Vorhang auf für das Fake-Gewinnspiel der Facebook-Seite Tiny Home!

Autor: Kathrin Helmreich

Vorhang auf für das Fake-Gewinnspiel der Facebook-Seite Tiny Home!
Vorhang auf für das Fake-Gewinnspiel der Facebook-Seite Tiny Home!

Sie sind trendy und werden immer beliebter – Tiny Homes. Ein Grund mehr für Fake-Gewinnspielveranstalter, diese als Gewinn anzupreisen.

Gleiches Gewinnspiel, nur auf einer anderen Seite. Rund 30.000 Facebooknutzer haben bei diesem Gewinnspiel interagiert, obwohl es nichts zu gewinnen gibt.

So sehen diese Fakes aus:

Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org
Screenshot by mimikama.org

Tiny-Home Gewinnspiel
Wir verlosen ein Tiny-Home mit Innenausstattung nach Wahl.
So sicherst du dir deine Teilnahme:
1. Schreib uns in einem Kommentar die Stadt in der dein Tiny Home stehen soll.
2. Du musst Fan unserer Seite “ Tiny Home “ sein.
3. Teile diesen Beitrag.
Das Gewinnspiel wird am 19.08.2018 aufgelöst. Der Gewinner wird per Messenger kontaktiert.
Dieses Gewinnspiel besteht in keinem Zusammenhang mit Facebook.
Viel Glück!

Fake-Gewinnspiele

Bereits am 14.08.2018 berichteten wir über dieses Gewinnspiel. Doch hier wird das Tiny Home von einer anderen Seite verlost.

Noch immer werden solche Fake-Gewinnspiele massenhaft geteilt, kommentiert, geliked und wieso? Weil der Mensch doch irgendwie hofft, etwas gratis zu bekommen. Vor allem, wenn man sich im realen Leben eben kein Auto leisten kann oder kein Eigenheim besitzt.

Diese Betrüger spielen jedoch genau mit diesen Gefühlen und wollen den Nutzern gar nichts schenken, sondern lediglich sich selbst bereichern. Sie locken Nutzer mit hochwertigen Preisen an, um Likes zu generieren oder sie auf eine externe Webseite zu führen.

Checkliste unseriöser Gewinnspiele:

  • Nutzer werden zum “Liken” und “Teilen” gezwungen, was hier der Fall ist
  • es gibt kein (glaubwürdiges) Impressum
  • keine Teilnahmebedingungen vorhanden
  • keine Kontaktmöglichkeit
  • kein korrektes Unternehmen vorhanden
  • Seite existiert erst sehr kurz, was auch hier der Fall ist.
  • es werden keine Gewinner bekannt gegeben
  • Gewinne werden von Sponsoren zur Verfügung gestellt, die “nicht genannt werden wollen”
  • die Gewinne werden mit kopierten Bildern aus dem Internet beworben
  • achte bei bekannten Unternehmen auf den häufig vorhandenen blauen Verifizierungshaken hinter dem Seitennamen im Titelbild

Warum solche Fake-Gewinnspiele?

Warum machen das Leute, könnte man sich jetzt fragen. Was haben solche Fake-Gewinnspielveranstalter davon?

Im Prinzip geht es um Likes, Likes, Likes sowie um Nutzerdaten, die am Ende gewinnbringend verkauft werden. Die Daten landen in einer Datenbank, welche dann Jahre im Netz herumhängt. Der Nutzer kommt aus diesem Kreislauf nicht mehr heraus und darf sich in Folge auf etliche Werbemails, Werbeanrufe udgl. “freuen”. Aber nicht nur das, denn in den meisten Fällen werden solche Nutzerdaten auch weiter verkauft. So ein Datensatz kann dann dem Verkäufer schon ein paar Euro einbringen.

Die Betrüger haben es also vor allem auf persönliche Daten abgesehen bzw. wollen sie den Nutzer zu einem Affiliate-Programm locken.

“Affiliate”

Hier wird ab einem bestimmten Zeitpunkt die Beschreibung des Gewinnspiels verändert.

Die Teilnahmebedingungen bekommen einen Zusatz, meist wird ein Link eingefügt, den man besuchen soll. Dort warten dann irgendwelche Partnerprogramme, über welche der “Veranstalter” Provisionen einsackt. Im harmlosesten Fall sind es Partnerprogramme, die dem Teilnehmer einen Haufen Werbung bescheren, im extremen Fall verbirgt sich für die Besucher via Smartphone eine WAP-Billing-Abofalle hinter dem Link (bei welcher der Veranstalter natürlich ebenso Provisionen kassiert). Hin und wieder findet man diese hochgezüchteten Facebook-Seiten dann auch bei eBay zum Verkauf angeboten.

Egal, was da noch passiert: Den angepriesenen Gewinn gibt es nicht!

Augen auf, wenn es darum geht, seine persönlichen Daten ins Internet zu stellen. Lasst Euch nicht veräppeln! Zuerst denken – dann klicken!

