Gates-Stiftung aus Indien rausgeworfen: Stimmt das?

Autor: Andre Wolf

Artikelbild Gates: Shutterstock / Von VDB Photos
Artikelbild Gates: Shutterstock / Von VDB Photos

Bill Gates ist derzeit das personifizierte Feindbild vieler Verschwörungsmythen. Ob verantwortlich für das Coronavirus oder an RFID-Überwachungen, dem Microsoft Chef wird vieles nachgesagt.

Eine weitere Geschichte lautet, dass Indien die Bill und Melinda Gates Stiftung aus dem Land geworfen hätte. Verschiedene Blogs und Memes behaupten, er und seine Stiftung seien verantwortlich für verkrüppelte Menschen,

Konkret wird behauptet, der Polio-Impfstoff, den die Stiftung von Gates verabreicht, würde Kinder verkrüppeln lassen und dauerhafte Behinderungen hervorrufen.

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Es ist völlig korrekt, dass Gates über seine Bill & Melinda Gates Foundation Milliarden von Dollar zur Finanzierung von Forschungs- und Kinderimmunisierungsprogrammen in Entwicklungsländern aufgewendet hat.

Doch das folgende Meme und Berichte auf diversen Blogs geben ein verfälschtes Bild der Situation in Indien wieder, denn die Gates-Stiftung wurde weder verklagt, noch aus Indien herausgeworfen:

Gates Vorwurf
Gates Vorwurf

Faktencheck: Gates-Stiftung verklagt & rausgeworfen?

Die, dass die Bill und Melinda Gates Stiftung in Indien aufgrund des Impfstoffs verklagt worden wäre, ist schlichtweg falsch. Die Kollegen von Snopes sind dieser Geschichte bereits vor längerer Zeit nachgegangen und haben den Anlass dieser falschen Darstellung gefunden.

Tatsächlich haben wir es mit einer Falschmeldung zu tun, die bereits lange vor dem Coronavirus kursierte, jetzt jedoch neu aufgeflammt ist, da Bill Gates stark in den Fokus von Verschwörungsmythen gerückt ist.

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Es gab laut Snopes weder eine Klage seitens der indischen Regierung, noch einen gezielten Rauswurf der Stiftung aus dem Land. Snopes beschreibt: Das Gerücht geht auf eine Studie der Weltgesundheitsorganisation PATH (Program for Appropriate Technology in Health) zurück, in der untersucht werden sollte, ob man die Zahl der Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) durch die Bereitstellung kostengünstiger Impfstoffe für verarmte Gemeinden verringern könnte. Diese Studie wurde in Uganda, Peru und Vietnam durchgeführt. Es waren dann die Bemühungen der Gruppe in Indien, die für Kontroversen sorgten.

Stopp durch Regierung

Ab 2009 arbeitete PATH mit dem Council of Medical Research der indischen Regierung sowie mit lokalen Regierungen zusammen, um mehr als 20.000 Mädchen im Alter von 10 bis 14 Jahren mit HPV-Impfstoffen zu versorgen.

Im April 2010 kam es jedoch zu einem Stopp durch die indische Regierung, nachdem lokale Medienberichte behaupteten, sieben der an der Studie beteiligten Mädchen seien nach Erhalt ihrer Impfstoffe gestorben.

Die indische Regierung leitete in dieser Angelegenheit ebenfalls eine Untersuchung ein. Während die Regierung PATH einige ethische Fehler vorwarf (wie z.B. nicht ordnungsgemäß eingereichte Einwilligungserklärungen), kamen die Forscher zu dem Schluss, dass die Todesfälle nicht mit den Impfstoffen zusammenhingen. So stand beispielsweise einer der Todesfälle im Zusammenhang mit einem Mädchen, das in einem Steinbruch ertrank, und ein weiterer mit einem Schlangenbiss.

Zusammengefasst kann man also sagen: Verklagt Indien Bill Gates wegen HPV-Impfungen? Nein! Wurde seine Stiftung aus Indien rausgeworfen? Nein!

Weiterführende Informationen in den Snopes-Faktenchecks:

  • Is Bill Gates Being Sued by India Over Vaccination Deaths? (HIER)
  • Was the Bill and Melinda Gates Foundation Kicked Out of India? (HIER)

Artikelbild Gates: Shutterstock / Von VDB Photos

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