Covid-19-Antigen-Tests enthalten giftige Flüssigkeit?
Aufgrund einer privat finanzierten Laboranalyse der Pufferlösung in Covid-19-Antigen-Tests wird besonders der österreichischen Bundesregierung Fahrlässigkeit vorgeworfen. Die Tests würden in Schulen von Schüler:innen, und in jedem Wohnzimmer von Laien durchgeführt werden, die mit diesen giftigen Substanzen Kontakt bekommen. Was ist dran an den Vorwürfen?
Die Behauptung
Die Bundesregierung hätte dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) per Gesetz verboten, die Covid-19-Antigen-Tests auf eventuell giftige Inhaltsstoffe zu untersuchen. Nun sei bei einer privat finanzierten Laboranalyse herausgekommen, dass sich außerordentlich toxische Substanzen in den Tests befinden, die bereits auf der Haut wirken würden. Da diese Stoffe auf Packung und Beipackzettel in Österreich nicht deklariert seien, würde es zu einer Gefährdung der körperlichen Sicherheit besonders im Schulbereich kommen.
Unser Fazit
Laut BASG und DGUV sind die Mengen der toxischen Chemikalien in der Pufferlösung so gering, dass es selbst bei nicht ordnungsgemäßem Gebrauch zu keinen Schädigungen kommen kann. Dennoch sollten idealerweise weder Kinder noch Erwachsene mit der Flüssigkeit in Berührung kommen. Das BASG hat kein Testverbot von der Bundesregierung erhalten. Die Pufferlösung wurde von anderen Behörden im Europäischen Wirtschaftsraum getestet und als unbedenklich evaluiert.
Wer kennt sie nicht, die Antigen-Tests, die uns in den letzten Jahren ständig begleiten. Routiniert packen sich die Utensilien fast schon von selbst aus und es ist bei vielen von uns kaum mehr ein Blick auf den Beipackzettel notwendig. Doch was ist da eigentlich drinnen? Was sind diese paar wenigen Tropfen an Flüssigkeit, die Pufferlösung genannt wird? Warum sind das nur ein paar Tropfen und nicht viel mehr?
Die Laboruntersuchung der „Wir-EMUs“:
Das Unternehmensbündnis „Wir-EMUs – Zur Förderung von Gesellschaft und Wohlbefinden“ hat vier dieser Pufferflüssigkeiten in einer privat finanzierten Laboranalyse untersucht. Daraus ergab sich, dass sich Natriumazid und auch Triton X-100 in der Pufferflüssigkeit befinden. Diese Flüssigkeiten, so wird behauptet, würden die menschlichen Zellen angreifen, abtöten und zersetzen. Sie gelten als hoch toxisch.
Die Pressekonferenz zu dem Thema wurde auf RTV Privatfernsehen und in mehreren sozialen Medien übertragen. Auf der Konferenz sprach tatsächlich nur ein einziger Gerichtsmediziner neben der Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins, einem Rechtsanwalt, einem Lehrer und einem Journalisten.
Was ist Natriumazid, und was macht es im Covid-19-Test?
Natriumazid ist das Natriumsalz der Stickstoffwasserstoffsäure. Die Uni Münster gibt an, dass es sich hier um ein Mittel mit hoher toxischer Wirkung handelt.
„Mengen von 5 bis 10 mg können den Sehnerv lähmen, tiefe Ohnmacht usw. hervorrufen (Wirkung beruht auf der Blockade des Cytochromoxydase-Systems). Sehr giftig für Wasserorganismen kann in Gewässern längerfristig schädliche Wirkung haben.
Uni Münster – Natriumazid (PDF)
In den Covid-19-Antigen-Tests fungiert dieses chemische Mittel als Konservierungsmittel. Es verhindert, dass die Pufferlösung vor der Anwendung durch Mikroorganismen oder Viren kontaminiert wird.
In jedem Pufferröhrchen befinden sich 0,1 mg bis maximal 0,35 mg Natriumazid.
Was ist Triton X-100?
Es ist ein nichtionisches Tensid aus der Gruppe der Octylphenolethoxylate.
Es kann schwere Augenreizungen und allergische Hautreaktionen verursachen, und deshalb sollten im Umgang mit der Chemikalie Augen- und Gesichtsschutz sowie Handschuhe getragen werden.
In den Covid-19-Antigen-Tests fungiert diese Chemikalie als Lösungsmittel, die das Kernhüllenprotein aus den eventuell vorhandenen Viruspartikeln freisetzen kann. In jedem Röhrchen befinden sich insgesamt ca. 350 μl (0,35 ml) Flüssigkeit. Von dieser gesamten Flüssigkeit sind maximal 1,5 % Triton X-100 aufzuweisen.
Hier die genauen Infos aus den Studien zur Menge der Chemikalien in den Covid-19-Antigen-Tests
Der Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Spitzenverband (DGUV) gibt im Februar 2022 eine vierseitige Stellungnahme zum Thema: „Inhaltsstoffe von Corona (SARS-CoV-2)-Antigen-Schnelltests“ heraus.
