Faktencheck zum „weißen Bulli in Neunkirchen“

Autor: Kathrin Helmreich

Faktencheck zum "weißen Bulli in Neunkirchen"
Faktencheck zum "weißen Bulli in Neunkirchen"

In Neunkirchen soll ein Mann Kinder in seinen „weißen Bulli“ locken. Angeblich fährt der Typ durch ganz Deutschland – und das seit über 8 Jahren.

Auf Facebook kursiert eine Warnung über einen Mann, der Kinder in seinen „weißen Bulli“ lockt

Die Warnung betrifft Neunkirchen und Umgebung, doch soll der Typ durch ganz Deutschland fahren.
Es handelt sich dabei um eine Falschnachricht, die bereits seit Ende des Jahres 2011 auf Social Media Plattformen kursiert.

Die Nachricht wird seit Anfang Februar 2020 wieder auf Facebook geteilt. Es geht um folgenden Text:

Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org

ACHTUNG !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Achtung an alle Neunkirchen und umgebungen.. Heute war die Polizei an den Schulen in KH und hat nochmal darauf hingewiesen, dass wir allen Kindern sagen sollen, dass sie auf keinen Fall in einen weißen Bulli steigen sollen! Denn es wurde jetzt mehrfach ein VW Bulli gesehen und der Mann hat sich als Fahrer der VBE ausgegeben und sagte den Kindern, die Busse sein defekt. Der Typ fährt wohl durch ganz Deutschland, also posten!!! (…Auch wenn ihr keine Kinder habt, bitte posten !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Der Faktencheck

Die Nachricht ist unglaubliche 8 Jahre alt. Seinen Anfang findet der Text Ende des Jahres 2011. (wir berichteten)

In einem Auszug der „Augsburger Allgemeinen“ vom 15.10.2011 heißt es:

Die Geschichte hätte fast etwas Kurioses, wäre der Hintergrund nicht so ernst. Und würde es dabei nicht um die aufrichtigen Ängste und Sorgen so vieler Menschen gehen. Es beginnt am 19. September in Kempten. Das neue Schuljahr hat gerade angefangen. Ein Mann spricht in der Nähe einer Grundschule aus einem Auto heraus eine Gruppe Kinder an. Es gibt offenbar ein kurzes Gespräch, die Kinder bleiben stehen, der blaue Wagen fährt davon. Noch am gleichen Tag geht eine Meldung zu dem Vorgang bei der Polizei ein – inklusive Personenbeschreibung und dem KFz-Kennzeichen des Fahrzeugs.

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Anhand der detaillierten Informationen hat die Polizei leichte Arbeit. Sie ermittelt den Fahrer – und kann ziemlich schnell Entwarnung geben. Wie sich herausstellt, wollte der Mann seine Enkelin von der Schule abholen, verpasste diese wohl aber und erkundigte sich daher bei ihren Klassenkameraden.

Soweit, so gut. An dieser Stelle könnte die Geschichte unter dem Vermerk „Missverständnis aufgeklärt“ eigentlich enden. Tut sie aber nicht. Denn zu diesem Zeitpunkt war das Gerücht vom mysteriösen Autofahrer bereits im Umlauf.

Danach verselbstständigte sich die Geschichte recht schnell und wurde in mehreren Versionen auf Social Media Plattformen verbreitet. Dabei war es egal, ob dieser mysteriöse Mann zur gleichen Zeit in Norddeutschland oder in Südösterreich unterwegs war. In vielen Fällen konnte der Hoax recht schnell aufgeklärt werden. So hatten sich zum Beispiel zwei Volksschulkinder in Klagenfurt den Entführer nur ausgedacht. (siehe hier)

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Auch in Deutschland stellte sich heraus, dass die Informationen nur vom „Hörensagen“ herrührten bzw. diese auf Social Media Plattformen aufgeschnappt und einfach weitergegeben wurden. Die Quelle zur Pressemitteilung ist leider heute nicht mehr verfügbar:

Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org

Fazit:

Es handelt sich um eine Falschmeldung, die bereits seit Oktober 2011 kursiert. Dieses Beispiel zeigt, dass auch nach über 8 Jahren das Internet eben nicht vergisst.

Damals wie heute gilt: Unterbrich die Kette und teile die Nachricht nicht weiter! Informiere dich bei der örtlichen Polizei und recherchiere genau, bevor du eine Warnung auf Social Media teilst.

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