Kein Fake: Das Gesicht des Soldaten vor und nach dem Krieg

Zwei Fotos zeigen das Gesicht eines sowjetischen Soldaten, 1941 vor, 1945 nach dem Krieg. Vier Jahre, die ihn deutlich prägten.

Autor: Ralf Nowotny

Aktuell machen zwei Fotos in den sozialen Medien die Runde, auf dem man einen Mann erkennen kann. Es wird dazu geschrieben, dass anhand dieser beiden Bilder erkennbar ist, was der Krieg aus einem Mann macht, der die Gräuel erlebt hat. Viele Nutzer vermuten hier einen Fake, dem ist jedoch nicht so.

Die Fotos

Um diese beiden Fotos handelt es sich:

MIMIKAMA
Keine Fälschung: Nur vier Jahre liegen zwischen den Bildern

Wer ist dieser Mann?

Die beiden Fotos stehen nebeneinander im Andrej-Posdejew-Museum. Die Bildunterschrift des Museums lautet: „(Links) Der Künstler Eugen Stepanovich Kobytev an dem Tag, als er 1941 an die Front ging. (Rechts) 1945, als er zurückkehrte“.

Der Blick des jungen Mannes ist es, der gefangen hält. Im linken Bild schaut er einen noch an. Im rechten Bild blickt er durch einen hindurch.

Kobytev war Künstler, Schriftsteller und Lehrer. Als die Nazis in die Sowjetunion einmarschierten, wurde er Gefreiter im Artillerieregiment 821. Artillerieregiment. Im Kampf verwundet, kam er als Kriegsgefangener in das Konzentrationslager Chorol, wo 90.000 Kriegsgefangene und Zivilisten, oft Juden, ermordet wurden.

1936 begann er sein Studium am Staatlichen Kunstinstitut in Kiew. Seine Leidenschaft galt der Malerei, insbesondere Porträts und Panoramen aus dem täglichen Leben. 1941 schloss er sein Kunststudium ab und wollte gerade erst sein künstlerisches Leben beginnen, als am 22. Juni die Sowjetunion von Nazi-Deutschland angegriffen wurde.

Kobytev meldete sich freiwillig als Soldat und wurde mit seinem Regiment in eine heftige Schlacht zum Schutz der kleinen Stadt Pripjat verwickelt. Im September 1941 wurde er am Bein verwundet und geriet in Kriegsgefangenschaft: In das berüchtigte Konzentrationslager „Grube Chorol“ – so benannt, weil es in einer tiefen Lehmgrube in der Nähe einer verlassenen Ziegelei lag.

Das KZ war wortwörtlich nur eine Grube. Nur wenige der Insassen passten in die einzige Baracke, die meisten mussten bei Wind und Wetter draußen bleiben. Kobytev lenkte sich mit der Sache ab, die er liebte: mit Kunst.

Kobytev machte Notizen und Skizzen von dem, was er sah. Als die Wachen herausfanden, was er tat, befahlen sie ihm, ihre Porträts zu zeichnen.
Man kann davon ausgehen, dass diese Porträts, für die er mit Essen „bezahlt“ wurde, schmeichelhafter waren als seine späteren Zeichnungen:

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Zeichnungen von Eugen Stepanovich Kobytev, Quelle: cultura24

Im Jahr 1943 gelang Kobytev die Flucht aus der Gefangenschaft und er schloss sich erneut der Roten Armee an. Er nahm an verschiedenen Militäroperationen in der Ukraine, Moldawien, Polen und Deutschland teil.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ihm die Medaille „Held der Sowjetunion“ für seine hervorragenden militärischen Leistungen während der Kämpfe um die Befreiung von Smila und Korsun in der Ukraine verliehen. Das Oberkommando weigerte sich jedoch, ihm die Medaille für den Sieg über Deutschland zu verleihen, da seine militärische Karriere durch die Kriegsgefangenschaft „verdorben“ war.

Kobytev wurde nach dem Krieg ein Kunstlehrer. Um seine Erfahrungen zu verarbeiten, zeichnete er sehr viel, veröffentlichte ein Buch über seine Erfahrungen und stellte seine Zeichnungen aus.

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Weitere Zeichnungen von Kobytev, Quelle: domiskusstv24

Vor allem an den Orten, an denen er einst Gefangener, Flüchtling und Soldat war, stellte er seine Arbeiten aus und ließ die Einheimischen sich selbst, aber auch ihre Peiniger in seinen Bildern erkennen.

Eugen Stepanovich Kobytev starb am 29. Januar 1973 in Krasnojarsk.

Wenn wir also diese beiden Fotos sehen, dann sehen wir nicht nur in die Augen eines Mannes vor und nach dem Krieg.
Wir sehen einen Mann, der in vier Jahren nicht nur einen Krieg, sondern auch die Gräuel eines Konzentrationslagers erlebte.

Quellen: Rare Historical Photos, Fake History Hunter

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