Hier heißt es in Bezug auf Natriumazid in den Tests:
„Der Extraktionspuffer eines Antigentests enthält beispielsweise laut Information des Herstellers 0,1 % Natriumazid (dies entspricht 1 mg/ml). Das Testkit wird mit bereits vorgefüllten Extraktionspufferröhrchen mit je 350 µl (0,35 ml) Puffer geliefert, die sofort einsatzbereit sind. Jedes Extraktionspufferröhrchen beinhaltet dementsprechend 0,35 mg Natriumazid. Das ist eine sehr geringe Menge, vergleicht man dies z.B. mit einer früher beschriebenen therapeutischen Anwendung von 0,65 – 3,9 mg, bei der keine gesundheitlichen Schäden auftraten (für detailliertere Informationen siehe MAK-Begründungspapier 20031). Häufig sind jedoch auf den Gebrauchsanleitungen unterschiedlicher Herstellerfirmen Konzentrationen von Natriumazid mit „weniger als 0,1 mg/ml“ angegeben. Somit befinden sich sehr geringe Konzentrationen an Natriumazid in diesen SARS-CoV-2 Antigentests.“
DGUV – Inhaltsstoffe von Corona (SARS-CoV-2)-Antigen-Schnelltests (PDF)
Hier heißt es in Bezug auf Triton-X-100 in den Tests:
„Die Konzentration dieser Stoffe in der Pufferlösung der Corona-Antigentests ist hingegen sehr gering. So enthält der Puffer eines Produktes, laut Angaben des Herstellers, das Detergens Triton-X-100 in einer Konzentration von 1,5 %. Die Pufferlösung wird überwiegend in bereits gebrauchsfertig vorgefüllten und verschlossenen Röhrchen im Testkit geliefert. Das Flüssigkeitsvolumen ist sehr klein und beträgt pro Röhrchen ca. 350 μl (0,35 ml). Bei Verwendung des Tests gemäß Gebrauchsanleitung ist ein Kontakt zu der Pufferlösung äußerst unwahrscheinlich. Durch die sehr niedrige Konzentration des Detergens in der Pufferlösung besteht aber selbst bei unsachgemäßem Gebrauch oder einem versehentlichen Kontakt des Puffers mit der Haut keine Gesundheitsgefahr.“
DGUV – Inhaltsstoffe von Corona (SARS-CoV-2)-Antigen-Schnelltests (PDF)
Es zeigt sich also, dass beide toxische Mittel in den Covid-19-Antigen-Tests in so geringer Menge zu finden sind, dass sie nicht gesundheitsschädigend sein können, selbst wenn sie nicht ordnungsgemäß verwendet werden. Natürlich sollten Kinder die Tests nur unter Aufsicht durchführen, und idealerweise sollte niemand Kontakt mit der Pufferflüssigkeit haben.
Warum braucht es chemische Stoffe in den Covid-19-Antigen-Tests?
Die Pressestelle des BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen) argumentiert wie folgt:
„Alle auf dem Markt verfügbaren Corona-Schnelltests enthalten chemische Stoffe. Anders wäre ein solcher Test gar nicht möglich: Sie sind notwendig, um zu einem verlässlichen Ergebnis zu kommen. Die Aufgabe eines Stoffs kann sein: Er knackt die Erregerhülle, um an ein spezielles Vireneiweiß zu gelangen. Dieses sorgt dafür, dass der Test im Falle einer Infektion ein positives Testergebnis anzeigt. Außerdem soll der Stoff die möglicherweise in den Proben enthaltenen Viren abtöten und dafür sorgen, dass die Abstrichlösung nicht infektiös ist.“
Warum werden diese Stoffe nicht klar und deutlich gekennzeichnet?
Das BASG gibt hier an, dass dies aufgrund der geringen Konzentration gesetzlich nicht notwendig sei.
Wer hat die Tests untersucht?
Der Vorwurf, das BASG hätte die Tests nicht untersucht, ist tatsächlich wahr. Allerdings wurde die Pufferlösung aller Tests laut BASG von einer anderen Behörde des EWR (Europäischen Wirtschaftsraums) untersucht, und im Rahmen der Sonderzulassung wurden keine gesetzlichen Abweichungen gefunden. Deshalb wurde den Tests eine temporäre Sonderzulassung erteilt.
Fazit
Laut BASG und DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) sind die Mengen der toxischen Chemikalien in der Pufferlösung so gering, dass es selbst bei nicht ordnungsgemäßem Gebrauch zu keinen Schädigungen kommen kann. Dennoch sollten idealerweise weder Kinder noch Erwachsene mit der Flüssigkeit in Berührung kommen.
Das BASG hat kein Testverbot von der Bundesregierung erhalten. Die Pufferlösung wurde von anderen Behörden im Europäischen Wirtschaftsraum getestet und als unbedenklich evaluiert.
Update 13.10.2022
Aufgrund von mehreren Anfragen zu diesem Thema haben wir nochmals beim BASG nachgefragt. Hier unsere Fragen und die jeweiligen Antworten des BASG Pressemanagements:
Autorin: Elke Haberl, Mimikama
Quelle:
Uni Münster – Natriumazid (PDF), DGUV – Inhaltsstoffe von Corona (SARS-CoV-2)-Antigen-Schnelltests (PDF)
Das könnte dich auch interessieren: Impfstoff-mRNA in Muttermilch nachgewiesen – Experten geben Entwarnung
FAKE NEWS BEKÄMPFEN
Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!
Mit Deiner Unterstützung via PayPal, Banküberweisung, Steady oder Patreon ermöglichst Du es uns, Falschmeldungen zu entlarven und klare Fakten zu präsentieren. Jeder Beitrag, groß oder klein, macht einen Unterschied. Vielen Dank für Deine Hilfe! ❤️
Mimikama-Webshop
Unser Ziel bei Mimikama ist einfach: Wir kämpfen mit Humor und Scharfsinn gegen Desinformation und Verschwörungstheorien.
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Kämpfe mit uns für ein echtes, faktenbasiertes Internet! Besorgt über Falschmeldungen? Unterstütze Mimikama und hilf uns, Qualität und Vertrauen im digitalen Raum zu fördern. Dein Beitrag, egal in welcher Höhe, hilft uns, weiterhin für eine wahrheitsgetreue Online-Welt zu arbeiten. Unterstütze jetzt und mach einen echten Unterschied! Werde auch Du ein jetzt ein Botschafter von Mimikama
Mehr von Mimikama
Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!
Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.