Die berühmten 3 Schritte

Solche Gewinnspiele laufen in drei Stufen ab. Siehe auch das Fake-Gewinnspiel zum Phantasia Land. Denn bei Fake-Gewinnspielen, die eine starke Viralität haben, handelt es sich um ein Geschäftsmodell. Im Gegensatz zu echten Gewinnspielen, die von Firmen zu Werbezwecken veranstaltet werden, nutzen Fake-Gewinnspielveranstalter das Produkt als Lockvogel.

Den ersten Schritt stellt der Köder dar.

Dieser Köder taucht zumeist in Form einer Statusmeldung auf Facebook, in einer WhatsApp Nachricht oder in seltenen Fällen auch als Instagram-Meldung auf. Diese Köder sind in ihrer Art alle identisch: Sie vermitteln die Hoffnung auf einen Gewinn, den man im Grunde schon in der Tasche hat. Sie verführen durch die Leichtigkeit der Teilnahme und locken auf eine Webseite. Es handelt sich hierbei um den Köder. Der Köder ist der virale Einstieg in den Gewinnspielablauf.

Schritt zwei stellt meist eine Webseite dar,

…die sich als ein vermeintliches Gewinnspiel mit einer Fragerunde ausgibt. Diese Fragerunde ist nicht zwingend immer vorzufinden, da sie zum einen irrelevant ist und auch nur ein Gewinnspiels vortäuschen soll. Wir nennen diesen Schritt zwei auch die Brücke. Die Brücke zeigt sich in Form eines Fake-Gewinnspiels, in dieser Brücke wird einem zumeist der Gewinn direkt versprochen, es wird getäuscht und mit gefälschten Elementen gearbeitet. Diese Brücke ist letztendlich auch eine illegale Komponente, da die gegebenen Versprechen nicht eingehalten werden und sich der Aufbau sowie die Darstellung geschützter grafischer Elemente bedient. Das Corporate Design bestehender Firmen und deren Produkte werden gnadenlos ausgenutzt, auf der Brücke gibt man sich auch gerne als die dargestellte Firma aus. Ziel der Brücke:

a) Viralität erzeugen (Beispiel: leite dieses Gewinnspiel an 20 Kontakte weiter)
b) ein Link wird eingebaut, der zu dem vermeintlichen Gewinn führen soll

Den dritten und abschließenden Schritt

…stellt ein sogenanntes Affiliate Programm dar. Man verlässt die Brücke über einen Link, der einen Partnercode beinhaltet, welcher zu einem Provisionsprogramm gehört. Es handelt sich hierbei um ein Affiliate, welches nach Möglichkeit inhaltlich mit dem in der Brücke verlaufenen Fake-Gewinnspiel korreliert. Wir nennen diese abschließende Verlinkung den Ausgang. Merke: Der Ausgang selbst, also die Affiliates, auf die verlinkt wird, ist nicht illegal! Es handelt sich dabei um Geschäftsmodelle, bei denen der jeweilige Anbieter solcher Programme seine Vertriebspartner durch Provisionen vergütet.

Diese Vertriebspartner werden vom Anbieter durch einen Identifikationscode erkannt, so dass jeder neu registrierte Teilnehmer an dem Affiliate Gewinnspiel auch dem Vertriebspartner zugeordnet werden kann. Derjenige, der die Brücke gestaltet, entscheidet übrigens beliebig, welches Partnerprogramm er als Ausgang benutzt. Häufig finden wir auch Systeme vor, welche die Herkunft und die Geräteangaben des Teilnehmers auslesen und somit spezifisch auf unterschiedliche Provisionsprogramme leiten. Daher kann man nie eindeutig sagen, welches Provisionsprogramm am Ende aufgerufen wird, im schlimmsten Fall landet man auf dubiosen WAP-Billing Geschichten oder undurchsichtigen Abo-Serviceleistungen.

Screenshot by mimikama.org

Der Fake zählt!

Daher hat der Verfasser von Köder und Brücke, der durchaus auch der jeweilige Vertriebspartner des Affiliate-Anbieters sein dürfte, ein großes Interesse daran, dass seine Fake-Geschichte im Vorfeld so glaubwürdig wie möglich klingt, gleichzeitig aber auch ein hohes Viralitätspotential besitzt.

Gut gelogen ist daher im Falle von Fake-News, sowie auch Fake-Gewinnspielen, bereits halb gewonnen.

Beide bedienen sich der selben Elemente und sind daher durchaus als artverwandt zu sehen. Fake-Gewinnspiele sind zumeist jedoch etwas rudimentärer gestaltet und auch einfacher in ihrer Darstellung, da der pseudoredaktionelle Part ungleich kleiner ausfällt. Dies dürfte auch der Grund sein, warum Fake-Gewinnspiele wesentlich stärker verbreitet sind als kommerzielle Fake-News.

Du hast ein verdächtiges Gewinnspiel auf Facebook gefunden? Leite uns dieses bitte zur Prüfung weiter.

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