder die gleichen Mittel angewendet werden. Es ist der Versuch, zum einem jenen, die eh schon von einer Corona-Verschwörung überzeugt sind, eine weitere Bestätigung mit falsch ausgelegten Zahlen zu geben oder aber Menschen mit den immer wieder gleichen irreführenden Behauptungen auf ihre Seite zu ziehen.

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