Falsches Infektionsvideo lockt in eine Datensammler-Falle

Autor: Ralf Nowotny

Lange sind wir dieser Masche auf Facebook nicht mehr begegnet, doch da ist sie wieder: Angebliche Videos, die man erst teilen muss, damit man sie sehen kann.

Und hier haben wir es gleich im doppelten Sinne mit einem „Oldie“ zu tun, denn das Vorschaubild alleine ist ja sbereits ein jahrealter Hoax für sich alleine. Aber der Reihe nach!
Jener Statusbeitrag verteilt sich derzeit:

Screenshot Facebook
Screenshot Facebook

Der Mensch stirbt sofort nach der Ausbreitung der Infektion
Du wirst nie wieder waschen, nachdem du das Video angesehen hast“

Nun haben wir ein wenig Panik davor, uns tatsächlich nie wieder zu waschen, nachdem wir ein Video angesehen haben. Welche geheimnisvolle Infektion mag sich hinter diesem total echt aussehenden Vorschaubild des Videos verstecken? Wir sind einfach zu neugierig, wir müssen es wissen!

Also klicken wir mal freimütig (und leichtgläubig) das Video an:

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

„Auf Teilen klicken und dieses Video auf Facebook posten, um es anzuschauen“

Es öffnet sich eine neue Seite, die nur optisch wie Facebook aussieht. Die angeblichen Kommentare darunter sind ebenfalls nicht echt.
Wir bleiben aber mal weiter in der Rolle des neugierigen Nutzers und teilen das Video. Daraufhin passiert Folgendes:

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

Sehr anständig! Augenscheinlich machen sich die Ersteller des vermeintlichen Videos Sorgen, dass man unter 13 Jahre alt ist, weswegen man, um sein Alter zu bestätigen, erst einmal an einem Gewinnspiel teilnehmen soll.
Wer jetzt hier die Logik vermisst (Hä? Ich bestätige mit einem Gewinnspiel mein Alter?), dem sei gesagt: Wir verstehen es auch nicht.

Aber na gut, auch hier bleiben wir mal weiter leichtgläubig und klicken eines der Gewinnspielmöglichkeiten an:

Screenshot mimikama.org
Screenshot mimikama.org

Und schon landen wir bei „Inside Lead“, die unsere Daten haben wollen, dazu noch unser Einverständnis, dass uns Sponsoren telefonisch, per Post und per E-Mail kontaktieren dürfen. Und das sind nicht etwa Wenige, sondern mehrere dutzend „Sponsoren“, in dessen Verteiler wir dann landen.

Gewinn? Keiner. Video? Keines. Spam? Viel!

Seit Jahren begegnen wir diesen Lead-Generierern, einfacher ausgedrückt: Datensammlern. Diese Seiten versprechen Gewinne, die man nie erhält, stattdessen bekommt man aber sehr viel Spam in Form von SMS-Nachrichten, Telefonanrufen und natürlich E-Mails.
Es ging hier zu keinem Zeitpunkt darum, ein Video freizuschalten. Stattdessen ist dies alles nur eine weitere Lockmethode, um an für die Generier wertvolle Nutzerdaten zu kommen, die selbst verwendet und/oder weiterverkauft werden.

Und das Vorschaubild? Was ist das denn für eine Krankheit?

Dabei handelt es sich um eine besonders starke Form von Photoshopus Fakensis. Dabei nehmen die Nutzer ein Bildbearbeitungsprogramm und kombinieren zwei oder mehrere Bilder, um ein neues Bild zu erzeugen.
In jenem Bild wurde eine Pflanze dazu benutzt, um wie eine Infektionswunde auszusehen: Die Hülsen einer Lotosblüte. Die Seite „Urban Legends“ auf Facebook zeigte bereits 2014 mit einem Bild jene Fotomanipulation:

Screenshot Facebook
Screenshot Facebook

Generell wird bei dieser Art von Bildern versucht, mit möglichst ekligen oder unglaublichen Motiven die Aufmerksamkeit und Neugier des Nutzers zu wecken. Das einzig “unglaubliche” ist bei diesen Bildern allerdings nur das Talent des Erstellers, mit Photoshop umzugehen (und eigentlich ist auch das nicht wirklich schwierig, wenn man etwas Übung hat). Wer letztendlich die Idee hatte, solche Bilder überhaupt zu erstellen, bleibt ungeklärt. Ein Mitglied in unserem Team berichtete, dass diese Art von Bildern bereits vor über 10 Jahren auf dem Imageboard “4Chan” zu sehen gewesen sei.

Fazit

Zu keinem Zeitpunkt ging es darum, ein Video freizuschalten. Dies ist nur eine Lockmethode von Datensammlern, damit Nutzer an einem vermeintlichen Gewinnspiel teilnehmen. Ein Video gibt es nach Eingabe der Daten nicht zu sehen.

Nutzer, die auf diese Methode reingefallen sind, sollten das geteilte „Video“ von ihrer Facebook-Timeline löschen, damit nicht auch noch andere Nutzer darauf hereinfallen!

 

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