Faktencheck: Das Lamm in der künstlichen Gebärmutter

Autor: Ralf Nowotny

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künstliche Gebärmutter

Immer wieder mal kursiert auf Facebook das Bild eines Lammes in einem Plastiksack, genauer gesagt: einer künstlichen Gebärmutter.

Mehrere Artikel dazu, die allesamt von einer bestimmten Seite kommen, suggerieren, dass diese künstliche Gebärmutter im Zusammenhang mit Klonforschung stehe.

Gebärmutter
Screenshots: mimikama.org

Die künstliche Gebärmutter

Tatsächlich ist das Bild echt und zeigt ein extrem frühgeborenes Lamm, welches sich in einem (Achtung, jetzt wird es wissenschaftlich!) „pumpenlosen, niederohmigen Oxygenator-Kreislauf innerhalb einer geschlossenen Fluidumgebung mit kontinuierlichem Flüssigkeitsaustausch und einer Nabelschnur“ befindet, oder kurz gesagt: in einer künstlichen Gebärmutter.

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Wozu soll das gut sein?

In den USA gibt es im Durchschnitt 30.000 Frühgeburten pro Jahr, bei denen die Kinder jünger als 26 Wochen (zwischen dem 6. und 7. Schwangerschaftsmonat) sind, die extreme Frühgeburt ist die häufigste Ursache für Kindersterblichkeit in Amerika und macht ein Drittel aller Säuglingstode, sowie die Hälfte aller Fälle, bei denen die Kinder durch die Frühgeburt eine Behinderung davontragen, aus.

Zwar haben sich die Überlebenschancen für Frühgeborene in den letzten Jahrzehnten stark verbessert, so können bereits Säuglinge überleben, die bereits in der 22. bis 23. Schwangerschaftswoche (5. – 6. Monat) geboren werden, doch liegt deren Überlebenschance nur bei 30 – 50 Prozent. Mit 90-prozentigem Risiko leiden diese Frühgeburten später an Lungenerkrankungen, sie tragen ein erhöhtes Sterberisiko durch unterentwickelte Organe, oder weisen lebenslange Behinderungen auf.

Es geht hier also nicht etwa um Klontechnik, sondern um die bestmögliche Versorgung von Frühgeburten mit einer neuartigen Technik, die im April 2017 vom Kinderkrankenhaus Philadelphia vorgestellt wurde. Die Gebärmutter-ähnliche Umgebung, welche von pädiatrischen Forschern entwickelt wurde, ahmt die Umgebung eines Fötus nach, um zu früh geborenen Kindern wertvolle, zusätzliche Lebenswochen zu ermöglichen, in denen sich die Lunge und andere Organe weiter entwickeln können.

„Unser System könnte die schwere Morbidität von extrem frühen Säuglingen verhindern, indem es möglicherweise eine Medizintechnik anbietet, die es derzeit nicht gibt“,

so der Studienleiter Alan W. Dr. Flake, fötaler Chirurg und Direktor des Center for Fetal Research im Center for Fetal Diagnosis and Treatment am Children’s Hospital of Philadelphia (CHOP).

Insbesondere auf die Entwicklung der Lunge wird achtgegeben, weswegen auch Lämmer dafür verwendet werden, da die pränatale Lungenentwicklung bei Lämmern und Menschen sehr ähnlich ist. So wird auch von außen hin so wenig wie möglich auf das frühgeborene Lamm eingewirkt, keine externe Pumpe treibt das Herz an, kein Ventilator zur Entwicklung der Lungen. Einzig das Herz des Frühgeborenen pumpt Blut über die Nabelschnur in den externen Oxygenator, der die Mutterplazenta simuliert, auch das im Labor hergestellte Fruchtwasser fließt in und aus dem Beutel.

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Wann ist das mit Menschen möglich?

So positiv das Ganze klingt: Perfekt ist das System noch lange nicht. So kam es bei den Lämmern immer wieder zu Herz- und Kreislaufversagen, was nur durch externe Pumpen und Regulatoren ausgeglichen werden konnte. Auch wurden die Experimente auf eine Zeit von 60 Stunden begrenzt, in denen die Lämmer nur mit viel Mühe am Leben gehalten werden konnten, neuere Experimente laufen aber bereits mit längeren Lebenszeiten.
Einzig zwei frühgeborene Ziegen konnten bisher über 543 Stunden (rund 23 Tage) am Leben gehalten werden. Allerdings benötigten die Tiere eine Dialyse, hatten dauerhafte Lähmungen und verstarben schließlich an Atemwegsversagen.

Bis das System auf menschliche Frühgeburten angewendet wird, können noch Jahre bis Jahrzehnte vergehen, da noch einiges an Arbeit nötig ist, um es zu perfektionieren!

In diesem Video erklärt das „Children’s Hospital of Philadelphia“ die Idee hinter der künstlichen Gebärmutter und lässt die Wissenschaftler und Ärzte zu Wort kommen:

Fazit

Eine dystopische Panikmache, die bei dem Anblick einer künstlichen Gebärmutter sofort auf Klonexperimente schließt, ist also mehr als unangebracht:
Es geht darum, das Leben von Frühgeborenen zu retten, nicht etwa darum, Schafe und Menschen mittels einer neuen Methode zu klonen!

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